„Der Matchy-Matchy-Look boomt in Zeiten, in denen die Betonung mehr auf der Familie und der Mutter-Tochter-Beziehung liegt“, kommentierte die Modehistorikerin Jennifer Farley Gordon den Trend im Atlantic. Der Ton-in-Ton-Stil sei häufig Ausdruck von Wohlstand, weil die betreffenden Mütter die Zeit zum Nähen oder das Geld zum Shoppen haben, um abgestimmte Outfits zusammenzustellen. Oft handelt es sich um Hausfrauen in einem traditionellen Familienmodell, die viel Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen – sonst hätte das koordinierte Kleiden auch wenig Sinn.
Wenn es – wie zuletzt – wenig Möglichkeiten zum gemeinsamen Ausgehen gibt, bleibt immer noch das Internet als Präsentationsfläche. Instagram und das dort vorherrschende Frauenbild haben den Trend enorm verstärkt, einflussreiche Mama-Bloggerinnen – die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab – lieben es, ihre Kinder als modische Doppelgänger und süße Anziehpüppchen zu inszenieren. Mini-Me-Fotos gelten als Like-Garanten im virtuellen Fotoalbum.
Die Psychologin Manuela Lang steht dem Trend eher kritisch gegenüber. „Kleidung ist ein Ausdruck unserer Persönlichkeit. Ein Baby bzw. Kleinkind wird klarerweise von Erwachsenen eingekleidet. Doch es ist wünschenswert, dass das Kind irgendwann eigene Bedürfnisse und Wünsche äußert“, erklärt sie.
Neuerdings stylen sich auch (prominente) Teenie-Töchter gerne im optischen Gleichklang mit Mutti. Die 17-jährige Leni Klum wird nicht müde, Model-Mama Heidi als ihre „beste Freundin“ zu bezeichnen, und posiert auf roten Teppichen stolz neben ihr in fast identischen Kleidern. Dazu passt das überraschende Ergebnis einer Studie, die das Institut für Jugendkultur Anfang des Jahres durchführte: Jugendliche sehen in ihren Eltern ihre wichtigsten Idole.
Einen Ausdruck tiefer Verbundenheit von Mutter und Tochter kann Psychologin Lang im Partnerlook nicht erkennen. „Sollte damit auch signalisiert werden, dass Mutter und Tochter ,beste Freundinnen’ sind, dann ist das aus meiner Sicht eine dramatische Entwicklung. Beste Freundinnen sollten unsere Töchter für sich selbst aussuchen und finden.“
Das Fokussieren auf Äußerlichkeiten könnte das Rollenverständnis von heranwachsenden Frauen negativ beeinflussen, glaubt die Psychologin. Und die Männer? Ziehen nach. Ein schwedischer Moderiese warb erst kürzlich mit abgestimmter Herbstmode – für die ganze Familie.
Kommentare