Lange vor Wings for Life: Die schnellsten Läufer in der Monarchie
Den Kilometer zwei in der Hauptallee im Wiener Prater, den kennt der Sporthistoriker Rudolf Müllner nicht zuletzt aus der Perspektive des Homo sportivus. Ebenso kennt er diese Passage als Schauplatz für die ersten Laufevents in der ehemaligen Hauptstadt der Monarchie. „Die hatten in Wien durchaus Tradition.“
Im Kaiser-Wien sprach man nicht von „Wings of Life World Run“, auch nicht vom Wien-Marathon. An den Start gingen in den Jahren von 1822 bis 1847 einzig die Boten des Monarchen und der Familien Auersperg, Liechtenstein, Windischgrätz usw.
„Das waren schon schnelle Burschen“, erzählt Rudolf Müllner. „Die neun Kilometer vom Praterstern, am Heustadlwasser vorbei, bis zum Lusthaus und retour liefen sie in kaum mehr als 30 Minuten.“
Bis zu 3.000 Wiener und Wienerinnen wollten sich den Lauf jeweils am 1. Mai nicht entgehen lassen – bis er im Vorfeld der Bürgerlichen Revolution verboten wurde. Der Sporthistoriker der Uni Wien: „Im Mai 1847 fand der letzte Lauf statt.“ Interessant ist für ihn die Begründung für das Verbot: „Der Botenlauf sei Ausdruck der Ausbeutungsverhältnisse. Laufen sei gesundheitsschädlich und Menschenhetzerei.“ Heute treten in Wien übrigens nur mehr die Radboten dann und wann gegeneinander an.
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