Dreaming, dreaming, dreaming nannte George Bernard Shaw die nationale Leidenschaft der Iren, sich Tagträumen hinzugeben. Oder dem Alkohol. Wie der Dubliner Dichter Brendan Behan, der in der Spätphase seines Schaffens den Gedankenfluss mit meist einem Dutzend Pints und zwei Flaschen Jameson-Whiskey pro Tag fördern musste. Doch die mystischen Legenden der Literatur sind Geschichte. Und längst hat sich Dublin, die Stadt der trinkenden Dichter und dichtenden Trinker,  vom Image des Tristen, Merkwürdigen, Rückständigen befreit und sich zu einer der lebendigsten Metropolen Europas entwickelt. Man versucht sich aus dem Schuldensumpf zu ziehen (momentan noch immer mehr als 120% des Bruttoinlandsprodukts), Humor als Ausweg aus der Krise zu nützen – und das Leben, wenn es droht im Chaos zu versinken, zu meistern. Die behäbige Schläfrigkeit ist vorbei. Man versucht nicht mehr, der Realität auszuweichen. Sondern sie mit Würde zu bestehen.

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