Glücklich trotz Corona? Strategien zum Durchhalten
Erst der Weltglücksreport 2021 wird zeigen, wie sich die Pandemie auf die Lebenszufriedenheit auswirkt und ob es dabei Unterschiede zwischen den Nationen gibt. Studien aus Deutschland weisen darauf hin, dass der psychische Druck im zweiten Lockdown wächst, vor allem bei jungen Menschen. Das Glückslevel sei gesunken, sagt Hilke Brockmann, Soziologie-Professorin an der Jacobs University Bremen. Hintergrund seien Sorgen um die Gesundheit, die Furcht vor Arbeitslosigkeit oder gar Existenzängste. Auch wenn es nicht alle betrifft: „Ein permanenter Angstzustand ist schädlich“, sagt die Glücksforscherin.
Aus neurobiologischer Sicht fühlen wir uns dann glücklich, wenn ein belebender Cocktail aus körpereigenen Chemikalien durchs Gehirn strömt. Oxytocin zum Beispiel wird bei Umarmungen und beim Sex ausgeschüttet, bei Frauen auch während der Geburt und beim Stillen. Die Corona-Abstandsregeln sorgen dafür, dass die meisten Menschen - wohl vor allem Alleinlebende - weniger dieses „Kuschelhormons“ produzieren.
Stimmungsaufheller
Wichtig ist aus Sicht von Brockmann, sich jetzt auf Positives zu fokussieren. „Man kann sich daran hochziehen, dass das Impfen wirkt und sich sagen, dass im Sommer hoffentlich die Einschränkungen vorbei sind.“
Die Aussicht auf Erfolg erlaube es einem, produktiver mit der Zeit bis dahin umzugehen, ist sie überzeugt. „Achtsamkeits-Praktiken, Yoga, aber auch Outdoor-Sport haben eine starke Konjunktur.“ Bewusstes Kochen und Essen könnten ebenfalls die Stimmung aufhellen. Hunde-Besitzerin Brockmann sieht auch ein Haustier als beglückend an.
Viel Bewegung und viel Licht sind dem Wissenschaftler zufolge zwei essenzielle Zugänge zum Glückserleben. „Langstreckenläufer berichten ungefähr nach Kilometer 25 von Glücksgefühlen anderer Art, dem Flow. Hintergrund sind Endocannabinoide im Gehirn, opiatähnliche Substanzen“, sagt Kunze. Man kenne das Phänomen auch, wenn ein Kind komplett in einem Spiel versunken sei oder wenn man beim Lesen eines spannenden Buches Zeit und Raum vergesse.
Die eigene Energie
Für Maike van den Boom ist jetzt entscheidend, Zugang zu den eigenen Energieressourcen zu finden. Sie hält Vorträge und Seminare in Unternehmen, die wollen, dass ihre Mitarbeiter glücklicher werden und ihr Potenzial besser entfalten.
Glückshormone könne man mit Übungen aktivieren. Van den Boom schlägt vor, sich „noch im Bett morgens früh fünf Dinge zu überlegen, die gut laufen, für die wir dankbar sind, die wir heute reißen werden“. Auch eine Minute zu lächeln oder die Arme in Siegerpose gen Zimmerdecke zu recken, hilft ihr zufolge, positive Areale im Gehirn zu trainieren.
Positive Gedanken in Form eines Kompliments zu teilen, mache doppelt glücklich, ist die Beraterin und Autorin überzeugt. „Ich würde Online-Teams, Eltern, aber auch jeder Schule empfehlen, so den Tag beginnen lassen.“
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