Corona-Blues: Wie man zuhause seine Resilienz trainieren kann

Corona-Blues: Wie man zuhause seine Resilienz trainieren kann
Psychologin Bettina Schützhofer hat ein praktisches Resilienz-Programm in Lockdown-Zeiten entwickelt.
Von Uwe Mauch

Sie ist quasi eine Fachfrau für schwierige Lebenslagen. Die Gesundheitspsychologin Bettina Schützhofer bietet seit 15 Jahren kognitive Leistungstrainigs an, bisher vor allem für Menschen nach Schlaganfällen, Verkehrsunfällen und Alkoholmissbrauch. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hat sie ein spezielles Programm entwickelt, das die psychische Widerstandskraft speziell von älteren Menschen stärken soll.

KURIER: Wer leidet in der Coronazeit besonders?

Bettina Schützhofer: Vor allem jene Menschen, die schon zuvor nicht ganz stabil waren, die alleine leben und nur über einen losen Kreis von lieben Menschen verfügen. Grundsätzlich zählt die Generation 65 plus zur Hochrisikogruppe. Studien belegen eindeutig: Wer weniger Sozialkontakte hat, ist körperlich und geistig weniger aktiv. Viele Ältere fühlen sich einsam, leiden unter Schlaf- und Angststörungen und depressiven Verstimmungen. Dadurch haben sie weniger Widerstandskraft.

Sie möchten mit Ihrem Programm die psychische Widerstandskraft stärken. Was genau wird trainiert?

Die Übungen zielen auf Körper, Geist und Seele ab. Für jeden Wochentag außer Sonntag gibt es ein eigenes Programm. Ich habe die Übungen absichtlich so konzipiert, dass man sie auch jederzeit alleine zu Hause leicht ausführen kann.

Wie sieht Ihr Fahrplan durch die Woche aus?

Von Montag bis Samstag gilt es jeweils eine Aufgabe zu lösen, um dadurch die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Am Dienstag und Freitag steht zusätzlich noch eine moderate Körperübung auf dem Programm. Und am Mittwoch-, Donnerstag- und Samstagabend wartet dann noch die von mir sogenannte Glücksmomente-Schatzkiste.

Was genau ist das?

Die Teilnehmer sollen sich an drei Glücksmomente vom jeweiligen Tag erinnern und diese aufschreiben. Um am Ende eines Monats feststellen zu können, wie viel Schönes man erleben durfte. Es geht dabei darum, den Sorgenkreislauf zu durchbrechen und den persönlichen Fokus auf die schönen Dinge des Lebens zu richten, auch, um danach besser einschlafen zu können.

Der erste Schritt, sagt man, ist der schwierigste. Wie motivieren Sie die Leute?

Ich hoffe natürlich, dass Betroffene, ihre Angehörigen, Freunde oder auch Ärzte von unserem Buch erfahren. Vor allem die weniger Motivierten benötigen einen ersten Anstoß von außen.

Ab wann sind positive Veränderungen spürbar?

Die sollte man eigentlich schon nach der ersten Übung spüren. Das wird von meinen Klienten so bestätigt.

Was sagen die?

Die Mutter einer guten Freundin, die bisher immer zum Gehirnjogging gegangen ist, zeigt sich begeistert, weil unsere Aufgaben abwechslungsreich sind. Eine andere Dame ist erstaunt, weil die Übungen einfach auszuführen und doch wirksam sind.

Ist Ihr Programm nur für ältere Semester gedacht?

Ursprünglich habe ich die Übungen nur für Ältere konzipiert, doch es hat sich in der Praxis schnell gezeigt, dass auch Jüngere davon profitieren können. Eine Kollegin hat vier Söhne im Teenager-Alter. Beim Austesten unserer CD haben sie sehr angetan mitgetan. Wir sind daher bereits dabei, unser Angebot zu adaptieren. Inzwischen ist ja auch bekannt, dass die unter 30-Jährigen zu der in der Coronazeit am meisten belasteten Altersgruppe zählen.

Was können Jüngere von den Älteren lernen?

Jene, die den Krieg oder die Nachkriegszeit erlebt haben, mussten schon einmal Resilienz aufbauen. Unsere Generation und noch mehr die Generation unserer Kinder hatten das Glück, im Wohlstand aufzuwachsen, was umgekehrt aber auch zur Folge hat, dass wir keine Erfahrung im Umgang mit so einer Krise haben. Da kann man – sofern das noch geht – jederzeit nachfragen. Nachfragen hilft im Übrigen auch den Älteren. Denn sie werden sich erinnern, was ihnen schon einmal geholfen hat: Dass Krisen auch wieder vorübergehen und man gestärkt daraus hervorgehen kann.

Und wenn dann die Pandemie vorbei ist ...

... dann werden wir hoffentlich bald in der Gruppe üben können – und uns auch persönlich kennenlernen. Wichtig ist, dass wir jetzt in der Krise auf niemanden vergessen. Daher braucht es ein leicht zugängliches Angebot.

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