Ein Mann gibt einer Frau einen Kuss auf die Stirn.

Studie enthüllt: Warum Chronotypen das Liebesglück beeinflussen

Man matcht, man schreibt, man hofft – und übersieht dabei das Wichtigste: Laufen die inneren Uhren synchron?

Es ist alles ein bisserl kompliziert geworden – zumindest, was das Dating betrifft. Mittlerweile achten Menschen auf alles, was angeblich über die Zukunft entscheidet: Geruch, Humor, Status, Beziehungsfähigkeit, ob jemand Hunde mag oder wenigstens so tut. Wir checken Fotos, Texte, Stimmlage, Essgewohnheiten, politische Haltung und ob sie/er vielleicht „achtsam“ ist. Aber eines prüfen wir fast nie: Ist der Mensch zur selben Zeit wach wie man selbst?

Dabei wäre das, laut einer Studie der Uni Breslau, womöglich der wichtigste Kompatibilitätsfaktor überhaupt. Diese zeigt zweierlei – erstens: Der Chronotyp spielt beim Verlieben keine Rolle. Frühaufsteher daten Abendmenschen, Abendmenschen daten Frühaufsteher, unbeeindruckt davon, dass ihre inneren Uhren völlig gegeneinander laufen. Zweitens – und jetzt kommt das „aber“: Diese innere Uhr entscheidet sehr wohl darüber, wann wir Lust haben und wann wir lieber schlafen. Und ob zwei Menschen überhaupt jemals gemeinsam in ein erotisches Zeitfenster gleiten. Vielleicht bräuchte es in Dating-Profilen daher endlich das Feld „Chronotyp“: Hi, Eule sucht Eule für gemeinsame Nachtflüge. Weil: Schön blöd, wenn zwei nie zusammenkommen, weil der eine immer gerade wegbüselt. Die Studie zeigt auch: Paare synchronisieren sich im Alltag nur teilweise: beim Aufstehen ja, beim Einschlafen eher nein. Beim Sex landet fast alles zwischen 21 und 24 Uhr – nicht, weil’s da ein Erotik-High gibt, sondern weil es der einzige Slot ist, der im Alltag übrig bleibt.

Die Studie zeigt auch: Paare synchronisieren sich im Alltag nur teilweise: beim Aufstehen ja, beim Einschlafen eher nein. Beim Sex landet fast alles zwischen 21 und 24 Uhr – nicht, weil’s da ein Erotik-High gibt, sondern weil es der einzige Slot ist, der im Alltag übrig bleibt.

Wann auf erotischer Betriebstemperatur?

Besonders spannend sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Morgen-Typ-Frauen haben einen klaren Lust-Peak zwischen 15 und 18 Uhr, Abend-Typ-Frauen später. Männer wiederum reagieren stärker auf hormonelle Rhythmen und sind weniger flexibel. Spannend: Obwohl die inneren Uhren verschieden ticken, passt sich das tatsächliche Sexualverhalten den sozialen Strukturen an, nicht der Biologie. Wir vögeln abends, weil es der Kalender so beschlossen hat. 

Daraus entsteht eine seltsame, aber relevante Tragik: Vielleicht hält sie ihn für unaufmerksam, weil er abends müde ist – obwohl sein Körper morgens bereit wäre. Vielleicht findet er sie „nicht so leidenschaftlich“, obwohl sie am Nachmittag auf Betriebstemperatur wäre, müsste sie nicht noch schnell was fürs Abendessen anschleppen. Vielleicht denkt der eine, der andere sei nicht interessiert, obwohl einfach nur das ungünstigste Zeitfenster des Tages erwischt wird. Dann wären da noch fatale Szenarien wie diese: Sie entschlummert um 22 h, er wird da erst richtig munter. Er steht um 6 auf, sie geht um 2 schlafen. Beide denken, es mangle an „Chemie“, dabei haben sie nur verschiedene Ladenöffnungszeiten. Vielleicht würde manche Beziehung ja gerettet, wäre viel früher klar gewesen, dass Lust, Nähe und Verfügbarkeit auch eine Frage des richtigen Timings sind. Deshalb sollten wir beim Kennenlernen auch diese Frage stellen: „Wann bist du wach und ansprechbar?“ Weil man damit halbwegs sicher weiß, in welchen Zeitzonen zwei Menschen wirklich miteinander leben und lieben – und in welchen sie garantiert nicht miteinander vögeln werden.

Buchtipp.

Ein faszinierender Mix aus uralten tibetisch-tantrischen Lehren und modernem Neo-Tantra: Das Buch „Von Tantra zu Tantra“ (Thomas Lempert, Verlag Windpferd, 22,95 €) erklärt klar, sinnlich bebildert und überraschend alltagstauglich, wie Energiearbeit, Yab-Yum, Tummo und die Vier Freuden nicht mystisch bleiben, sondern praktisch werden. Für alle, die Spiritualität und Sinnlichkeit nicht trennen, sondern bewusst verbinden wollen. 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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