Tagespresse-Gründer: "Humor hilft uns, den Alltag zu entkrampfen"

Tagespresse-Gründer: "Humor hilft uns, den Alltag zu entkrampfen"
Fritz Jergitsch, Gründer des Satireportals „Die Tagespresse“, über Witze in Zeiten der Coronakrise, Verwechslungsgefahr und Masken aus Leberkäse

KURIER: In der aktuellen Corona-Krise sind die Themen generell sehr ernst, Menschen machen sich Sorgen und haben Angst. Kann man da überhaupt witzig sein?

Ich glaube, gerade jetzt in diesen Krisenzeiten ist Humor wichtig. Er hat eine psychohygienische Funktion und hilft uns, auch mit tragischen Ereignissen umzugehen. Kein Thema soll so dramatisch sein, dass man darüber keinen Witz machen kann. Scherze helfen uns, den Alltag zu entkrampfen.

Was bringt Sie zum Lachen?

Ich persönlich habe einen ziemlich schwarzen Humor. Ein Witz, der mir vor Kurzem aufgefallen ist und mir besonders gut gefallen hat, war ein Aufruf von der deutschen Satirepartei: Sie hat zu einer Menschenkette gegen das Coronavirus aufgerufen, um Hand in Hand gegen das Virus zu demonstrieren. Diese Überhöhung entkrampft Themen, die uns Angst machen.

Nun könnten manche auf den ersten Blick glauben, das sei eine echte Nachrichtenmeldung. Wie steht es um die Verwechslungsgefahr?

Das war speziell zu Beginn, als wir das Portal gründeten, ein Problem. Wir schrieben etwa einmal „Die Wiener Linien erwischen den Ein-Millionsten-Schwarzfahrer und schenken ihm 100.000 Euro“. Da haben sich tatsächlich Menschen auf der Facebook-Seite der Wiener Linien beschwert. Mittlerweile aber kennt man uns und weiß, dass es sich um Satire handelt. Trotzdem haben wir speziell in Zeiten wie jetzt im Hinterkopf, dass nicht jeder den humorvollen Hintergrund gleich versteht. Wir passen darauf auf, keine satirischen Nachrichten zu bringen, die Panik auslösen könnten, wenn sie missverstanden werden. Das ist auch eine Verantwortung, die wir haben. Prinzipiell ist unsere Aufgabe aber, die Menschen zum Lachen zu bringen, auch Kritik zu äußern durch das Vehikel der Scherznachricht.

Etwa die Meldung zum Thema Masken aus Leberkäse?

Ja, zum Beispiel. Wir haben vermeldet, dass die Regierung Menschen damit zum Tragen der Masken animieren will. Das funktioniert, weil es die Gemeinsamkeit thematisiert und den Menschen in Erinnerung ruft: Wir sitzen alle im selben Boot.

Wie wählt ihr eure Inhalte derzeit aus?

Wir warten, bis der Witz zu uns kommt, beobachten die Inhalte in den sozialen Medien und die Themen, die die Menschen beschäftigt. Und wir wollen auch zur Entkrampfung beitragen. So bieten wir für alle, die an der Bewältigung der Corona-Krise mithelfen – von Verkäufern im Supermarkt bis zu Spitalsmitarbeitern, ein Corona-Abo an. Diese Berufsgruppen haben besonders viel zu tun, vielleicht können sie in den Pausen mit unseren Inhalten ein bisschen lachen.

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