Viren-Bakterien-Mix: Jede Stadt hat ihren Fingerabdruck

Unzählige Proben weltweit wurden in U-Bahnen genommen.
Mikroben an Kleidungsstücken geben Auskunft über die Herkunft des Trägers. 31 Arten bilden den Kern jeder City.

Zeig mir Deine Kleidung, und ich sage Dir, woher Du kommst: Jede Stadt besitzt eine unverwechselbare mikrobiellen Fingerabdruck. In öffentlichen Verkehrsmitteln, auf der Toilette, am Berührungsknopf der Ampel: Überall tummeln sich Winzlinge wie Viren und Bakterien. Anhand der Zusammensetzung der Mikrobengemeinschaft lassen sich verlässlich Rückschlüsse auf einzelne Städte ziehen. Mikroben-Jäger analysierten das Erbgut in Proben aus 60 Städten weltweit. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der Fachzeitschrift "Cell".

90 Prozent verlässliche Ergebnisse

"Wenn Sie mir Ihren Schuh geben, könnte ich Ihnen mit etwa 90-prozentiger Genauigkeit sagen, aus welcher Stadt der Welt Sie kommen", sagte der Studienleiter Christopher Mason, Professor an der Weill Cornell Medicine in New York und Direktor der WorldQuant Initiative for Quantitative Prediction. Der Forscher begann im Jahr 2013 mikrobielle Proben in der New Yorker U-Bahn zu sammeln und zu analysieren. Dies stellte den Ausgangspunkt für das weltweite, über drei Jahre laufende Projekt dar.

4.728 Proben aus Öffis auf sechs Kontinenten

Das internationale Team untersuchte die DNA in insgesamt 4.728 Proben, die sie in öffentlichen Verkehrsmitteln in Städten auf sechs Kontinenten sammelten. Darin identifizierten sie 4.246 bekannte Arten von Mikroorganismen. Außerdem entdeckten sie Tausende Mikroben, die in keiner Referenzdatenbank vorhanden sind, darunter fast 11.000 Viren.

31 Arten bilden Kern jedes städtischen Mikrobioms

Die Forscher fanden 31 Arten, die in 97 Prozent der Proben auftauchten, was sie als "Kern" des städtischen Mikrobioms bezeichneten. Doch einige waren weniger stark verbreitet und gaben den Städten ihren jeweils einzigartigen Fingerabdruck. Die Ergebnisse liefern laut den Forschenden zudem erste Hinweise auf die globale Verteilung von antibiotikaresistenten Keimen.

Künftig sollen auch RNA-Viren erhoben werden

Die Studie wurde durchgeführt, bevor die Corona-Pandemie die Welt heimsuchte. Um zu prüfen, wie sich SARS-CoV-2 im mikrobiellen Muster der Städte niederschlägt, müssten künftige Untersuchungen allerdings nicht nur DNA-, sondern auch RNA-Viren einbeziehen, zu denen auch das Coronavirus zählt.

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