Sexismus im Gangsta-Rap: „Die Bitch muss bügeln“

Sexismus im Gangsta-Rap: „Die Bitch muss bügeln“
Wie die neue Kampagne #UnhateWomen auf verbale Gewalt gegen Frauen und homophobe Sprüche aufmerksam macht.

Es sind Sätze, bei denen es einem augenblicklich flau im Magen wird. Während sie in den Beats des deutschen Gangsta-Rap oft untergehen, entfalten sie schwarz auf weiß und ohne Musik ihre volle Wirkung: „Ich will keine Frauen, ich will Hoes. Sie müssen blasen wie Pros“, heißt es etwa in einem Song des Deutsch-Rappers Fler, der auf Youtube mehr als 2,6 Millionen Mal angeklickt wurde.

Sexismus im Gangsta-Rap: „Die Bitch muss bügeln“

Mit Zitaten aus Rap-Songs will die Aktion aufrütteln

Die Liste mit frauenverachtenden, teils gewaltverherrlichenden Gangsta-Rap-Nummern ließe sich lange fortführen – Lieder, die Charts stürmen und deren Interpreten von Jugendlichen verehrt werden. Wie brutal manche Texte sind, veranschaulicht nun die Kampagne #UnhateWomen (Hört auf, Frauen zu hassen) des Vereins Terre des Femmes, der sich für Frauenrechte einsetzt: In einem kurzen Video tragen Frauen schockierende Passagen aus deutschen Rap-Songs vor. Am Ende die Botschaft: „Es ist Zeit, etwas zu ändern.“ Misogyne Hassrede präge die Realität und beeinflusse das Selbstbild von Mädchen und Frauen.

Macht und Gewalt

Ob die Deutsch-Rapper – zu den Stars zählen etwa Fler, Capital Bra oder Bushido – diesem Wunsch Folge leisten, ist fraglich: Ihre Musik zählt sowohl in den Charts als auch bei Streaminganbietern wie Spotify zu den populärsten Genres – trotz verrohter Sprache, Herabwürdigung von Frauen und der Dauer-Demonstration von Statussymbolen, Macht und Gewalt.

Sexismus im Gangsta-Rap: „Die Bitch muss bügeln“

Warum? „Verstöße gegen die politische Korrektheit, gegen den gesunden Menschenverstand, sind ein attraktives Mittel für – meist jugendliche – Menschen, die zeigen wollen, dass sie sich nichts vorschreiben bzw. verbieten lassen“, weiß Michael Huber vom Institut für Musiksoziologie der Musik-Uni Wien, der unter anderem zum Thema Gangsta-Rap forscht. Rapper selber argumentieren meist damit, dass sie lediglich die Sprache von der Straße widerspiegeln und damit marginalisierten Gruppen eine Stimme geben.

Studien gibt es keine, jedoch gehen Experten wie Huber davon aus, dass vulgärer Gangsta-Rap überwiegend von jungen Männern gehört wird. „Musik von Männern für Männer“, sagt die Wienerin Esra, die mit ihrem Bruder das Rap-Duo Esrap bildet. „Ich denke, diese Texte kommen gut an, weil sie auf eine gewisse Art Macht repräsentieren. Es gibt auch viele weibliche Rapperinnen, aber die bleiben oft unsichtbar.“

„Kein Bock auf Sexismus“

Die 29-Jährige rappt unter anderem darüber, wie es ist, als türkischstämmige Frau in Österreich zu leben. Sie ist froh, dass #UnhateWomen die frauenfeindliche Sprache im Gangsta-Rap aufzeigt. „Ich hab keinen Bock auf sexistischen Rap und finde es gut, dass es eine Gegenbewegung gibt. Allerdings muss man die Diskussion richtig führen und nicht sagen, alle Männer mit Migrationshintergrund – das sind nun mal die meisten Rapper – sind frauenfeindlich“, betont sie.

Auch Michael Huber begrüßt den Aufschrei von Terre des Femmes. „Alles ist gut, was für Bewusstsein und eine Stärkung der Abgewerteten sorgt. Wenn dadurch nur hundert Menschen einsehen, dass Sexismus und Homophobie nicht cool und schon gar nicht normal sind, ist schon etwas erreicht.“

Ob Sexismus je aus dem Rap verschwinden wird? Huber ist zuversichtlich. „Wir sprechen im Hiphop von einer Massenkultur. Wenn sich die Nachfrage ändert, wird sich das auch im Angebot niederschlagen.“

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