Sexuell betrachtet ein reizvoller Gedanke, zumindest metaphorisch. Denn natürlich wünscht sich keine Frau, dass der Typ, mit dem sie vögelt, an ihrem Blutkreislauf hängt und sie ihn dann beim Gassigehen mit dem Hund mitzerren muss. Es geht um etwas anderes: Das Aufgehen im Gegenüber, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Spannend! Denn erst, wenn ein Mensch bei sich ist, in sich ruht, kann er ganz mit und bei jemandem anderen sein. Ohne, dass die Gedanken abschweifen, Erwartungen an den Partner entstehen oder man darüber nachdenkt, ob der Bauch oder die Falte stört.
Besseres Leben, besserer Sex
Als einer der schlimmsten Lustkiller gilt das „Monkey Mind“, der Affengeist – ein Begriff aus dem Buddhismus. Dieses mentale Dauergeplapper quält uns, indem es uns ständig mit Dingen behelligt, die wir irgendwann einmal gelernt haben und nun als innere Wahrheit postulieren. Es sind Gedanken wie: Was denkt er über mich? Oder: Ich bin nicht genug. Achtsamkeit, in Form von Meditation, setzt diesem Grundrauschen etwas entgegen. Der Geist wird ruhig und wir können uns dem widmen, was ist: Zum Beispiel einer sexuellen Begegnung.
Emily Fletcher, eine bekannte Meditationslehrerin, meinte dazu folgendes: „Wenn man sich beim Sex komplett in seinem Partner verliert, dann passiert es hin und wieder, dass man sich in ihn neu verliebt. Aber im Grunde verliebt man sich in sich selbst, verkleidet als der Partner.“ Wer will, kann allein meditieren, sitzend, im Gehen oder beim Tanzen. Und natürlich auch beim Sex. Wie das geht, beschreibt der Meditationslehrer Peter Riedl in seinem Buch „Achtsamkeit und Sexualität“. Er ist überzeugt, dass durch den „höheren Grad an Bewusstheit“, der mit Hilfe regelmäßiger Achtsamkeitsmeditation entsteht, nicht nur der Sex besser gelingt, sondern das ganze Leben.
Die sexuelle Meditation sei eine „dynamische“ – ein Ritual, das Übung und Zeit erfordert. Atmen spielt dabei eine wichtige Rolle, in Form des „Atem-Bondings“. Indem man einander umarmt, auf den eigenen Atem und den des anderen achtet. Irgendwann atmen die Partner synchron. Beim Sex selbst steht weniger die Lust im Vordergrund, sondern die Bewusstseinsarbeit, mit dem Körper, also mit dem, was ein Mensch empfindet. Dabei wird „versucht, die sexuelle Tätigkeit über einen etwas längeren Zeitraum hinweg auszuführen und die Aufmerksamkeit auf den Atem und den Körper zu lenken. Damit dies gelingt, bewegt man sich weniger intensiv als bei herkömmlichen sexuellen Akten und wendet zusätzlich Methoden zur Orgasmuskontrolle an“, so Riedl. Was nun passiert, kann eine großartige Erfahrung sein, erzählt er ebenfalls. Menschen beschreiben die ekstatischen Verzückungsmomente, die dabei entstehen können, als „Heilige Hochzeit“, „Vereinigung mit dem Göttlichen“ oder „einfach nur als den tollsten Sex, den sie je hatten.“ Vom Himmel fällt das alles natürlich nicht: Möge die Übung gelingen.
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