Der 27-Jährige litt nach einer Trennung vor drei Jahren selbst an einem sexuellen Problem, das ihn psychisch belastete, wie er bbc.com verriet. Teure Therapiestunden und Schamgefühle hätten ihn jedoch daran gehindert, Hilfe zu beanspruchen.
Lockdown-Phänomen
„Blueheart“ verzeichnete wie andere, ähnliche Apps deutlich mehr Downloads während des Lockdowns – einer Zeit, in der sich viele Menschen mit ihrer Sexualität auseinandersetzten, weiß die Sexualtherapeutin Claudia Wille-Helbich. „Man hat begonnen, dieses Thema ernster zu nehmen und sich damit zu beschäftigen – alleine oder mit dem Partner.“
Eines der häufigsten Probleme sei, vor allem in langjährigen Beziehungen, fehlende Lust – ein Thema, das auch in den Sexual-Wellness-Apps großgeschrieben wird. „Ich finde es positiv, dass langsam das Bewusstsein entsteht, dass Sex nicht immer von selber passiert, dass man gerade nach der ersten Verliebtheit etwas dafür tun muss“, sagt Wille-Helbich. „Apps sind meistens so gestaltet, dass sie mit wenig Aufwand schnelle Impulse bieten – das ist bei Paaren im Alltagsstress sicher von Vorteil.“
32 Prozent waren schon einmal mit einem sexuellen Problem konfrontiert, offenbarte eine britische Studie im Jahr 2017 – ein Großteil davon mit Erektionsstörungen. Ein Umstand, den die klinische Psychologin Britney Blair aus San Francisco mit ihrer App „Lover“, die seit einem Jahr auf dem Markt ist, bekämpfen will: Ein dreiwöchiges Programm habe bei 62 Prozent der teilnehmenden Männer Verbesserungen erzielt, teilte das Start-up mit.
Weibliche Lust
Die schicke Aufmachung der App fügt sich bestens in den Sexual-Wellness-Trend, an dessen Entstehung Gwyneth Paltrow mit ihrer Website goop.com maßgeblich beteiligt ist. Der ehemalige Filmstar und jetzige Lifestyle-Guru verkauft dort unter anderem traditionelle Vagina-Eier aus Jade oder luxuriöses Sexspielzeug.
„Vaginanomics“ nennt das New Yorker Trendinstitut J. Walter Thompson das boomende Business mit der (weiblichen) Lust. Sowohl in den Apps als auch auf goop.com geht es in erster Linie darum, den eigenen Körper lieben zu lernen, ohne einem Ideal entsprechen zu müssen – ein erster Schritt zu einer erfüllten Sexualität, sagt auch Wille-Helbich: „Nur so kann man seinem Partner erklären, was man sich im Bett wünscht.“
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