Million Dollar Babys: Oldtimer als Wertanlage
Gibt es ein schöneres Männerspielzeug als Autos? Kaum. Das ist von Kindheit an klar – und daran ändert sich meist bis ins Erwachsenenalter nichts. Warum auch?
Kein Wunder also, dass Autos (neben Uhren, Wein, Kunst und einigen anderen Sammlerobjekten) zu einem wichtigen Investitionsobjekt geworden sind. Dabei geht es ausdrücklich nicht um Neuwagen, sondern um Klassiker. Hier sind die sogenannten „Weichkostenanteile“, also Händler, Vertrieb etc., wesentlich geringer, die Stückzahl natürlich auch und die Entwicklung ist leichter einzuschätzen.
Außerdem: In unserer hoch technischen Welt sind es gerade die alten Boliden, die entdigitalisierten, chromblitzenden Flitzer, die uns so richtig zum Träumen bringen. Der geniale Neben-Effekt: Die Rendite ist bei der richtigen Wahl ungleich höher als die von Versicherungsfonds – UND sie machen verdammt viel mehr Spaß!
Ein Mercedes 190 SL aus den 1960ern etwa kostete vor zehn bis 15 Jahren etwa 40.000 Euro. Heute bekommt man dafür gut 100.000. Eine Wertsteigerung, die sich sehen lassen kann. Und auch wer heute erst investiert, wird sein Geld auf lange Sicht wahrscheinlich verdoppeln. Wenn man das Auto pflegt – und nicht einen Unfall baut.
Denn das Tolle an dieser Art Wertanlage ist: Man kann tatsächlich mit ihr „spielen“.
Man muss es sogar, weil auch ein noch so teures Auto bewegt werden sollte, wenn man lange etwas davon haben will. Allerdings sollte man vor dem Einstieg die Marktlage studieren, auch ein genauer Blick in die gängigen Klassiker-Zeitschriften schadet nicht – und wer gar einen Experten kennt, ist auf jeden Fall im Vorteil.
Aber nicht alles, was alt ist, wird automatisch teuer. Eine „Ente“, also den Citroen 2CV, hält man sich, weil man sie lieb hat. Mit Wertsteigerung ist hier nicht zu rechnen. Gut erhaltene VW Käfer hingegen haben in den letzten Jahren preislich stark angezogen. Auch die lange Zeit eher links liegen gelassenen Porsches aus den 60ern und 70ern performen mittlerweile richtig gut, kosten derzeit ab 50.000 Euro, Tendenz steigend. Und ein Mercedes 300 SL mit Flügeltüren bringt heute, selbst wenn er nicht gepflegt ist, knapp 500.000 Euro.
Und wie sieht’s am oberen Ende der Preisskala aus? Was kaufen Männer, wenn Kohle so richtig keine Rolle spielt? Hier gibt’s eine Liste der – derzeit – teuersten Oldtimer der Welt:
1 Ferrari 250 GTO Berlinetta: 48,4 Millionen Dollar. Mit dem Flitzer aus dem Jahr 1962 fuhr Phil Hill Autorennen. Gregory Whitten, der ehemalige Chefentwickler von Microsoft hat ihn vor 18 Jahren gekauft. Er zahlte damals 7 Millionen Dollar. Nicht schlecht, Herr Specht. Und die Gerüchtebörse brodelt. Angeblich hat Rennfahrer Christian Gläsel vor einem Jahr einen Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1963 um satte 70 Millionen Dollar an David MacNneil, den Chef der Automatten Firma WeatherTech verkauft. Privat allerdings, also pssst. Ferrari-Experte Marcel Massini meinte kürzlich jedenfalls in einem Interview, dass er davon ausgehe, dass die 100-Millionen-Dollar-Marke noch in den kommenden drei Jahren fallen werde ...
2 Ferrari 335 S Spider Scaglietti: 35,7 Millionen Dollar. 1957 gebaut, vom legendären Designer Sergio Scaglietti entworfen, 12 Zylinder, 365 PS, für „Mille Miglia“ auf 4,1 Liter Hubraum gepimpt, unter anderem von Stirling Moss gefahren. 1970 kam er in die Ferrari-Sammlung Pierre Bardinons, die nach dessen Tod aufgelöst wurde.
3 Mercedes Benz W196 „Silberpfeil“: 29,65 Millionen Dollar. Der legendäre Rennwagen wurde 1954 gebaut und vom ebenso legendären Juan Manuel Fangio gesteuert. 8 Zylinder, 2,5 Liter Hubraum, Direkteinspritzung, fuhr mit einem streng geheim gehaltenen Spezialgemisch aus Methanol, Benzol, Azeton und besonders hochoktanigem Benzin.
4. Ferrari 290MM: 28,05 Millionen Dollar. Das Lieblingsauto des Maestros persönlich, für Enzo Ferrari war es das schönste Auto seiner Zeit. 1956 gebaut, V12 Zylinder, 320 PS – und ebenfalls von Juan Manuel Fangio gefahren.
Wir sehen, die vorderen Plätze sind beinahe komplett in Ferrari-Hand. An fünfter Stelle liegt ein Ferrari 275 GTB/4 NART Spider aus dem Jahr 1967, der für 27,5 Millionen über den Tisch ging, der sechstteuerste Wagen ist ein Ferrari 275 GTB/C Speciale – insgesamt liegen auf sieben der ersten zehn Plätze die Autos aus Maranello. Außer Mercedes konnten nur zwei Briten die knallrote Phalanx brechen:
7. Aston Martin DBR1: 22,25 Millionen Dollar. Der Rennwagen aus dem Jahr 1959. Nur fünf Modelle wurden jemals gebaut, bis zum Tweed-Bezug der Sitze war an diesem Exemplar noch alles im Originalzustand.
An achter Stelle liegt ein wunderschöner Jaguar D-Type aus dem Jahr 1955. Für etwas mehr als 21 Millionen wurde er bei der jährlichen superschicken Monterey Car Week versteigert.
Sooo selten
Nicht immer geht es NUR ums Geld. Ein großer Reiz für passionierte Jäger und Sammler ist auch die möglichst große Seltenheit des Objekts der Begierde.
Hier kommen auch die Liebhaber amerikanischer Karossen auf ihre Kosten: Das einzige Exemplar eines Oldsmobile F-88 „Rocket 88“ wurde vor 14 Jahren um „nur“ 3,2 Millionen Dollar verkauft.
Wer einen Ford GT40 Gulf ergattern kann, die in den 60ern konstruiert wurden, um Ferrari Konkurrenz zu machen, darf sich freuen – Steve McQueens privates Modell ging für 11 Millionen über den Tisch.
Und wer heute seine Finger an einen Dodge Coronet Hemi Convertible bekommt, ist ein wahrer Meister seines Fachs: Nur vier Stück dieses klassischen Muscle Cars wurden zwischen 1967 und 1970 gebaut ...
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