Trotzkopf mit Talent

„Vielleicht liegt es ja daran, dass ich ganz normal aufgewachsen bin, Schule, Parties und so, dass ich nicht zu dieser ,Seht mich an, ich bin f***ing durchgeknallt’-Attitüde neige.“ Ella O’Connor erklärt den Unterschied zwischen sich und anderen Jungstars
„Royals“ – mit einem Song erobert ein Teenager die Welt. Die wundersame Geschichte einer jungen Frau aus Neuseeland, die sich Lorde nennt – und ganz einfach anders ist.

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„Ob wir sie ,gemacht’ haben? Glauben Sie mir, wenn die Musikindustrie das so einfach könnte, würden wir jede Woche einen Superstar machen. Mindestens“, sagt Scott Maclachlan, Talentscout von Universal Music – und Manager der erfolgreichsten jungen Frau des gesamten Musikjahres: „Lorde“ alias Ella Maria Lani Yelich-O’Connor, gerade 17 Jahre alt geworden und mit ihrem Hit „Royals“ in den Spitzenrängen sämtlicher Charts des Planeten. Sie war die jüngste Nummer 1 der englischen Hitparaden seit 15 Jahren, die jüngste der amerikanischen Billboard-Hot-100 seit 26 Jahren, hielt sich am längsten in den Alternative Charts seit Alanis Morissettes „You Oughta Know“. Vierfach-Platin in Kanada, Gold in allen zivilisierten Staaten der Welt, mehr als 3 Millionen verkaufte Tonträger alleine in den USA sprechen eine eindeutige Sprache. Lorde ist ein echtes Phänomen. Aber wer ist dieser Teenager, dessen Melodien Hausfrauen und Hipster, Nerds und Partytiger, Alternative- und Hit-Radio-Fans gleichermaßen begeistern?

Geboren wurde sie in einem beschaulichen Vorort der neuseeländischen Metropole Auckland, sie könnte also auch Wienerin sein, was die Entfernung zum internationalen Show-Biz betrifft. Die Mutter ist eine preisgekrönte Dichterin mit kroatischen Wurzeln, der Vater Architekt aus einer irischen Einwandererfamilie. Mit sechs kommt Ella aufgrund eines Tests in eine Schule für Hochbegabte, Experten bestätigen ihr auf vielen Gebieten die Reife einer 21-Jährigen. Ein paar Wochen später nimmt ihre Mutter sie doch wieder aus dem Elite-Institut, weil sie wollte, dass Ella ganz normal aufwächst. „Du musst in dieser Welt leben, so wie alle anderen Menschen“, sagt sie zu ihrer Tochter.Mit zwölf hat sie mehr als 1.000 Bücher gelesen, ihre Lieblinge sind Carver und Vonnegut – Junot Diaz, Tobias Wolff und Wells Tower werden bald folgen. Mit zwölf spielt Ella O’Connor Theater, gewinnt Debattier- und Literaturpreise und – mit einem Freund, der Gitarre spielt – einen lokalen Musikwettbewerb. Der Vater des Freundes schickt ein Video des Auftritts an mehrere Plattenfirmen, weil er aus seinem Sohn einen Musiker machen will – und startet so die Karriere von „Lorde“.

Mit zwölf bekommt sie einen Plattenvertrag und scheint schon ein Ladenhüter zu werden, weil sie mit keinem der für sie engagierten Komponisten zurechtkommt. „Aber ich bekam Gesangsunterricht – das war großartig“, sagt sie rückblickend. Mit 15 schreibt sie schließlich selbst den Song „Royals“, der sie berühmt machen wird.

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Mit 16 ist es dann so weit, ausverkaufte Konzerte in New York und London, Toronto und L.A., Auftritte in großen US-TV-Shows. Und das glamouröse Jungspund-Rat-Pack mit Interressensschwerpunkt „reich, schön und extravagant“ war sofort bereit, die junge Neuseeländerin mit offenen Armen zu empfangen. Selena Gomez coverte bei Live-Konzerten ihren Hit „Royals“, Miley Cyrus twitterte „du bist großartig, Lorde!“, und was Justin Bieber machte, wollen wir uns hier gar nicht vorstellen. Und Ella? Die gibt zwar zu, dass Miley Cyrus ihr Lieblings-Disney-Channel-Star war, mit dem Lifestyle ihrer um ein paar Jahre älteren Superstarkollegen hat sie allerdings nichts zu tun. „Ich hab schnell das Gefühl, Geld zu verprassen. Und wenn ich schon mal prasse, dann höchstens, um mir CD-Raritäten oder Buch-Erstausgaben zu kaufen“, sagt sie. Dementsprechend kritisch fallen ihre Kommentare zu Selena & Co. aus (siehe u.: „Lorde über“), auch wenn ihr das kilometerlange Twitter-Beschimpfungen von deren Fans einbringt.

Ein Manager unterbreitet ihr ein Produktionsangebot von Wunderwuzzi David Guetta. Gott bewahre! „In 20 Jahren habe ich keinen Musiker kennengelernt, der so genau weiß, was er will. Mit Lana Del Rey war’s einfacher – da konnten wir machen, was wir wollen“, sagt ein Mitarbeiter der Plattenfirma. Lordes Debüt-CD heißt „Heroine“ – Heldin. Passt.

Nein, „Lorde“, wurde nicht gemacht, „Lorde“ ist Ella Maria Lani Yelich-O’Connor. Hoffentlich bleibt das so.

Geboren: 7.11. 1996, Devonport, Neuseeland

Vater: Vic O’Connor, Ziviltechniker

Mutter: Sonja Yelich, Dichterin

Geschwister: Jerry (20, studiert in Deutschland), India (15, will Schauspielerin werden), Angelo (14, Mathe- & Sport-Fan).

„A-plusses look so pretty“, ist das schulische Erfolgsmotto aller Geschwister.

Trotzkopf mit Talent
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Lorde-Fans:

Moby, Kanye West, Mayer Hawthorne, Elton John, Lena Dunham, Miley Cyrus, Vanessa Hudgens, Este-, Danielle- & Alana Haim, Jimmy Fallon, Perez Hilton, Grimes, Chloe Moretz, Jared Leto, Dr. Luke, Phillip Lim, Ellen DeGeneres

Lorde ist Fan von:

Justin Timberlake, Grizzly Bear, Animal Collective, The Weeknd, James Blake, Beyoncé, Haim, Drake, the xx, A$AP Rocky, Burial, Diplo, Laurie Anderson, M.I.A., Kanye West

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SELENA GOMEZ - „Ich hab es so satt, wenn Frauen immer auf diese Art porträtiert werden: ,Wenn du bereit bist, komm und hol’s dir von mir.’

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