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Veronica Ferres? Christine Neubauer? Die Allzweckwaffen des deutschen Fernsehens hängen manchem schon zum Hals heraus. Frische Gesichter braucht das Land! Wer hat 2013 die Fernsehlandschaft mit seiner Präsenz beehrt? Und wer soll es 2014 wieder tun? Die freizeit hat sich auf die Suche begeben.

Wenn der Boss im Fernsehen eine begabte und noch dazu gutaussehende Schauspielerin sieht, will er es wissen. Wer ist die, wie tickt sie, wo spielt die noch? Denn Frauen à la Ferres und Neubauer kommen ihm schon fast wie die eigene Tante vor, so oft sind die im Wohnzimmer zu Gast. Die Welt lechzt nach neuen Gesichtern. So wie der Boss, der kürzlich in einer Weihnachtsfolge der Krimiserie Wilsberg auf Mandala Tayde, 38, gestoßen ist.

Er konnte ja nicht wissen, dass die Folge schon drei Jahre alt war und Frau Tayde sich so rar macht, weil sie inzwischen in Mailand ihre Kinder hütet. Und so eine Karriere im deutschsprachigen Raum vom Ausland aus zu steuern, mit einem Mann, der als erfolgreicher Manager kaum zu Hause ist, erscheint auch nicht gerade leicht. So liegt Taydes größter Erfolg schon ein paar Jahre zurück. 2005 spielte die Deutsch-Inderin in der vielfach ausgezeichneten TV-Romanze „Meine verrückte türkische Hochzeit“ neben Florian David Fitz die Hauptrolle. „Mandala dreht aber natürlich immer noch, wenn es ihre Zeit erlaubt“, erzählt ihre Berliner Agentin Ute Nicolai. Am 28. Februar gibt es im Kurzfilm „Rana“ auf arte ein Wiedersehen.

In einem Krimi hat Tayde seit „Wilsberg“ nicht mehr gespielt.

2008 war sie allerdings in einer Folge des „Tatort“ zu sehen, der immer wieder unverbrauchten Gesichtern als Sprungbrett für die weitere Karriere dient.

„Wegen dieser 17-Jährigen sollten Sie heute den Tatort sehen“, titelte die Bild-Zeitung am 1. Dezember. Gemeint war Ruby O. Fee, von der dasselbe Blatt am nächsten Tag berichtete: „Sie spielte alle an die Wand.“ Fee stammt ursprünglich aus Brasilien, wo sie in ihrem Heimatdorf von einem deutschen Team entdeckt wurde. Das war auf der Suche nach Models für ein Kindermodemagazin und engagierte die Neunjährige prompt. 2008 zog Ruby O. Fee mit ihrer Familie dann nach Deutschland, wo sie ihre Mutter solange bearbeitete, bis diese einwilligte, ihre Tochter in einer Agentur einzuschreiben. „Nach zwei, drei Castings hatte ich schon die erste Rolle“, erinnert sich das Nachwuchstalent. Damals war Ruby O. Fee erst elf. Heute, mit 17, kann sie schon auf eine beachtliche Filmografie verweisen – wobei 2013 ihr bisher erfolgreichstes Jahr war. Die Jungschauspielerin hat gleich mehrere Filme gedreht, darunter „Bibi & Tina – der Film“ unter der Regie von Detlev Buck, der 2014 zu sehen sein wird. Im Fernsehen war sie in „Lotta und die frühe Zukunft“, der ZDF-Krimiserie „Letzte Spur Berlin“ und im Tatort „Happy Birthday, Sara“ zu sehen. Dort spielte sie ein freches Mädchen aus einem vernachlässigten Stuttgarter Viertel, das einen Mord gesteht. Und zwar so überzeugend, als hätte sie es wirklich getan. „Das passiert alles in meinem Kopf“, erzählte Fee der ARD. „Ich stelle mir vor, was das für ein Mädchen ist und was sie mag. Wenn ich dann vor der Kamera stehe, schaue ich einfach, was passiert. Das kann auch etwas anderes sein, als ich eigentlich vorhatte. Ich mache, was sich gerade gut anfühlt.“

So wie Ruby O. Fee wurde auch Nachwuchs-Star Emilia Schüle, 21, durch den „Tatort“ bekannt. Geboren in Russland kommt sie als Einjährige mit ihrer Familie nach Deutschland. Mit sieben nimmt sie Tanzunterricht und kommt schließlich 2005 durch den Workshop „Talents Getting Started“ zur Schauspielerei.

2012 dann ihr Auftritt im Tatort „Wegwerfmädchen“ als Zwangsprostituierte, bei dem sie so überzeugt, dass sie seither als eine der heißesten Newcomerinnen des deutschen Films gilt. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte Schüle dem Focus. „Es haben sich für mich dadurch ganz neue Möglichkeiten ergeben. Viele tolle Regisseure haben angerufen.“

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Download von www.picturedesk.com am 04.12.2013 (12:42). ACT action_17211795 -- Emilia Schüle bei der Barkassenfahrt der Nominierten vom Studio Hamburg Nachwuchspreis in Hamburg / 030613 - 20130603_PD6478

Auch als Mitte November der 46. Fall von Kult-Kommissar Schimanski im Fernsehen gezeigt wurde, fragte sich die Presse: „Wer war Schimmis schöne Lolita?“ Die Antwort: Muriel Wimmer, 19 Jahre alt, die aufgrund ihrer guten Gene locker als 14-Jährige durchgeht und in „Loverboy“ auch eine solche spielt. Doch auch sie war schon einmal im „Tatort“ zu sehen. 2008, tatsächlich 14-jährig, spielte sie in der Folge „Brandmal“ an der Seite von Klaus J. Behrendt die Tatverdächtige, die im Keller eines Kölner Mietshauses einen Brand gelegt haben soll. Was die „Frankfurter Allgemeine“ schon damals dazu veranlasste, über Wimmers schauspielerische Leistung das Urteil: „Ganz und gar hervorragend“ zu fällen, was sich 2012 und 2013 mit Nominierungen für mehrere Preise bewahrheitete. Um frische, talentierte und schöne Gesichter braucht man sich also keine Sorgen zu machen. Der Boss wird auch im nächsten Jahr seine Freude haben. Jetzt müssen nur noch die Krimi- und Film-Drehbücher wieder besser werden. Dann ist alles gut.

Der große Durchbruch könnte auch für Huichi Chiu, 35, noch kommen. Denn die gebürtige Taiwanesin, die seit Anfang der 2000er-Jahre in Spanien lebt, sagt selbst: „Eine wichtige Rolle in einem deutschen Film, wäre einfach grandios. Ich würde gerne öfter in Deutschland spielen. Das wäre ein Traum.“ Praktisch, dass die angebliche Großnichte von Bruce Lee, die selbst mehrere Kampfsportarten beherrscht, ausgerechnet im beliebten Münsteraner „Tatort“ ihre Premiere feierte. Eine bessere Eigen-PR als vor 12,4 Millionen Zuschauern im deutschen Fernsehen zu debütieren, gibt es wohl nicht. Huichi Chiu spielte Ende Oktober eine chinesische Prinzessin, die Professor Boerne auf dem Seziertisch beinahe verführt hätte, ehe ihr (und damit auch ihm) der Tod dazwischenkam.

Wie Chiu überhaupt zum Tatort kam? Die asiatische Schönheit drehte 2011 den Spielfilm „The Pelayos“ an der Seite von Daniel Brühl, worauf ihre Agentur sie auch für den Krimi anfragte.

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