Neue Plattform vermittelt österreichweit Gratis-Lernhilfe

Neue Plattform vermittelt österreichweit Gratis-Lernhilfe
Über weiterlernen.at finden Schülerinnen und Schüler die Hilfe, die zu ihnen passt. Finanziert wird das Projekt von der EU.

Brigitte Schneider mag Menschen im Allgemeinen und junge Menschen im Besonderen. Deshalb will sie etwas dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche im Leben weiterkommen. „Deshalb habe ich begonnen, Nachhilfestunden zu geben“, erzählt die pensionierte Übersetzerin.

Seit gut zwei Jahren ist Schneider eine von vielen Lernpatinnen und Lernpaten der Diakonie. Die Hilfsorganisation kann jetzt so wie viele andere Initiativen noch mehr solcher Projekte anbieten. Möglich macht das die Plattform weiterlernen.at, die Gratisnachhilfe für alle Schülerinnen und Schüler in ganz Österreich vermittelt (siehe Infobox unten).

Motivierte Schülerinnen und Schüler

Brigitte Schneider unterstützt vor allem Geflüchtete, die Englisch und Deutsch lernen: „Mir gefällt es, wie motiviert sie sind. Und ich freue mich darüber, wenn sie aus ihrem Leben und über ihre Erfahrungen erzählen. Ich erkläre ihnen dann, dass das, was sie gerade erleben, ein Kulturschock ist.“ Ihr Verständnis schafft Vertrauen – die beste Voraussetzung für gelingendes Lernen.

Neue Plattform vermittelt österreichweit Gratis-Lernhilfe

Brigitte Schneider und ihre Schützlinge

Lebenswelten

Martin Schenk von der Diakonie freut sich über so viel Einsatzfreude: „Das Beispiel zeigt, wie hier in der Nachhilfe Lebenswelten überbrückt werden. Zudem erleben wir viele schöne Geschichten von Menschen, die es geschafft haben, ein Bildungsziel zu erreichen – die kommen später zu uns, um Jüngeren dieselbe Hilfe zu ermöglichen.“

Es ist dieses zivilgesellschaftliche Engagement, in dem Bildungsminister Heinz Faßmann „ein großes Potenzial“ sieht, wie er bei einem Besuch im Bildungszentrum der Diakonie in Wien-Fünfhaus sagte, wo viele Schüler mit ihren Buddys – so werden die Nachhilfelehrer hier genannt – im realen Leben zusammentreffen. Zuvor war das – coronabedingt – meist nur übers Internet möglich.

Damit jeder Schüler und jede Schülerin den passenden Buddy finden kann, arbeitet weiterlernen.at eng mit dem Bildungs-Start-up talentify.me zusammen und nutzt dessen Basistechnologie. Das Sozialunternehmen hat jahrelange Erfahrung darin, wie man möglichst vielen Kindern eine kostengünstige Nachhilfe vermittelt.

Endlich gefunden

Neue Plattform vermittelt österreichweit Gratis-Lernhilfe

Elias Gailberger mit Samuel

Von der Möglichkeit der Gratis-Nachhilfe hat die Mutter Sabine Okonkwo über die Schule erfahren. „Es hat etwas gedauert, bis wir die richtigen Lehrer für unsere Kinder gefunden haben. Doch jetzt passt es sehr gut“, freut sie sich. Ihr Sohn Samuel, 12, und ihre Tochter Lilian, 14, besuchen beide das Gymnasium Diefenbachgasse in Wien. Samuel tut sich bei den mathematischen Kapiteln Volumen und Masse schwer. Zum Glück gibt es für ihn jetzt Elias Gailberger. Der sitzt neben ihm, beantwortet geduldig alle Fragen und erklärt den Stoff so lange, bis er sitzt.

„Ursprünglich habe ich Chemie studiert“, erzählt Gailberger. „Während des Studiums habe ich Nachhilfe gegeben und bald gemerkt, dass ich das gut kann und dass mir das auch großen Spaß macht. Daraufhin habe ich umgesattelt. Jetzt studiere ich Mathematik und Chemie auf Lehramt.“

Auch Linda Holzmann ist Lehramtstudentin. Sie lernt heute mit Lena-Marie, die die 3. Klasse Volksschule besucht. „Eigentlich bin ich eine gute Schülerin“, erzählt das Mädchen. „Nur in Deutsch habe ich Probleme. Mir fällt es immer so schwer, Ideen zu finden, wenn wir Aufsätze schreiben sollen“. Deshalb übt Holzmann heute mit ihr und schreibt Briefe – dabei fällt Lena-Marie dann doch einiges ein.

Praxis-Wissen

Neue Plattform vermittelt österreichweit Gratis-Lernhilfe

Peter Staudinger ist der älteste Buddy

Es sind aber nicht nur Lehramtsstudenten, die unterrichten. Der älteste „Lehrer“ ist Peter Staudinger. Der 80-Jährige erzählt stlolz, dass er mit allen kann – „auch mit schwierigen Kindern“.

Ein anderer ist der TU-Student Thomas Kasper, der nach 2015 etwas zur Krisenbewältigung beitragen wollte: „An der TU haben wir Einblick in die praktische Anwendung der Mathematik, das hilft.“ Das sieht auch Physikstudent Sebastian Domoszlai so und meint: „Oft fehlen nur Kleinigkeiten, bis jemand etwas versteht. Schön, wenn man diese Lücke schließen kann.“

Das Angebot
Bildung soll keine Frage des Geldbeutels sein. Deshalb kann sich jeder Schüler, jede Schülerin über www.weiterlernen.at einen „Buddy“ suchen, der dabei hilft, Defizite in einem Fach auszugleichen. Bedürftige Jugendliche erhalten auch die nötige Ausstattung mit Endgeräten. Die Organisation erfolgt über NGOs, auch einzelne Nachhilfelehrer können sich  melden. Die „Buddys“ werden auf ihre Eignung überprüft und erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung.

Gegründet
Die Plattform wurde 2020 vom Bildungsministerium und der Bildungsinnovationsstiftung gegründet und wird mit talentify.me betrieben.

Finanziert
wird das Projekt aus Mitteln des europäischen  React-EU-Fonds.

Kommentare