Als Rachel Moore und Josh Shankle im Jahr 2016 mit ihrem Segelboot Voyages of Agápe in der kalifornischen Heimat aufbrachen, wollten sie sich den lang gehegten Traum einer Weltreise auf dem Wasser erfüllen.
Doch nach zwei Jahren und weit über 130 bereisten Orten von Mexiko bis zu den Galapagos-Inseln waren die beiden ermüdet. „Alle zwei bis drei Tage steuerten wir eine neue Bucht an, mussten uns über das Wetter, die perfekte Stelle zum Ankern und den nächstgelegenen Supermarkt Gedanken machen“, erinnert sich Rachel Moore im Zoom-Interview mit dem KURIER. „Wir hatten beide vor der Reise sehr stressige Jobs, aber ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt erschöpfter als ich es während meiner Karriere jemals gewesen war. Wir konnten nie so recht abschalten.“
Das Ehepaar beschloss, seinen Plan zu ändern. Shankle: „Wir hatten unser Geld vorab gut investiert und während der Reise mit Schreiben und Fotografie weiter verdient, um die Kosten zu decken. Und realisiert, dass wir gar nicht mehr nach Hause kommen müssen.“
Weit weg von Corona
Seitdem gehen sie es ruhiger an: Aus Urlaub wurde ein Lebensstil. Das Segelboot bezeichnen die Kalifornier heute als ihr „Zuhause“. Seit rund zwei Jahren ankert Voyages of Agápe nun schon in den Gewässern Französisch Polynesiens. Moore: „Wir wollten nach einem Jahr weiterziehen, doch dann kam die Corona-Krise.“ Zu diesem Zeitpunkt machten die Weltenbummler vor einer unbesiedelten Insel im Tuamotu-Archipel halt.
Die Grenzen wurden geschlossen, selbst von Insel zu Insel durfte man sich nicht mehr bewegen. Kontakt zum Rest der Welt? Nur mittels Satelliten-Telefon möglich. Drei Monate verbrachten sie so. Speerfischen und die Kokosnuss-Suche ersetzten den Supermarkt.
Mittlerweile ankern die Reisenden vor der Südsee-Insel Moorea – und können sich wieder über Internet und frisches Gemüse freuen. Viel mehr braucht es für sie nicht zum Glücklichsein. Josh Shankle: „Es ist verrückt, für was wir früher in Kalifornien viel Geld ausgegeben haben.“
Statt ins Restaurant auf der Insel zu gehen, wird dreimal täglich frisch am Boot gekocht. „Morgens gibt es einen Smoothie mit Avocado und Mango, mittags einen großen Salat und abends gegrilltes Gemüse“, verrät seine Ehefrau. Ginger Beer oder Joghurt wird wöchentlich am Boot selbst produziert.
Auf engstem Raum
Auch wenn es sich quasi um einen Urlaub ohne Ende handelt, wird der Alltag strukturiert. „Morgens arbeiten wir am Laptop, dann gehen wir tauchen“, sagt Shankle. Der größte Luxus sei für ihn jedoch, dass er sich stundenlang dem Lesen widmen könne. „Früher gab es immer wichtigere Dinge, die erledigt werden mussten.“
Auch als Paar haben sie sich weiterentwickelt. Shankle: „Wir sind auf 15 Metern durchgehend beisammen. Du musst lernen, sehr gut mit dem anderen zu kommunizieren.“ Mittlerweile sind sie nicht mehr nur zu zweit: Kätzchen Gilly ist seit einem Jahr mit an Bord.
Wann die drei ihre Weltumrundung fortsetzen, ist derzeit ungewiss. Nächstes großes Ziel ist Neuseeland – Stress gibt es jedoch keinen mehr. Shankle: „Wir bleiben überall, solange wir wollen. Das Enddatum dieser Reise haben wir gelöscht.“
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