Stadt der 1.000 Düfte

Stadt der 1.000 Düfte
Die Berber-Stadt Marrakesch ist traumhaft schön, aufregend, geheimnisvoll – und begeistert inzwischen auch mit jungen Trendvierteln. Impressionen aus einer orientalischen Metropole zwischen Gestern und Morgen.

Schon am Flughafen fängt es an. Das strahlende Licht ist es, das einen am Menara-Airport von Marrakesch gleich nach der Ankunft fröhlich stimmt. Neben der sommerlichen Temperatur, die Urlaubsstimmung verbreitet, wenn bei uns längst der Herbst eingekehrt ist. Wer Architektur liebt, wird von der Flughalle, gebaut von den Schweizer Architekten E2A, begeistert sein. Weiße Waben mit Fotovoltaik für die Überdachung, ganz im Stil islamischer Architektur, ein kleiner Souk im Innenbereich, bunte arabische Sitzbänke am Rand und ein gleißend weißer Granitboden – in dem sich die ganze Welt spiegelt. Draußen ziehen die Taxis ihre Warteschleifen durch ein Kakteen-Rondeau. Marokko modern – der Gegensatz zum Orient, den wir aus Großmutters Märchen kennen. Oder aus den Society-Reports des schicken Hippie-Jetsets der späten 1960er- bis 1980er-Jahre über die Stadt, die Bohemiens, Künstler und Schriftsteller aus allen Ländern anzieht. Schon im 19. Jahrhundert verzauberte Marrakesch die Maler Eugène Delacroix und Henri Matisse. „Stadt der vier Farben“ nannten sie später die Blumenkinder. Die liebten neben Marihuana auch das rauschende Partyleben, vom Club Pacha bis zum legendären Palast-Hotel La Mamounia. In diesem Hotel, das in den 1920er-Jahren weltbekannt wurde, wohnten etwa die Rolling Stones und Alfred Hitchcock, der hier den Film „Der Mann, der zu viel wusste“, drehte.

Im prächtigen botanischen Garten Jardin Majorelle lebten Pierre Bergé und Modeschöpfer Yves Saint Laurent jahrzehntelang in ihrer gemeinsamen Villa – bis Yves Asche nach dessen Tod 2008 hier verstreut wurde. All diese Geschichten über die heimliche Hauptstadt Marokkos und deren Männer, die je nach Einkommen bis zu vier Frauen heiraten, sind bis heute aktuell. In Marrakesch sind die Gegensätze zwischen modernem Lifestyle und Tradition Alltag. Wie die negativen Folgen des ungezügelten Tourismus mit leeren Bettenbetonburgen an der Peripherie. Deshalb hat sich Marokko 2011 dem nachhaltigen Fremdenverkehr verpflichtet. Denn die berückend schöne Medina und die hippen Trendviertel in der Neustadt werden rund um die Uhr von Touristen belagert. Und wer ungeduldig aus dem Taxi springt, das am Djemaa el Fna, dem berühmtesten Platz der Oase, anhält, dem stockt erst einmal der Atem. Da ist er, der Orient, das Erlebnis aus 1.001 Nacht gibt es wirklich. Sogar abgebrühte Globetrotter sind vom Trubel rundum beeindruckt. Es Ist alles genauso, wie es Elias Canetti 1968 in seinem Buch „Die Stimmen von Marrakesch“ beschrieb: „ ... Dem Passanten wird jeder Gegenstand bereitwillig gereicht. Er kann ihn lang in der Hand halten, er kann lang darüber sprechen, er kann Fragen stellen, Zweifel äußern, und wenn er Lust hat, seine Geschichte, die Geschichte seines Stammes, die Geschichte der ganzen Welt vorbringen, ohne etwas zu kaufen. Der Mann unter seinen Waren ist vor allem eins: Er ist ruhig. Er sitzt immer da ...“ Ja, genau so ist es. Ein Mann hockt am Boden, rundum Körbe mit seltenen Gewürzen, Steinen und Räucherwaren. Daneben turnt ein Äffchen, sein Besitzer lockt mit Handzeichen Touristen an, denen er für ein paar Dirham das Tier auf die Schulter setzt – für ein Urlaubsfoto. Die Schlangenbeschwörer sind von Touristen umringt, die die starr blickenden Kobras fotografieren. Noch starrer wird der Blick einer Touristin, als ihr ein Händler ohne Vorankündigung eine Schlange um den Hals legt. Ihren erschrockenen Protest quittiert er mit einem Schulterzucken: „Ist ohnehin nur eine Wasserschlange.“

Der Djemaa el Fna ist der größte Platz Afrikas, hier tummeln sich rund um die Uhr bis zu 25.000 Menschen, genießen Gerüche, Gaukler und Garküchen. Bauen Marktstände auf, tratschen, handeln oder wollen auch nur schnell von einer Seite zur anderen. Etwa mit einem klapprigen Moped aus den 1960er-Jahren, das vorbeiknattert. In der „Perle des Südens“, so nennen die Marokkaner die knapp 1.000 Jahre alte Königsstadt mit den neun Stadttoren, leben etwa eine Million Menschen. Besucher werden förmlich in die roten Gassen der angrenzenden Medina mit ihren Lehm-Häusern aus dem 12. Jahrhundert hineingesogen. Denn dort befinden sich die Souks mit Teppichhändlern, Kupferschmieden und unzähligen bunten Läden voll mit Ledertaschen, Lampen, Schuhen, Stoffen, exotischen Gewürzen und getrocknetem Obst. Auch Sonderbares kommt auf den Markt: getrocknete Echsen, Kröten, Pfoten, Häute und Wunderheilmittel. Wer diesem Trubel entkommt, sollte unbedingt auch die arabische Koutoubia-Moschee, die Saadier-Gräber und den Bahia-Palast ansehen. Oder in der Neustadt Guéliz die schicken Modeläden besuchen und im pulsierenden Trendviertel Sidi Ghanem zu den angesagten Designläden fahren.

