México mágico

México mágico
Zauberhaftes Land: Eine Reise nach Yucatán beginnt oft mit einem Badeurlaub in Playa del Carmen oder Cancún. Ihr wahres Gesicht zeigt die Halbinsel aber erst im Landesinneren, wo historische Maya-Stätten unglaubliche Geschichten zu erzählen haben: von versunkenen Welten, mystischen Göttern und geheimnisvollen Schamanen.

Der Tag ist noch jung, aber die ersten Touristen haben schon mit der Erkundung von Uxmal begonnen. So früh am Morgen würden sich die meisten wohl lieber noch etwas moderater bewegen – vielleicht im Bett von einer Seite auf die andere drehen, aber noch nicht die steilen Stufen der Ruinenstadt erklimmen. Rechtzeitig aufzustehen ist aber die einzige Chance, die 39 Meter hohe „Pyramide des Zauberers“, Uxmals Herzstück, noch in Ruhe zu genießen. Denn schon bald werden die ersten Touristenbusse aus dem drei Stunden entfernten Cancún oder aus Playa del Carmen im Hinterland eintreffen. Dann ist in Uxmal, Chicén Itzá oder Tulum die Hölle los. Und die nur in der Stille spürbare Magie der Mayas verglüht in der Sonne Mexikos und der Hitze des Gefechts. Chichén Itzá, die berühmteste und am besten restaurierte Maya-Stadt, wird täglich von 6.000 Touristen besucht. Haben sie erst einmal eine Woche am Strand von Cancún hinter sich – der Stadt, die in den 1970er-Jahren am Reißbrett entstanden ist und als Ostküsten-Gegenpol zum touristisch erfolgreichen Acapulco an der mexikanischen Westküste gedacht war – dürstet es sie nach Kultur.

Sombreros und Hängematten sind aus Yucatán nicht wegzudenken: Souvenirs für die Urlauber, Einnahmequelle für die EInheimischen. An den Traumstränden der Halbinsel ist beides häufig zu sehen

Seit mehr als hundert Jahren bleibt in Chichén Itzá nämlich kein Stein auf dem anderen, um die alles entscheidende Frage zu klären: Was ist mit den Mayas passiert? Denn als 1511 die ersten Spanier vor Yucatán auftauchten, war die Maya-Kultur bereits dem Untergang geweiht, und niemand wusste warum. Krankheiten, Kriege, Hungersnot? Bis heute finden Archäologen keine Antwort darauf. Weder eine Schiefertafel noch ein Relief lieferten bis dato eine plausible Erklärung für das Verschwinden der Hochkultur. In Tulum, so viel ist sicher, hatten die Mayas ihre schönste Stadt. Auf einem Felsen thront die Festung – oder das, was davon übrig ist. Darunter erstreckt sich das Karibische Meer und der puderweiße Sandstrand. Eine Lage wie diese wäre heute am Immobilienmarkt unbezahlbar. Als Urlauber ist man in diesem Paradies immerhin kurzzeitig Gast. Wie präsent die Vergangenheit hier noch ist, zeigt auch die mitunter skurril anmutende Arbeitsweise der Archäologen. Bevor sie ihre Ausgrabungen beginnen, bitten sie die alten Maya-Götter um Erlaubnis dazu und bringen ihnen Opfer dar. Doch während die Mayas ihren Göttern seinerzeit auch Menschen auf grausame Art opferten, ist es heute zum Glück nur noch Hühnerfleisch. Als Beilage werden dazu gerne Kakaobohnen gereicht – die nahrhaften Früchte gelten bis heute als heilige Speise der Götter. Spricht man mit den Wissenschaftlern, so wird erzählt, dass die Zahl der Arbeitsunfälledeutlich höher war, ehe man sich der alten Traditionen besann und die Opfergaben wieder einführte. Derlei verleiht den Maya-Göttern Macht und sie leben weiter, auch wenn ihr Reich längst untergegangen ist. Dieser tiefe Glaube an die Magie des Unsichtbaren reicht bis ins kleinste Dschungeldorf, wo Schamanen Einheimische und sich selbst auch heute noch mit Kräutertränken vor bösen Geistern schützen. Mittlerweile hat man auch Touristen in das okkulte Schutzprogramm aufgenommen. Sie dürfen miterleben, wie ein heiliges Feuer entzündet wird und die Schamanen Gebetsformeln in alter Mayasprache vor sich hinmurmeln. Wohlfeile 45 Euro pro Person kostet dieses Highlight jeder Touristentour, wobei den Schamanen die Hälfte davon bleibt. Die andere Hälfte bekommt eine Agentur – irgendwer muss Besucher und Maya-Nachkommen ja auch zusammen bringen.

Selbst in einem Land voller Mystik ist man bereit, ein Stück seiner Tradition zu verkaufen. Vor allem wenn man, wie die meisten Landbewohner, ein armer Bauer ist. Andere verkaufen anstatt ihrer Traditionen lieber ihre Ernte in den großen Kolonialstädten wie Izamal oder Mérida. In Mérida leben heute eine Million Menschen. Wer hier schon einmal durch die Stadt spaziert ist, kann Mexiko pur inhalieren. Am Hauptplatz, der viel grüner ist als ähnliche Plätze in vergleichbaren Städten, wird jedes Wochenende getrommelt und getanzt. Wenn sich die Nacht über die Hauptstadt Yucatáns legt, stimmen die Bläser ihre Lieder an, die Trommler geben den Rhythmus der Maya von heute dazu. Und wenn frühmorgens die Tänzer und Musiker müde in ihre Betten fallen, erwacht woanders schon wieder das Leben. Viva Mexico! Auf dem Markt bauen die Menschen ihre Stände auf, um Kräuter, Obst und Gemüse zu verkaufen, das später zu Hause und in Restaurants weiterverarbeitet wird. Avocados kommen in jedem Haushalt auf den Tisch – schon die Mayas glaubten an ihre Wirkung als Arzneimittel, das gegen Husten und Fieber hilft. Ähnlich ist es mit Chaya, eine an Mangold oder Spinat erinnernde Wunderpflanze, die in Yucatán wächst. Reich an Mineralstoffen, ist sie gut für Sehvermögen, Verdauung und die Blutzirkulation. Gut möglich, dass Gerichte dieser Art auch in den Hotelburgen der Küstenstädte wie Cancún oder Playa del Carmen aufgetischt werden. Man wird sich vielleicht eine Portion auf den Teller laden, nicht wissend, was man da eigentlich isst. Ob das die Götter, die ja angeblich noch immer über die Menschen herrschen, goutieren? Oder werden sie, bei zu viel Ignoranz, im ein oder anderen Fall mit Montezumas Rache antworten? Aber der war ein Aztekenkönig. Und das ist eine andere Hochkultur – und damit eine andere Geschichte.

Guten Tag: Buenos dias!

Wie geht’s? ¿Qué tal?

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Bitte: Por favor.

Danke: Gracias.

Keine Ursache: De nada.

Entschuldigung: Perdón.

Auf Wiedersehen: Adiós!

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