10. Jahrestag: Warum die Wiener Modewoche bewusst anders ist

10. Jahrestag: Warum die Wiener Modewoche bewusst anders ist
Die Gründerinnen der Vienna Fashion Week wollen sich nicht mit Paris und New York vergleichen.

Noch ist es ruhig auf dem Platz vor dem Museumsquartier. Nur ein großes Zelt verrät, dass sich hier in den kommenden Tagen Tausende Modefans bei der Vienna Fashion Week tummeln werden. Es ist ein besonderes Jahr für die Gründerinnen Mueller-Matyas, Elvyra Geyer und Maria Oberfrank. Ihr Projekt feiert heuer zehnjähriges Bestehen – und das, obwohl sich die drei Frauen anfangs nicht sicher waren, ob die Wiener das Konzept annehmen würden. "Wir haben uns gedacht, dass wir es einfach probieren", erinnert sich Mueller-Matyas an das erste Jahr.

Ein kleines, schwarzes Zelt, in das 350 Personen passten, wurde auf dem Museumsplatz errichtet. "Falls niemand kommen würde, hätte man mit dem schwarzen Hintergrund im Fernsehen nicht gemerkt, dass keiner in den hinteren Reihen sitzt", gibt die Mitbegründerin schmunzelnd zu. "Im Endeffekt haben sie uns überrannt." In der Zwischenzeit musste das Zelt vergrößert werden und fasst nun 800 Menschen. Das ist das Limit – die Statik des Platzes, unter dem sich eine Garage befindet, verträgt nicht mehr.

Heute, Montag, lädt die Vienna Fashion Week zur großen Opening Show, bei der anlässlich des runden Geburtstags nicht nur ein, sondern gleich 42 Designer ihre besten Kreationen präsentieren werden. Eine von ihnen ist Callisti-Gründerin Martina Müller. "Vor zehn Jahren gab es in Wien noch nichts Vergleichbares im Modebereich", sagt die Designerin, die seit dem ersten Jahr dabei ist. "Ich war gespannt, aber auch skeptisch, weil ich mir gedacht habe, dass es mit einer Modewoche in New York nicht mithalten können wird." Die ersten Shows überzeugten sie vom Gegenteil. "In Amerika ist alles einfach nur größer."

"Mode ist für alle da"

Doch wie stehen die Chancen, dass sich Wien irgendwann zu einer Modemetropole wie New York oder Paris mausert? "Wir würden uns nie mit diesen Städten vergleichen", sagt Zigi Mueller-Matyas. "Aber wir arbeiten definitiv in diese Richtung."

Dass die Vienna Fashion Week von Jahr zu Jahr erfolgreicher wird, ist vor allem dem etwas anderen Konzept zu verdanken. Im Gegensatz zu den großen Modewochen ist die Veranstaltung in Wien nicht nur für geladene Fachpresse und Promis zugänglich. "Wir haben vom ersten Jahr an Tickets zum Kauf angeboten, damit jeder, der will, dabei sein kann", erklärt Mueller-Matyas. "Mode ist nicht etwas, das nur ein elitärer Kreis sehen sollte. Mode ist für alle da." Weiterer Unterschied: Besucher können nach den Shows die Kreationen der teilnehmenden Designer in den Räumlichkeiten des Museumsquartiers gleich anprobieren und kaufen. "Ich sehe es als tolle Möglichkeit für Kunden, eine Beziehung zu einem Label aufzubauen", so Martina Müller.

10. Jahrestag: Warum die Wiener Modewoche bewusst anders ist

Man traut sich mehr

Potenzielle Klientel gibt es laut Mueller-Matyas genügend: "Die österreichischen Frauen sind in den vergangenen Jahren etwas von den unauffälligen, schwarz-weißen Outfits weggekommen und trauen sich mittlerweile viel mehr. Der heimische Stil ist cool und lässig." Neben nationalen Modelabels wie Callisti, Anelia Peschev und Sabine Karner nützen auch zahlreiche internationale Modemacher Wien als Plattform zur Präsentation ihrer Arbeit. "Wir haben Kontakte mit Designern aus aller Welt, die hier vertreten sein wollen", so die Mitbegründerin der Modewoche.

Dass Wien doch nicht nur ein Punkt in der Mode-Landschaft ist, zeigt sich für Zigi Mueller-Matyas auch an den internationalen Gästen, die sich für dieses Jahr angekündigt haben. Viel verraten möchte sie über den besonderen Besuch noch nicht. Nur so viel: "Es ist jemand von einem großen Department Store in New York."

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