Rolls-Royce verzückt nach 110 Jahren noch immer
Wie schaut der typische Rolls-Royce-Fahrer aus? Wohlhabend, betagt und kultiviert. Ja, eh. Aber spätestens seit Punk-Urvater Iggy Pop in Florida mit seinem Phantom Drophead Coupe herumkurvt, hat sich das Image der Luxusmarke gewandelt. Rolls-Royce ist cool. Und wie!
Leider auch ziemlich teuer. Gut, das waren die Modelle der Nobelschmiede immer schon, seit sich der Ingenieur Frederick Henry Royce und der Geschäftsmann Charles Rolls anno 1906 in den Kopf gesetzt haben, das beste Automobil der Welt zu bauen. Zwei Jahre zuvor haben sich die beiden erstmals in Manchester getroffen, im Midland Hotel. Und genau 110 Jahre ist es her, dass die Karosserien dieser Fahrzeuge von einer engelsgleichen Dame gekrönt werden - von der Kühlerskulptur "Spirit of Ecstasy".
Schon vor Iggy Pop fanden Rock- und Popstars wie John Lennon, Roger Daltrey von The Who, Ray Davies von The Kinks oder auch Udo Jürgens Gefallen an der knieenden Figur mit dem wehenden Kleid. Ebenso natürlich Stars wie Julie Andrews, die einen Rolls-Royce Corniche in der Satire "S.O.B." (1981) ihres Ehemanns Blake Edwards lenkt. Oder Elizabeth Taylor, deren wunderschöner Silver Cloud II (siehe oben) vor zwei Jahren bei einer Auktion versteigert wurde.
Mit BMW hat die britische Traditionsmarke zwar seit fast 20 Jahren einen deutschen Eigentümer, die Faszination an dem Fahrzeug auf der Insel aber ist ungebrochen. Sogar John-Lennon-Lookalikes sparen auf einen gebrauchten Rolls, um standesgemäß im Verkehr mitzumischen.
Modell für diese Figur stand übrigens ein Mädchen, das heute gut und gerne bei der Netflix-Serie "Bridgerton" mitspielen könnte: Eleanor Thornton, die Sekretärin und Geliebte des britischen Adeligen John Walter Edward Douglas-Scott-Montagu, zweiter Baron Montague of Beaulieu.
Ein Name schwebte im Raum
Auf seinen Wunsch hatte der Bildhauer Charles Sykes eine Kühlerfigur fiür seinen privaten Wagen geschaffen, die er selbst The Whisper ("Das Flüstern") nannte. Das Ergebnis gefiel auch Herrn Rolls und so wurde die Skulptur für alle Rolls-Royce-Modelle übernommen. Anfangs schwebte für sie der Name "Spirit of Speed" ("Geist der Geschwindigkeit") im Raum. Letzten Endes aber einigte man sich auf "Spirit of Ecstasy" ("Geist der Verzückung").
Henry Royce übrigens konnte sich mit dem Abbild von Eleanor nicht anfreunden. Die Kühlerfigur war in den Augen des Ingenieurs bloß modischer Schnick-Schnack. An seinem persönlichen Modell war dementsprechend kein "Geist" montiert.
Jede Figur ist ein Unikat. Und falls Sie eine an einem zufällig in Ihrer Nähe parkenden Rolls sehen, haben Sie Glück. Denn üblicherweise verschwindet sie bei neueren Modellen im Fahrzeugrahmen, da auch notorische Leider-Nein-Rolls-Royce-Besitzer gerne mehr als nur ein Auge auf das schöne Ding werfen.
Einen gebrauchten Rolls-Royce gibt es übrigens bei dem ein oder anderen Händler in Österreich schon ab 23.900 Euro. Ein Silver Spur, Baujahr 1982, steht in Klein-Pöchlarn zum Verkauf. Wenn man dem Foto des Händlers glauben darf, sogar mit "Spirit of Ecstasy".
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