Lost Places - Geisterhäuser in den Alpen

Lost Places - Geisterhäuser in den Alpen
Verlassene Villen, verfallende Kirchen und alte Palazzi, die ihren früheren Glanz noch erahnen lassen. Geisterhäuser in den Alpen.

Ächzend knarren die verstaubten Dielen unter meinen behutsamen Schritten. Säuselnder Wind durchzieht das Gebäude. Schummriges Licht fällt durch die erstaunlich gut erhaltene Bleiverglasung. Um mich Fresken, Ornamente, Kunstwerke.“ Es ist für Stefan Hefele ein Moment, in dem Adrenalin durch seinen Körper schießt, wenn er eine solche Entdeckung macht.

Jagdrevier

Der Landschaftsfotograf macht Jagd nach Geisterhäusern. Sein Jagdrevier sind die Alpen. Hefele  sucht nach verlassenen Villen und Palazzi, nach Kirchen und ehemaligen Hotels, aber auch nach Fabriken und Bauernhöfen. Es sind Orte, an denen Menschen lebten, arbeiteten, beteten. Orte des Verfalls, die die Fantasie anstacheln. Was hat sich hier ereignet, wer lebte hier, was geschah mit den Menschen, als das  Haus aufgegeben wurde?

Lost Places - Geisterhäuser in den Alpen

Versunkenes Dorf

Der im Reschensee versunkene Turm von Graun  ist mittlerweile
das Wahrzeichen des Vinschgaus. Der See wurde  aufgestaut und 1950 das Dorf geflutet. Die Kirche und 163 Häuser  versanken, viele Menschen verloren ihre Existenz.

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Kalte Küche

Diese Küchenöfen sind schon lange kalt. Auch hier holt sich die Natur das von Menschenhand errichtete Bauernhaus  zurück

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Auf den zweiten Blick

Als hätte der Pfarrer hier vor Kurzem noch eine Messe gelesen. Diese Bergkapelle ist erst auf den zweiten Blick als  „Lost place“ zu erkennen

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Wie gemalt

Wie ein Gemälde: Der Efeu kriecht durch die zerbrochenen
Fenster. Das Geschirr  ist geblieben. Durch die abblätternde Wandmalerei kommen viele Farbschichten ans Tageslicht.

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Der Messwein blieb

Hostien, Messgewänder und Kirchenbücher wurden einst in den Schränken und Laden dieser Sakristei aufbewahrt, Priester und Ministranten gingen hier aus und ein. Nur der Messwein wurde zurückgelassen

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Dornröschenpalast

So üppig wie früher einmal die Formen und Verzierungen dieser herrschaftlichen Villa, so dicht wuchern die Pflanzen des Gartens. Palmen, Efeu und Dornensträucher werden zum nahezu undurchdringlichen Dickicht und verwehren den Zutritt zur Ruine.

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Ausgekurt

Seit dem Ersten Weltkrieg verfällt das Wildbad Innichen. Es liegt in Südtirol zwischen Sexten und Innichen in 1336 Meter Seehöhe. Das Kurhotel, in dem die Reichen und Schönen einst ihre Zipperlein kurierten,  wurde  1856 von einem ungarischen Arzt erbaut. Fünf Heilquellen  in der Nähe der Ruine existieren noch.

Immer, wenn ihn das Jagdfieber packt, steigt Stefan Hefele in seinen Campingbus und fährt los in die Alpen. Am ehesten wird er in Italien fündig, gefolgt von Frankreich. „Österreich, die Schweiz und Deutschland sind aufgeräumter“, sagt Hefele. Da lässt man Gebäude nicht einfach so verfallen. Zuvor hat er sich tage- und wochenlang im Internet und auf Google Maps schlau gemacht und sich so schon einmal virtuell Stück für Stück weitergearbeitet. Doch ob eine Suche Top oder Flop wird, sieht er immer erst an Ort und Stelle.

Geheimgehalten

Wo genau er auf seiner Suche nach verlorenen Schätzen fündig geworden ist, verrät er allerdings nicht. Seine Ortsangaben bleiben eher vage.  Um nicht einen „Ruinentourismus“ anzufachen, der die Zerstörung dieser kostbaren Orte noch schneller vorantreibt.

Mitunter trifft er ohnehin schon auf Spuren von Vandalismus: Graffiti, mutwillig eingeschlagene Fensterscheiben, die den Verfall durch Wind und Wetter begünstigen.Ein paar Tipps, wo Suchende in Österreich fündig werden können, hat er dennoch: in Bad Fusch beim Großglockner  beispielsweise. Das  idyllisch gelegene und weltabgeschiedene, heute längst vergessene  Kurbad im Pinzgau, in dessen Heilquellen Adelige und Künstler, unter ihnen   auch der Dichter Hugo von Hofmannsthal,  Linderung ihrer Leiden suchten, verfällt seit dem Ersten Weltkrieg. Man erreicht es über Zell am See und Fusch an der Glocknerstraße.

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Auf Spurensuche: Stefan Hefele

Oder im  ehemals prächtigen Schloss Schrattenberg, im Besitz der Familie Schwarzenberg, nächst Scheifling in der Steiermark. 1144 erstmals als Wehrbau erwähnt, diente es Napoleon als Hauptquartier. Im Ersten Weltkrieg wurde das Schloss als Lazarett genutzt,  es verfällt  seit einem Großbrand im Jahr 1915. Ebenso wie viele ehemalige Art-Déco-Hotels in Bad Gastein, die jetzt vielleicht doch noch eine – wohl letzte – Chance bekommen, ihren morbiden Charme abzulegen und wiederbelebt zu werden.

Lost Places - Geisterhäuser in den Alpen

Geisterhäuser. Verlassene Orte in den Alpen, Stefan Hefele, Eugen E. Hüsler, Bruckmann,  51,40 €

 

Manchmal reicht es auf der Suche nach Geisterhäusern schon, mit offenen Augen durch die Alpen  zu fahren und einen Blick durch das Dickicht am Straßenrand zu werfen.  Man sollte sich nur beeilen, denn es  könnte bald  zu spät sein für eine Reise in diese Zwischenwelt, in der  Prunk und Pracht sich in Morbidität und Verfall wandeln.

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