Kamala Harris am "Vogue"-Cover: Sind Converse für eine Vizepräsidentin zu leger?

Kamala Harris am "Vogue"-Cover: Sind Converse für eine Vizepräsidentin zu leger?
Die Demokratin ziert das Titelblatt der Februar-Ausgabe des Modemagazins - und sendet mit ihrem Outfit eine wichtige Botschaft.

Die Liste der Kritikpunkte schien minütlich länger zu werden. Am vergangenen Wochenende veröffentlichte die US-Vogue das Cover der Februarausgabe auf Instagram. Darauf zu sehen: Die baldige US-Vizepräsidentin Kamala Harris vor einem drapierten Vorhang in Pink-Grün.

„Das Bild ist so mies, dass ich es für eine Fälschung gehalten habe“, monierte eine Twitter-Nutzerin. Sie ist nur eine von vielen Personen, die die Gesamtaufmachung des Titelblatts für eine Frau in diesem Amt als nicht würdig erachten. Da Harris, Tochter einer indischen Krebsforscherin und eines jamaikanischen Wirtschaftswissenschafters, auf dem Cover ungewohnt hellhäutig wirkt, wurde schnell der Vorwurf laut,  Anna Wintour habe eine Nachbearbeitung veranlasst. Die berühmt-berüchtigte Chefredakteurin der US-Vogue sah sich im vergangenen Sommer mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert, räumte anschließend „Fehler“ im Umgang mit Mitarbeitern ein.

Business-Look mal anders

Auch das Styling der  Politikerin empfanden viele Fans als „respektlos“. Harris lächelt in einem locker sitzenden Blazer und einer legeren Hose in die Kamera, trägt dazu Sneakers von Converse. Die Kritiker bevorzugen die zweite, für die digitale Ausgabe vorhergesehene, Cover-Option. Auf dieser ist die Demokratin in einem hellblauen Hosenanzug zu sehen. Pikant: Angeblich war dies auch Harris’ präferierte Titelseite.

Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die 56-Jährige bei offiziellen Anlässen in den Kulttretern  zeigt. Während des Wahlkampfs trat die baldige Vizepräsidentin regelmäßig in „Chucks“ auf die Bühne und lieh sich beim Besuch einer Farm in New Hampshire sogar jene einer Mitarbeiterin, weil sie ihre vergessen hatte – und keinesfalls in High Heels den Termin auf schlammigem Boden absolvieren wollte. „Ich habe eine ganze Kollektion von Chuck Taylors: ein schwarzes Lederpaar, ein weißes Paar, die nicht zum Schnüren sind und jene, die geschnürt werden. Jene, die ich bei Hitze und jene, die ich in der kalten Jahreszeit anziehe. Und welche mit Plateau, wenn ich einen Hosenanzug trage“, sagte Kamala Harris im Jahr 2018 im Interview mit The Cut.

„Mit solchen Schuhen kommuniziert sie: Ich bin hart im Nehmen und schere mich nicht darum, was andere über mich denken“, sagt Stilberaterin Martina Forthuber im KURIER-Gespräch. „Sie zeigt, dass sie selbstbewusst ist und mit beiden Beinen fest im Leben steht.“  
Vor allem aber vermittle eine Converse-tragende Harris Nahbarkeit. „Sie bricht Hierarchien: Je näher man an der Mode des Volkes dran ist, umso mehr Sympathie erweckt man.“ Das tat sie bislang mit Erfolg.

Kamala Harris am "Vogue"-Cover: Sind Converse für eine Vizepräsidentin zu leger?

Warum also stören sich viele nach dem erfolgreich geschlagenen Wahlkampf an den auf dem Vogue-Cover abgebildeten Turnschuhen? Stil-Expertin Martina Forthuber: „Sympathie vermittelt so ein Look zwar, jedoch für einige vielleicht nicht das Vertrauen in ihre Fähigkeiten.“ Diese wird Kamala Harris während ihrer Amtszeit   sowieso anderweitig unter Beweis stellen müssen.

Den Look für das Vogue-Shooting hat sich die 56-Jährige übrigens selbst ausgesucht. Man darf also davon ausgehen, dass sie auch nach Amtsantritt nicht auf Sneakers verzichten wollen wird. Ganz im Gegenteil: Kamala Harris deutete bereits vor einigen Monaten an, dass im Weißen Haus ein gelockerter Dresscode eingeführt werden könnte. Gut so. Denn in ihrem Schuhschrank wartet noch ein ungetragenes Converse-Paar mit Pailletten.

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