Familie Feuerstein reloaded: "Yabba-dabba-dooo!"

Familie Feuerstein reloaded: "Yabba-dabba-dooo!"
Warum schon die Ankündigung einer Fortsetzung der Zeichentrickserie „Familie Feuerstein“ den Babyboomern ein Lächeln entlockt.

Als Fred in mein Leben trat, bin ich noch nicht einmal zur Schule gegangen. Eben erst hatte ein Schwarz-weiß-Fernseh-Apparat in unser Wohnzimmer im hintersten steirischen Winkel gefunden. Dass Wilmas Haare orange und Bettys Kleid blau war, blieb mir also noch Jahre verborgen. Trotzdem zogen mich die Abenteuer der Familie Feuerstein sofort in ihren Bann.

Und meinen Vater dazu. Sobald er „Wilmaaaaaaaaaaaaa“ hörte, ließ er alles liegen und stehen. So gesehen ist das Konzept der erfolgreichsten TV-Cartoonfamilie (bis die Simpsons kamen) in meinem Umfeld voll aufgegangen: Trickfilme waren damals zwar fester Bestandteil des Kinos, eigene Folgen für das Fernsehen gab es aber nicht. Joseph Barbera und William Hanna, geniale Zeichentrick-Legenden, die auch „Tom und Jerry“ erfunden haben, wollten das ändern – mit einer Serie, die sowohl Kinder als auch Erwachsene komisch finden.

Bis heute schleicht sich ein glückseliges Lächeln in mein Gesicht, wenn ich „Feuerstein“ höre. So auch jetzt, da Warner Bros. Animation eine Fortsetzung angekündigt hat.

Bis heute habe ich mir ein Faible für Mammuts, Dinosaurier und Steinzeitmenschen erhalten.

Bis heute schreibe ich über fast nichts lieber als über wissenschaftliche Erkenntnisse von damals.

Reiher & Rollenklischee

Darum habe ich mittlerweile gelernt, dass Saurier und Homo sapiens nie gemeinsam auf dieser Erde lebten. Dass Mammuts als Geschirrspüler, Schildkröten als Rasenmäher, Reiher als Heckenscheren und Spechte als Plattenspieler Tierquälerei sind.

Wahrscheinlich ließe mich die steinzeitliche Rollenverteilung heute die Augenbrauen missbilligend heben: Er kümmert sich darum, dass der Schotter ins Heim kommt; für sie bleiben Hausarbeit und Kinderbetreuung. Wobei Wilma viel klüger rüber kommt als ihr oft unreflektierter Fred – ein typischer Blue-Collar-Worker, der 2016 wohl auch Dino Trump gewählt hätte. Sogar der Hund, der eigentlich ein Saurier ist, ist das jaulende Klischee: Er bringt brav Patschen und Tageszeitung, die natürlich aus Stein ist.

Witz & Warzenschwein

Trotzdem funktionieren die Witze von damals auch heute: Wenn Wilma sich beklagt, dass der Müllschlucker nicht mehr funktioniert, findet sie hinter einer Klappe ein Warzenschwein – zu satt, um Abfälle zu fressen. Die Klimaanlage gibt unterdessen ein Saurier, der mit besonders breitem Schwanz Luft ins Felsenhaus wedelt, das frappant an jene in amerikanischen Suburbs erinnert.

Die Trickfilm-Steinzeit der Feuersteins war eine gekonnte Parodie auf die US-Mittelschicht der Nachkriegszeit – inklusive klar verteilter Geschlechterrollen. Von Männern gemacht. Bei der Fortsetzung haben Frauen das Sagen: Elizabeth Banks (47, „Pitch Perfect“) als Produzentin und Lindsay Kerns („Jurassic World: Neue Abenteuer“) als Drehbuchautorin.

Man darf gespannt sein, was ihnen einfällt, wollen sie „Bedrock“ doch 20 Jahre später ansiedeln: Fred in Frührente, weil ihn der Stress im Steinbruch von Mr. Schiefer ins Burn-out getrieben hat? Wilma nach einer späten Karriere als Foodmanagerin im #Metoo-Infight mit ihrem übergriffigen Boss? Bamm-Bamm, der sich in der Väterkarenz um die In-vitro-Zwillinge, Roxy und Chip, kümmert, während seine Frau als Pebbles Thunberg die Welt vor dem Klimawandel rettet?

Steinzeit wie Gegenwart – das machte damals einen Gutteil des Charmes der Feuersteins aus. Und heute?

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