Schwarm-Intelligenz: Warum uns Tiere faszinieren und was wir von ihnen lernen
Sie sind bunt und fantastisch. Anschmiegsam oder bizarr. Erschreckend oder anziehend. Warum sehen Tiere so aus, wie sie aussehen?
Fast immer hat die Natur ihnen das Erscheinungsbild verliehen, das sie brauchen, um Rivalen abzuschrecken und ihren Partnern zu imponieren.
Es gibt sogar Tiere, die andere Tiere optisch imitieren, wie der Herkuleskäfer, der mit seiner riesigen Schere eher an eine Krabbe erinnert. Warum uns Tiere faszinieren, Fabeln und Kinderbücher von ihnen handeln oder wir gerne in den Zoo gehen, uns Filme und Bücher über sie ansehen, ist leicht erklärt. „Das Interesse an Tieren liegt in der Evolution des Menschen. Schon als Babys sind wir von ihnen fasziniert. Die Möglichkeit, Natur und Tiere zu beobachten, gehört zur Entwicklung jedes Kindes dazu und ist essenziell für seine gesunde Entfaltung“, sagt Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal.
„Nicht umsonst handeln Fabeln von Tieren. Denn der Mensch vergleicht sich gernemit ihnen – um daraus selbst etwas über sich zu lernen.“ Dass wir vor allem von ihrer Intelligenz berührt werden, zeigt auch das große allgemeine Interesse an Schimpansen, Wölfen, Delfinen, Papageien, Elefanten oder Raben.
Diese Tiere sind nicht nur besonders klug, sondern auch sozial, und können unser Verhalten gut widerspiegeln. „Das ist eine ungebrochene Faszination, die sich immer wieder aufs Neue bestätigt und die ich auch bei meinen Studenten beobachten kann“, so Kotrschal. Ja, wir schauen uns von den Tieren einiges ab. Haben sich überfürsorgliche Eltern etwa ein Buntbarsch-Weibchen zum Vorbild genommen? Dieses legt seine Eier behutsamin Höhlen ab, öffnet bei Gefahr sein Maul, um seinen Nachwuchs einzusaugen und ihn damit vor Angreifern zu schützen. In Sachen Treue könnte wiederum der Kiwi ein Vorbild sein. Die Vögel bleiben einander lebenslang treu und die Männchen helfen auch beim Ausbrüten und Nestbau. "Jedes Tier hat seine Besonderheit und ich bin vielen Tieren begegnet, die mich beeindruckt haben", erzählt der Ornitologe Leonida Fusani vom Konrad Lorenz Institut für Vergleichende Verhaltensforschung. "Ich kann mich zum Beispiel noch sehr gut an das erste Mal erinnern, als ein winziger Kolibri angeflogen kam, um meinen Hut zu inspizieren, während ich im Regenwald unterwegs war. Das muss man sich vorstellen, der kleinste aller Vögel nähert sich einem großen Säugetier wie mir ohne das geringste Zeichen von Angst."
Tierisch gute Vorbilder
Wir alle kennen auch die Vergleiche, schlafen wie ein Murmeltier, stark wie ein Bär oder schlau wie ein Fuchs sein. Kinderbücher, in denen Tiere als Vorbilder gelten, sind beliebte Erziehungshilfen. Aber auch im Zusammenleben mit ihnen lernt der Mensch das, worauf es im Leben ankommt: nämlich soziale Kompetenz. Mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, ist sowieso essenziell: „Egal, ob wir Tiere beobachten oder Menschen am Strand, es geht immer darum, ein Verhalten zu erforschen, um daraus etwas über sich selbst zu lernen“, sagt Kotrschal. Viele Tiere können Gerüche unterscheiden, Form und Aussehen der Umwelt anpassen, wenn es die Situation erfordert.
Die Natur hat wahre Wunder geschaffen. Vom einfachsten Lebewesen, etwa einem räuberischen Haarstern im Wasser bis zum komplexen Lebewesen wie dem blauen Eisvogel.
Und was haben Eisvogel, Specht oder Langnasenchimäre, ein Knorpelfisch der in der Tiefsee lebt, gemeinsam? Die moderne Technik schaut sich einiges von ihnen ab. So ist der Dolchschnabel des Eisvogels formgebend für Fernzüge. Aussehen, Körperbau, Behausungen oder Schnabeltechniken der Tiere geben der Wissenschaft oftmals den fehlenden Input für die Optimierung ihrer Produkte.
Und Pokémon-Fans werden sich vielleicht fragen, woher so fantasievolle Wesen wie Flunschlick oder Saganabyss ihr Aussehen haben. Da haben sich die Entwickler des Videospiels sicher von der Natur inspirieren lassen. Das Boden- und Elektro-Pokémon ähnelt einer Himmelsgucker-Flunder. Das Saganabyss, ein Wasser-Pokémon, gibt es wirklich in Form der Langnasenchimäre.
Tiere und Artenschutz
„Alle in der Natur vorkommenden Tiere, von wirbellosen Tieren bis zu Wirbeltieren, müssen geschützt werden. Aber ganz besonderen Schutz benötigen Orang-Utans in Borneo und Jaguare im tropischen Regenwald Süd- und Mittelamerikas, weil der Lebensraumbeider Arten in einemHöllentempo vernichtet wird“, sagt Thomas Frank, Professor an der Universität für Bodenkultur Wien. Wie ist die Lage in Österreich? „Hier sind es besonders Amphibien und Reptilien, Vögel und Wiesenbewohner, die geschützt werden müssen. Sowie Schmetterlinge, die Trockenrasen besiedeln und besonders jene Insekten, die unsere Kulturpflanzen bestäuben und wichtig für unsere Ernährungssicherheit sind“, erklärt der Wissenschaftler weiter. In Österreich leben 54.000 bekannte Tierarten, 40.000 davon sind Insekten. Übrigens: Auch unachtsames Wegwerfen von Müll im Wald gefährdet Wildtiere und stört das gesamte ökologische Gleichgewicht. Mit etwas Rücksicht auf Natur und Tierwelt können wir alle einen Beitrag zu ihrem Schutz leisten.
Die Bilder stammen aus dem Buch: „Ambrose Jamie, Derek Harvey / Fauna –Wunderwelt der Tiere“ , 336 Seiten, über 1.400 Fotos und Illustrationen, https://www.dk-verlag.de
Kommentare