Seattle: Atem des großen Geistes

Seattle: Atem des großen Geistes
Die neue große freizeit-Serie präsentiert blühende Mega-Citys von morgen. Zum Auftakt: Seattle. Mit viel Grün und Wasser zeigt sich die Wirtschaftsmetropole im Nordwesten Washingtons jung, dynamisch – und mit indianischem Spirit.

Ein rundum verglastes Wohnzimmer im Luxus-Hochhaus Escala: schwarzer Konzertflügel, schicker Bioethanol-Kamin vor der Glasfront, Leder-Liege und spacige, weiße Couchtische. Die Skyline ist atemberaubend – das, was hier drinnen passierte, auch. Zumindest, wenn man der Autorin des Sex-Bestsellers „Shades of Grey“ E.L. James glaubt, die die Liebesabenteuer der Studentin Anastasia mit dem Milliardär Christian Grey genau hier im Seattler Penthouse stattfinden lässt. Betreten hat James selbst diese Wohnung allerdings nie. Im Vorjahr wechselte sie für rund 4,7 Millionen Euro den Besitzer. Seit dem Romanerfolgboomen auch die Preise der restlichen freien Wohnungen in dem Hochhaus. Wie Seattle selbst.

Seattle: Atem des großen Geistes
Musik liegt in der Luft, schließlich wurde Jimi Hendrix hier geboren. Auch Nirvana ließen sich in den späten 1980er-Jahren hier nieder und legten den Grundstein zu Grunge. Frank Gehrys imposantes Popkultur-Museum EMP widmet Kurt Cobain & Co die bislang größte Ausstellung „Nirvana. Taking Punk to the Masses“. Und weil auch die hiesige Handelskammer den Blick in die Zukunft gerichtet hat, brachte sie die App „City of Music“ heraus, mit der man sich gratis über alle aktuellen Musik-Events informieren kann. Junge Leute tummeln sich in Gassen und auf Plätzen, etwa dem hippen Pioneer Square mit den vielen kleinen Läden und Bars, ganz nach dem Motto „Schlaflos in Seattle“. Auch der Pike-Market ist ein Must-Go. Auf zwei Stockwerken gibt es Fisch- und Meeresfrüchtestände, Blumen, Nudelhersteller, einen Essigladen und die besten Donuts. Mit Energie aus Wind und Nutzwasser entstehen rund um das 140.000 m² große Stadion-Viertel ein gigantischer Hotel- und Wohnkomplex sowie ein Hilton-Hotel. Kunstmuseen wie das Frye Art Museum, ja sogar kleine Ausstellungen in privaten Wohnungen, wie etwa bei der Kuratorin Sierra Stinson, sind ausgebucht. Und im fantastischen Glasmuseum Chihuly Garden and Glass oder in der städtischen Bücherei kommt man ins Träumen von einem Seattle 3.0, so futuristisch sehen Glaskunst und Architektur aus. Aber vielleicht ist der Grund für das rasche Wachstum der Stadt, dass sie erst 1869 gegründet wurde – kein Alter im Vergleich zu europäischen Städten. „Smaragdstadt“ wird Seattle genannt, denn an nahezu jeder Ecke befinden sich Bäume und Wasser. Oder „Rainy City“, wegen der vielen Tage mit Nieselregen, an denen hippe Einheimische übrigens Wollmützen statt Regenschirme tragen.

Seattle liegt im Washington State, der durch die Kaskadenkette klimatisch in zwei Hälften geteilt wird: in den Westen, der das regenreichste Gebiet der Welt sein soll und den Osten, mit Kontinentalklima. Die schöne Lage zwischen Pazifik, Olympic National Park und Mount Rainier erfreut nicht nur die 620.000 Einwohner der grünsten Stadt Nordamerikas. Hier lebt auch die größte existierende Hippie-Kommune. Daneben arbeiten etwa zwei Millionen Menschen der New Economy hier.

Interessante Seattle-Specials sind die unzähligen Cafe-Bars. Fast alle 100 Meter kann man einen Espresso trinken – das erklärt, dass Starbucks hier gegründet wurde. Oder die Washington State Ferries und Hochgeschwindigkeitskatamarane, mit denen man schnell in andere Stadtteile oder Länder übersetzen kann. „Grün-Denker“ haben es auf der Autobahn leichter: Wer zu zweit im Auto sitzt, darf die meist freie linke Autobahnspur benützen, kostenlos. Solofahrer müssen Maut zahlen und stehen häufig im Stau. Und die schöne Einschienenbahn, mit der man bequem zur Space Needle, Seattles Wahrzeichen zur Weltausstellung 1962 gebaut, fahren kann, sollte man noch rasch nutzen. Denn schon ist ein neues Monorail-System geplant. Transport dürfte hier ein beliebtes Thema sein. Im hiesigen Museum of Flight verkauft Stefan Bisciglia Space-Tickets für Richard Bransons Virgin Galactic. 250.000 $ kostet eine Zwei-Stunden-Raumfahrt – danach darf man sich als Austronaut bezeichnen.

TO DO

Mit der Monorail zum Space Needle
www.seattlemonorail.com

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Lachssprünge beobachten. In der Hiram Chittenden Locks-Schleusenanlage mit Fischtreppe am Lake Washington Ship Canal.
www.seattle.gov

Eine Bootsfahrt in Water Proud, dem Zentrum für alte Holzboote in South Lake Union. Es gibt Holzboote, Kanus, sowie Segelkurse etc.cwb.org

Eine Seattle Underground Tour durch die unterirdischen Labyrinthe an der aufgeschütteten Küste.
www.undergroundtour.com

Seattle: Atem des großen Geistes
Spurensuche imHochhaus Escalazu Shades of Grey
www.escalamidtown.com

Retro-Sightseeing-Fahrt Ride the Ducks Seattle. Mit einem Amphibienfahrzeug aus dem 2. Weltkrieg geht’s durch Lake Union.
www.ridetheducksofseattle.com

TO SEE

Museum of Flight Aviation History
www.museumofflight.org

EMP Museum
www.empmuseum.org

Central Library von Rem Koolhaas und Joshua Prince-Ramus der OMA/LMN-Architects
www.spl.org

TO SHOP

Prism. Günstige Kunst und Mode. Ballard Ave
www.prismcollectionseattle.blogspot.co.at

Frye Art Museum. Mode der 50 besten lokalen Designer und Möbel-Design
fryemuseum.org/store

Marigold And Mint. Blumen, Seifen, Poster
www.marigoldandmint.com

TO DATE

Bar Ferd’nand, 1531 Melrose Ave. Hier treffen einander Künstler auf ein Glas Rosé.
www.ferdinandthebar.com

Cocktail im Montana, montanaseattle.com

The Walrus und The Carpeter. Die besten Austern.
thewalrusbar.com

TO EAT

Veganer lieben das Plum-Bistro, auch das Kochbuch dazu.
plumbistro.com

Seattle: Atem des großen Geistes

SEATTLE TOURISMUS

www.seattle.gov
www.usatourist.com
www.visitseattle.org

Gratis-App: City of Music

FLUG INFO

Die AUA fliegt 5 x pro Woche direkt, ab 646 €. www.austrian.com
Mit dem Link Light Rail ist man vom Flughafen in 25 Minuten in der Stadt

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