Psychologie: Schöntrinken funktioniert wirklich

Symbolbild
Forschende der britischen Edge Hill University hat sich den alkoholbedingten Wahrnehmungseffekt genauer angesehen.

Die meisten Menschen wissen es aus Erfahrung: Alkohol enthemmt – und lässt Mitmenschen mitunter attraktiver wirken als sie es für den Einzelnen im nüchternen Zustand wären. Forscherinnen und Forscher der britischen Edge Hill University haben sich dem Schöntrink-Effekt nun wissenschaftlich genähert. Ihre Studie wurden im Fachblatt Psychology of Addictive Behaviours veröffentlicht.

Feuchtfröhliche Feldstudie

Für die Erhebung rekrutierten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter um Psychologin Rebecca Monk 120 heterosexuelle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, allesamt Studierende an der Edge Hill University.

Die Studie fand nicht unter künstlichen Bedingungen im Labor, sondern im Feld – in Bars am Campus der Uni – statt. Für die Untersuchung analysierte man auch keine Selbstauskünfte (führen oft zu verzerrten Ergebnissen) der Probanden. Man ließ die betrunkenen beziehungsweise nüchternen Teilnehmer stattdessen einen Computertest absolvieren.

Dabei mussten sie identifizieren, ob der Buchstabe "T" am Bildschirm vor ihnen richtig dargestellt ist, während gleichzeitig Bilder von attraktiven und weniger attraktiven Gesichtern vor ihren Augen auftauchten. Zuvor waren sie von den Studienleitern gebeten worden, die Fotos nicht zu beachten.

Die Ergebnisse zeigen: Nüchterne Probanden wurden von attraktiven Gesichtern stärker abgelenkt, während bereits leicht angeheiterte Teilnehmer sowohl von attraktiven als auch von unattraktiven Antlitzen zerstreut wurden.

"Frühere Untersuchungen zum Phänomen des Schöntrinkens (…) beschränkten sich weitgehend darauf, die Menschen direkt zu fragen, wie attraktiv sie andere finden", sagte Rebecca Monk über die neuen Erkenntnisse, die man "durch die indirekte Messung der Aufmerksamkeit" objektiv ermittelt habe. Monk weiter: "Wir wissen, dass attraktive Gesichter die Aufmerksamkeit von der eigentlichen Aufgabe ablenken können, aber unsere Untersuchungen legen nahe, dass Alkohol diesen Effekt verringern und die Wettbewerbsbedingungen ausgleichen kann."

Damit zeigt die Studie nicht nur, dass in der anekdotischen Weisheit des Schöntrinkens eine gewisse Wahrheit steckt, sie führt auch vor Augen, dass nüchterne Menschen zwar von attraktiven Gesichtern abgelenkt werden, Betrunkene jedoch jedem Aufmerksamkeit schenken.

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