Die Anekdote, wie alles begann, schütteln Mikail und sein Vater nach unzähligen Interviews – unter anderem mit der BBC und New York Post – professionell aus dem Ärmel: Zum vierten Geburtstag schenkten ihm seine Eltern als Abwechslung zum vielen Lego Fingerfarben und eine Staffelei. Der Bub begann zu malen. „Ich kam von der Arbeit heim und fragte meine Frau Elvan, seit wann sie so gut zeichnen könne“, erinnert sich der dreifache Vater. „Als sie mir sagte, dass das Bild von Mikail war, konnte ich es nicht glauben.“
Der Vater tat, was stolze Eltern heutzutage eben tun, fotografierte das Werk seines Sohnes und postete es auf Facebook. Zuerst kamen Likes, dann erste Kaufanfragen. Schließlich klopfte die Presse an. Vor Kurzem hat Mikail ein Bild, das er mit Fußballstar Manuel Neuer für eine Charity-Aktion gestaltet hat, um 11.000 Euro verkauft.
„Meine Vorbilder sind Jean-Michel Basquiat und Michael Jackson. Viele wissen nicht, dass er auch gemalt hat“, sagt der kleine Kölner, der die Internationale Schule besucht und ein großer Fußball-Fan ist. Seine abstrakten Kunstwerke entstehen in einem Kelleratelier, das seine Eltern eingerichtet haben. Mikail wurde nicht nur durch das Netz entdeckt, sondern auch weitergebildet: In YouTube-Tutorials von Gerhard Richter lernte er, mit Farbschichten zu experimentieren, zu klecksen und zu spritzen. Zuletzt bemalte er ein Wrackteil des Airbus A 310. „Ich habe die Farbe dann überall, auf den Haaren, auf den Händen“, erzählt er in seiner holprigen Kindersprache.
Wenn er malt, sagt sein Vater, sei er in seiner eigenen Welt, „so vertieft, so konzentriert, da kann man ihn nicht ansprechen. Manche meinen, er sei eine inspirierte Seele – da ist sicher was dran“. Inzwischen hat Akar seinen Job als Personaldisponent gekündigt und kümmert sich hauptberuflich um die Vermarktung von Mikails Kunst. „Es kommen ständig neue Anfragen – Mikails Bilder hängen mittlerweile auf jedem Kontinent.“
Was der Künstler mit seinem Geld später machen möchte? „Ein Fußballstadion kaufen“, sprudelt es aus Mikail heraus. „Und eine Play Station 4, die wollen mir meine Eltern nämlich nicht kaufen.“
Vorwürfe, dass die Eltern ihren begabten Sohn zur Kunst zwingen würden, seien für die Familie anfangs verletzend gewesen. „Wir fördern ihn definitiv gesund, er macht das jetzt schon seit vier Jahren mit Lust und Leidenschaft. Mit Zwang oder Druck würden solche Bilder nicht entstehen“, verteidigt sich Vater Akar. „Wenn wir merken, dass ihm der Rummel zu viel wird, bremsen wir das natürlich. Wir nehmen auch bei Weitem nicht jedes Angebot an. Er soll malen, solange es ihm Freude macht.“
Freude bereitet Mikail momentan auch die Aussicht auf seinen Wien-Besuch. Er mag das Hundertwasserhaus und möchte unbedingt in den Prater, wenn er hier ist. „Sehen Sie“, lacht sein Vater, er ist eben ein Kind.“
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