Zehn Jahre jünger: Wie man die biologische Uhr zurückdrehen kann
Die biologische Uhr lässt sich tatsächlich zurückdrehen – mit konkreten Maßnahmen bei Sport und Ernährung. Akzentuierte Styling-Tipps einer Modeikone sollen zudem äußerlich verjüngen.
Es war Caroline de Maigret, die 2014 mit ihrem Bestseller „How to be Parisian“ die frankophile Lebensweise zum Trend unter jungen Modefans machte. Jetzt hat die französische Stilikone erneut einen Ratgeber veröffentlicht. In „Older but better, but older – Die Kunst, erwachsen zu werden“ versucht das 44-jährige Ex-Model zu skizzieren, wie man als Modevorbild in Würde altert und sich unter anderem zehn Jahre jünger macht.
Das gelte bei Französinnen nämlich als nationaler Sport: „Sie sind nicht von ewiger Jugend besessen, weil sie ohnehin wissen, dass sie diesen Kampf verlieren – aber sie sind dem Gedanken verfallen, stets etwas jünger auszusehen als sie sind“, so de Maigret über ihre Landsleute.
Telomere verlängern
Neben sehr beliebigen Ratschlägen und einigen konkreten Styling- und Make-up-Tipps (siehe Kasten unten) stellt sich nach Lektüre des Buches aber die Frage: Warum eigentlich nur zehn Jahre jünger aussehen und sich nicht tatsächlich auch so fühlen?
Der KURIER hat beim österreichischen Anti-Aging Mediziner Markus Metka nachgefragt, wie man seinen Körper tatsächlich verjüngen kann. Während das chronologische Alter unveränderlich bleibt, ist es sehr wohl möglich, sein biologisches Alter zurückzudrehen. Eine einheitliche Messmethode gibt es dafür noch nicht, wichtige Parameter sind aber unter anderem die Herzratenvariabilität, das Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6-Säuren und verschiedene Biomarker.
Außerdem gibt es einen Zusammenhang zwischen der Länge von Telomeren – die Schutzkappen von Chromosomen – und dem Alterungsprozess. Telomere werden im Laufe des Lebens kürzer und können das Erbgut nicht mehr schützen, als Folge mutieren Zellen. Ihre Länge gibt Rückschlüsse auf das Erkrankungsrisiko für Krebs oder Diabetes.
Wie immer mehr Studien aufzeigen, ist es jedoch möglich, Telomere zu verlängern. Was man dafür tun muss und wie sich andere Parameter ebenfalls verbessern lassen:
Tennis besser als Krafttraining
Sport: Mehrere Studien belegten, dass mäßiger Ausdauersport wie Radfahren oder Laufen von etwa 30 Minuten täglich die Telomere verlängert. Krafttraining brachte diesen Effekt nicht. „Wir konnten anhand von Blutzellen belegen, dass Ausdauertrainingsarten wichtige Regulatoren der Zellalterung günstig beeinflussten“, erklärt Kardiologe Ulrich Laufs von der Uni Leipzig seine Studie, die Frauen tägliches Laufen von 30 Minuten empfiehlt, den Männern 45 Minuten.
Nicht übertreiben
Von einem Übermaß an Sport rät Markus Metka allerdings ab: „Marathonläufer sind nicht bekannt dafür, besonders gut und fit auszusehen. Man kann auch zu viel Bewegung machen – dann steigen Entzündungswerte und die Gelenke sind geschädigt.“
Als Anti-Aging Aktivität ideal sei es, fünf Mal die Woche für eine Stunde zügig zu gehen (Nordic Walking). „Das verbessert alle Parameter des biologischen Alters.“ Auch Radfahren und Schwimmen sind empfehlenswert. Sitzende Tätigkeiten gilt es so gut wie möglich zu vermeiden: „Nicht umsonst spricht man auch vom toxischen Sitzen.“
Laut der groß angelegten Kopenhagen City Heart Study sind es vor allem Sportarten, die soziale Interaktion fordern, die die Lebenserwartung erhöhen. Mit Tennis lassen sich demnach 9,7 Jahre gewinnen.
Weizenkeime für die Zell-Reinigung
Ernährung. Der natürliche Stoff Spermidin verbessert die Gedächtnisleistung und hilft bei chronischen Entzündungen („silent inflammation“). Es kommt vor allem in Weizenkeimen vor, aber auch in Äpfeln, Pilzen, Rotwein und gereiftem Käse. Spermidin regt den Körper dazu an, die Zellen zu reinigen, die dadurch einer Verjüngungskur unterzogen werden.
Dieser Reinigungsvorgang wird Autophagie genannt, der auch durch eine Fastenkur herbeigeführt werden kann. „Eine zehntägige Fastenkur lässt einen zwei bis drei Jahre gewinnen“, so Markus Metka.
Senolytische Lebensmittel
Lebensmittel, die die Senolyse fördern, wirken ebenfalls verjüngend. Hierbei werden alte Zellen eliminiert und eine Gewebe-Erneuerung gestartet.
Metka: „Dazu gehören Kurkuma, grüner Tee und Olivenöl oder auch Lauch, Knoblauch und Zwiebeln, die Quercetin enthalten. Es versorgt die Mitochondrien in den Zellen mit Energie.“
Zudem empfiehlt er Gerste. „Sie enthält viel Beta Glucan. Ein Jungbrunnen, weil Zellen damit geschützt werden.“ Und ganz wichtig: „Zucker reduzieren. Eine US-Studie zeigt, dass schon eine 30-tägige Zuckerkarenz um bis zu zehn Jahre jünger macht.“
Müßiggang und Beziehungen pflegen
Alltag. Rauchen, UV-Strahlung, Chemikalien und dauerhaft zu wenig Schlaf können die Telomer- und damit die Zellalterung messbar beschleunigen. Aber auch Stress ist ein wichtiger Faktor.
Merka: „Man muss Gelassenheit lernen, um sich zu verjüngen. Meditation oder Yoga kann dabei helfen. Wichtig ist auch der Müßiggang. Das Nichtstun muss heute verstärkt gepflegt werden, um sich zu regenerieren. Denn wie Friedrich Schiller schon sagte: Der Geist ist es, der den Körper formt.“
Um sich jünger zu fühlen, als man chronobiologisch gesehen ist, sind außerdem soziale Kontakte von großer Bedeutung. Enge Beziehungen und positive Freundschaften sind nachweisbar für längere Telomere verantwortlich.
Weiße T-Shirts & Mascara
Mode & Make-up. Laut den Ratschlägen von Chanel-Muse Caroline de Maigret wirkt man in körperbetonter Kleidung jünger als mit zu weiten Schnitten. Mit einem weißen T-Shirt liegt man demnach immer richtig. Damit wirke man frisch und jung.
Bei Make-up und Rouge rät das Ex-Model zu cremigen Texturen statt zu Puder, da sich dieser stärker in Falten absetzt. Empfehlenswert: Aufheller im inneren Bereich der Augenpartie, weil diese im Alter dunkler wird. Lippen nicht zu stark mit Lipliner betonen, das streicht Fältchen hervor. Zu dunkler Lippenstift soll auch älter machen.
Mascara ist unerlässlich, weil die Wimpern im Alter nicht mehr so dicht sind. Und: Raus aus der Sonne und in Sonnenschutz investieren.
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