Der Kinderchirurg als Kabarettist: "Masern muss nicht sein"
Eine Augenbraue rauf, beide Mundwinkel weit nach hinten, fertig ist das „Gehirncheck“-Gesicht. Oder: Beide Augenbrauen rauf, der Mund hoffentlich nicht sperrangelweit offen, fertig ist das „Selfie-Gesicht“. Daneben gibt es das „Bioladen-Gesicht“, das „Toast des Grauens“-Gesicht und viele, viele andere Grimassen. Mit einem Wort: Die Mimik des Omar Sarsam erzählt Bände.
So wie auch die Biografie des studierten Mediziners und talentierten Musikers mehr als nur eine Geschichte kennt. Ja, stimmt, Omar Sarsam, wie kommt man als gebürtiger Wiener zu einem so schönen Namen? Oder ist das überhaupt ein Künstlername?
„Meine Oma ist in Zagreb geboren, hatte eine tschechische Mutter, einen bulgarischen Vater – und“, spitzt der seit geraumer Zeit durch die heimische Kabarettszene wirbelnde Kinderchirurg die Mundwinkel, „ist somit eine echte Wienerin.“ Halt, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Die Oma hat in Baden Ballett getanzt „und dort lernte sie meinen irakischen Großvater kennen, der in Deutschland Medizin studiert hat“.
Die Dosis macht's
Die Pointe dabei ist: „Meine Oma ist 1946 mit ihrem Mann in ein ruhiges Land geflohen – in den Irak.“ Denn, so Omar Sarsam diesmal ohne Schmäh: „Für ein gut aussehendes Mädchen war es schwierig, die Nachkriegszeit in Österreich unbeschadet zu überleben.“
Die politische Großwetterlage hat sich seither drastisch verändert. Schon daher weiß es der Familienvater zu schätzen, in einem friedlichen Land aufgewachsen zu sein. Sarsam, mit der beruhigenden Stimme eines Arztes: „Wir müssen uns vor nichts fürchten außer vor Masern. Und gegen die kann man sich impfen lassen.“
Womit wir bei dem sind, was die Berufe des Kinderchirurgen und des Kabarettisten vereint. Die Dosis. Ob feine Klinge oder schwere Keule, ein jeder Einsatz verlangt nach einem eigenen Umgang. Und kein Einsatz gleicht dem anderen. „Jedes Publikum ist anders. Ob ich zwei Mal im Stadtsaal spiele, wo uns jetzt der Techniker hilft, die Bühne zu beleuchten, oder im Kabarett Niedermair, jedes Mal ist das Publikum anders. Jedes Publikum hat seinen eigenen Humor, und dafür das richtige Timing zu entwickeln, ist richtig spannend.“ Fast so spannend wie eine OP. Omar Sarsam blickt auf seine Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendchirurgie im Wiener Donauspital und im UKH Meidling zurück und meint: „Es gibt keine zwei gleichen Operationen. Natürlich gibt es einen Plan B und einen Plan C. Aber man kann nicht sagen, oh, sorry, Plan A hat nicht geklappt, wir sehen uns nächste Woche wieder. Man muss die eine Operation zu Ende bringen.“
Showman mit 3 Akkorden
Omar Sarsam singt, spielt Gitarre und Klavier und das gar nicht übel. Er tiefstapelt natürlich. „Ich spiele alles ziemlich schlecht“, meint er. „Aber mit viel Liebe.“ Besonders die drei Akkorde C, G und D. Aber über den Looper (jenes Effektgerät, ohne das auch ein Ed Sheeran aufgeschmissen wäre), klingen die nach mindestens einer Symphonie - und er nach einem halben Orchester.
Dass das Grimassen-Genie mit seinem Programm „Herzalarm“ nun den großen Erfolg hat, merkt man daran, dass er oft genug in ausverkauften Häusern spielt. Ein Karriere-Kick, der unter anderem auf eine Gesetzesänderung zurückzuführen ist. „Vor dem neuen Arbeitszeitgesetz hatten wir 70 Arbeitsstunden, dann 48 Stunden. Aus diesen ,gewonnenen’ 22 Stunden schuf ich mein Soloprogramm.“
"Herzalarm": nächste Termine; 10.5. Orpheum Wien (ausverkauft), 11.5. VBH Gerasdorf, 18.5. Musikschulsaal St. Andrä Wördern, 22.5. Casineum Graz, 26.5. GLOBE Wien, 20.09. Stadtsaal Wien
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