Dorthin schickten Miuccia Prada und Co-Designer Raf Simons ihre Models. Teilweise aufgenommen an einem paradiesischen Fleckchen Sardiniens, ließ die rein digital präsentierte Fashion Show unter dem Motto „Tunnel zur Freude“ von einem Leben ohne Einschränkungen träumen – und lieferte die passenden Outfits dazu. Neben nautischen Prints mit Fischen und Oktopoden sowie dem schon seit einiger Zeit aus der modischen Versenkung aufgetauchten Fischerhut dürfte das Design-Duo einen der größten Männermode-Trends des Sommers 2022 ausgerufen haben: Ultrakurze Männerhosen standen im Fokus der Präsentation.
Frauen als Inspiration
Sogenannte Micro Shorts sind bereits jetzt in aller Munde: Serien-Star Milo Ventimiglia wurde kürzlich über Nacht zum Twitter-Hype, nachdem er von Paparazzi beim Verlassen eines Fitnessstudios im äußerst knappen Beinkleid abgelichtet worden war. Seine Intention war weniger modischer als praktischer Natur: „Die Shorts haben eine normale Länge, aber beim Work-out schiebe ich sie hoch, damit ich noch ein wenig härter trainieren kann.“
Vielleicht dürfte Ventimiglias plötzlicher Status als Modevorbild diesen dazu bewegen, kommendes Jahr auch im Alltag seine hart antrainierten Beinmuckis in Micro Shorts in Szene zu setzen. Genug Auswahl gäbe es nicht nur bei Prada, sondern auch bei Fendi, wo der Cargo Short einige Zentimeter abgezwackt wurden.
War in der Frauenmode einst Männerkleidung Quelle der Inspiration, läuft es nun – ganz dem Zeitgeist entsprechend – immer öfter umgekehrt. Kreativdirektorin Silvia Venturini Fendi zeigte neben Micro Shorts auch Bauchfreies sowie Täschchen zum Umhängen für den Mann. Geschlechtergrenzen? Endgültig Schnee von gestern.
Vielleicht für immer ist auch bei manchem Modehaus der Abschied von formeller Kleidung: Der klassische Hosenanzug fühlt sich nach über einem Jahr Homeoffice nicht mehr authentisch an und wurde unter anderem von Giorgio Armani und Brunello Cucinelli adaptiert. Die Materialien sind künftig auch im Joballtag fließender, die Schnitte nicht mehr so streng anmutend wie vor der Krise.
Moda di Ferrari
Für die kürzesten Shorts, die die Männerwelt seit Tom Selleck alias Magnum gesehen hat, mag vielleicht (noch) nicht jeder bereit sein. Vielleicht aber für Mode aus dem Hause Ferrari?
Man versteht bekanntermaßen etwas von Edelkarossen, dank dem neuen Chefdesigner Rocco Iannone nun auch von Kleidung. Der Italiener, der früher für Giorgio Armani arbeitete, stellte eine genderneutrale Kollektion vor, die unter anderem mit dem gelb-rot-schwarzen Kultlogo des Autohauses spielt – ohne dabei an Merchandise-Artikel zu erinnern. Sein klares Statement: Ferrari hat vor, künftig in der obersten Modeliga mitzuspielen.
Kommentare