Agentur-Chef Franz Riebenbauer hat sich auf ganzheitliche Ästhetik-Konzepte spezialisiert und sieht den Interieur-Trend kritisch.
„Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass jetzt alle auf Jahre gerne daheim bleiben“, erklärt Franz Riebenbauer seine Meinung zum vermeintlichen Trend, sein Zuhause mehr zu schätzen und dementsprechend zu verschönern. „Wenn die Pandemie vorbei ist, wird man umso lieber Reisen, bewirtet werden und außerhalb der vier Wände Gesellschaft genießen.“
Reisen als Inspiration
Der Chef einer Design Agentur mit Sitzen in Wien, Los Angeles und Berlin hat hierzulande zuletzt mit dem Interieur der puristisch-edlen „Öfferl“ Backfilialen von sich reden gemacht.
Er und Kreativdirektorin Almut Becvar holen sich vor allem auf Reisen Inspiration für ihre Arbeit – was derzeit tatsächlich ein Problem sei. „Sich Dinge anzuschauen und sie dadurch wirklich zu erleben, das geht eben nur in der realen, wirklichen Welt. Virtuell funktioniert das nicht“, erklärt Becvar.
Die beiden schaffen Räume für Marken (Branded Spaces), in denen ein bestimmtes Image transportiert wird. Wer sich von der immer stärkeren Online-Konkurrenz absetzen will, der müsse in seinen Shops Erlebnisse schaffen. Riebenbauer: „Es gibt heute so viele gleichwertige Produkte am Markt. Daher müssen in Filialen Werte geteilt und alle Sinne angesprochen werden – sonst kann ich das Produkt auch online kaufen.“ Kein Wunder also, dass Unternehmen immer mehr Geld in die sogenannte „Brand Experience“ (Anm.: Markenerlebnis) investieren.
Über die Ästhetik seiner Arbeit sagt der 44-jährige Steirer: „Es gibt eine starke Sehnsucht nach dem Archaischen und der Natur. Wir arbeiten viel mit Stein, setzen Pflanzen und Holz ein. Im Kontrast zu Industrie-Materialien wie Stahl oder Beton erzeugt das gute Spannung.“
Einrichtungstipps
Von nutzloser Home-Dekoration, die derzeit von Influencern gerne präsentiert wird, hält er herzlich wenig. „Wenn ich diesen Deko-Müll auf Instagram sehe, kann ich mich nur aufregen.“ Auch hochwertige Produkte, die dann alle paar Monate einer anderen nachhaltig produzierten Vase oder Lampe Platz machen, verfehlen die Intention, kritisiert der Grafikdesigner.
Was er einem Freund raten würde, der sein neues Eigenheim einrichtet: „Eine 200 Jahre alte Bauernstube anschauen, die zeigt, was man wirklich braucht. Einen stabilen Tisch und gute, langlebige Materialien. Wer Holz will, sollte auch Holz kaufen und keinen Laminatboden oder eine Tapete, die aussieht wie eine Betonwand.“
Kommentare