Mit hippen Boutiquen und prachtvollen „Riads“ – kein Wunder, dass sich Stars wie Brangelina, die Beckhams, Franz Beckenbauer, Naomi Campbell, Madonna, Mick Jagger oder Silvio Berlusconi und Nicolas Sarkozy eines dieser mehrstöckigen Stadthäuser mit Innenhof und Springbrunnen gekauft haben. Meist im angesagten Luxus-Nobelwohnviertel Palmeraie – einem künstlich angelegten Palmenhain. Wer will, macht Ausflüge ins nahe Gebirge mit dem schneebedeckten Viertausendern des Hohen Atlas, wo man auch Ski fahren kann, oder in die Wüstenlandschaft zwischen Marrakesch und Ouarzazate. Hier wurde der Film „Prince of Persia“ gedreht. Beim Ausflug ins drei Stunden entfernte Agadir genießt man das Meer. Am weiten Sandstrand spielen nahezu alle Männer der Stadt Fußball, die schöne Promenade mit dem kleinen Hafen dahinter säumen Bars und Boutiquen. Hier ist alles neu, bis auf die Souks. Denn Agadir wurde bei einem Erdbeben 1960 fast zur Gänze zerstört. Das chice Hotel Sofitel Royal Bay Resort im modern-arabischen Stil, ist Treffpunkt des Jetsets. In der orientalischen Open-Air-Halle finden Konzerte, Kochkurse und Events statt. Die Hotel-Küche setzt auf Gewürze – für die köstlichen Tajine-Gerichte. Was am Flughafen begonnen hat, findet hier seinen stimmigen Abschluss ...

Agadir

TO DO

Unbedingt einen Strandspaziergang bei Sonnenuntergang machen. Und mitspielen beim Dorf-Fußballmatch – einzigartige Stimmung.

TO GO

Im Agadir Royal Bay Resort Sofitel abends vor der blau beleuchteten Pool-Landschaft einen Drink nehmen. Sehr romantisch, www.sofitel.com

TO SHOP

Entlang der Hafenpromenade gibt es kleine Boutiquen und Modeketten wie Mango und Zara und natürlich einen Souk, www.visitmorocco.com

TO STAY

Im Atlantic Palace Hotel. Herrliche Poolanlage, schönes altes Palasthotel mit Gärten, www.atlanticpalaceresort.com

TO DANCE

Im chicen Sofitel-Night Club So Lounge, www.sofitel.com

FLUG UND INFOS

WienAgadir (AGA) Hinflug: Mo und Di 8:45 Rückflug: Mo 12:40 und Do 12:35 WienMarrakesch (RAK): Hinflug: Mittwoch 19:55 Rückflug: Donnerstag 00:55 Preis: 199€ für Hin und Rückflug, www.flyniki.com

Allgemeine Infos:

www.visitmorocco.com

www.marrakech-info.com

www.agadir-net.com

Flughafen Menara: www.onda.ma

Marrakesch

TO DO

Ins Designviertel Sidi Ghanem (ehemaliges Quartier Industrial) fahren und in den kleinen Bars Pfefferminztee trinken. Im Café de France am Djemaa el Fna auf der Dachterrasse mit Panorama-Blick über den Platz das bunte Treiben beobachten, www.marokko-holidays.com

Im herrlichen Garten oder in der Bar des Hotels La Mamounia einen Drink nehmen oder ins orientalische Hamam gehen, www.mamounia.com Oder einen Yoga-Trip in die Wüste buchen, www.yogitrip.com

TO GO

Unbedingt die Koutoubia- Moschee, die Saadier-Gräber und den Bahia-Palast ansehen. Und einen Tag für die Souks einplanen. Feiern im Pacha – Club, Restaurant, Lounge, Pool-Bar. Hier geht die Post ab – wenn auch anders als auf Ibiza, www.pachamarrakech.com

Modefans besuchen das Grabmal von Yves Saint Laurent im botanischen Garten Jardin Majorelle, www.jardinmajorelle.com

TO STAY

In der Domaine des Remparts – romantisches kleines Resort mit herrlicher Pool-Anlage und privaten Villas. Ryad Hotel Spa & Golf Resort, www.domainedesremparts.com Im schönen Luxury-Boutique-Hotel Riad Kniza aus dem 18. Jahrhundert, am Bab Doukkala, www.riadkniza.com

TO EAT

In den frischen Open-air Garküchen am Djemaa el Fna. Traditionell im Restaurant Le Salama direkt am Hauptplatz – im gemütlichen Dach-Café trifft sich die örtliche Jugend, www.lesalama.com

TO SHOP

Schöne Seidenkimonos und Home-Accessoires bei Richi-Design, Souk Lokbir 177, www.richi-design.com

Marokkanische Haute-Couture-Kaftane & Accessoires bei Chez Belhaj, Rue Dar El Bacha, Sidi Abdelaziz 88 Süße Taschen und mehr von „Lalla from Marrakesch with love“ in der Galerie du Souk Cherifia. Hier kaufen auch die Stylisten von Sarah Jessica Parker & Co

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