Dass Sarah mit diesem Muster nicht alleine ist, zeigt ein Blick in die sozialen Medien, wo in den vergangenen Jahren bereits einige Datingphänomene (siehe re.) definiert wurden. Eine Tiktok-Userin bezeichnete sich kürzlich selbstironisch als „Foster Girlfriend“, also Pflegefreundin, weil sie den Männern in der Beziehung anscheinend dabei half, später die Frau ihrer Träume zu finden.
Der Begriff verbreitet sich rasant und brachte es zu einem Eintrag im Urban Dictionary, viele Frauen (und wenige Männer) erkannten sich darin wieder. „Sechs Männer, die ich gedated habe, haben direkt nach mir geheiratet und Kinder bekommen. Ich bin der aus ,Good Luck Chuck’“, schrieb sich eine Nutzerin auf Twitter ihren Frust von der Seele. In der US-Komödie mit dem deutschen Titel „Der Glücksbringer“ hat ein Mann Zauberkräfte – jede Frau, mit der er schläft, findet danach den Partner fürs Leben. Das war 2007, doch da hatte der „Fluch“ noch keinen Namen.
Die Erkenntnis, selbst eine Fosterfreundin zu sein, kann frustrierend sein und negativ auf das Selbstwertgefühl wirken. Umso wichtiger sei es, nicht in der Opfer-Rolle nach dem leidigen Motto „Immer ich“ zu verharren, sagt Romi Sedlacek, Psychologin, Therapeutin und Single-Coach (www.lebensthemen.at). „Wiederkehrende Lebensmuster, die unglücklich machen, sind ein Hinweis auf Ungelöstes. So gesehen macht man als ewige ,Fosterfreundin’ nichts falsch, sondern man lebt ein Muster, das man auflösen kann und soll. Das gelingt mit der Hilfe guter Experten.“
Häufig seien es Frauen, die mit dem unbewussten Glaubenssatz leben, dass sie für eine gute Paarbeziehung vieles tun und ertragen müssen, beobachtet Sedlacek. „Man erkennt nicht, dass sich der Partner nicht zu 100 Prozent einlässt und ist überrascht, wenn die Beziehung abrupt beendet wird.“ Oft hätten die Männer da schon eine andere „Option“ im Hinterkopf, mit der es dann plötzlich ganz schnell geht.
Manchmal steckt hinter dem Syndrom auch der fehlende Bindungswille der Frau, wie die australische Journalistin Jana Hocking in einem Artikel für das Portal news.com selbstkritisch festhält. Beim Stalken ihrer Ex-Freunde in den sozialen Medien habe sie eines Nachts festgestellt, dass inzwischen alle verheiratet seien und Kinder hätten. Die 34-Jährige kam zu dem Schluss, dass sie sich während der Beziehungen wohl nicht ausreichend „committet“ hätte und sich noch immer nicht reif fühle für Ehe und Nachwuchs.
In ihrem Artikel zitiert Hocking eine Studie der Purdue University, bei der herauskam, dass der Erfolg einer Beziehung im Wesentlichen von einem Faktor abhängt: Timing. Beide müssen zur selben Zeit gewillt sein, sesshaft zu werden und in die Beziehung investieren.
Die Begründung „Ich bin nicht bereit“ muss trotzdem keine Lüge sein – manchmal ist sie einfach nur eine höflichere, verkürzte Form von „Ich bin nicht bereit – mit dir“.
Kommentare