Die Teenie-Thronfolgerinnen als neue Lifestyle-Idole

Die Teenie-Thronfolgerinnen als neue Lifestyle-Idole
Die vier Teenie-Thronfolgerinnen Amalia, Elisabeth, Ingrid und Leonor treten langsam aus dem Schatten ihrer Eltern.

Ein König im Exil, ein Herzogenpaar auf Selbstfindungstrip, deftige Betrugs- und Missbrauchsskandale und weit und breit keine Märchenhochzeit in Sicht: Zu sagen, der europäische Hochadel könne frischen Wind gebrauchen, ist angesichts jüngster Schlagzeilen ein Understatement.

Gerade rechtzeitig betritt eine neue Royals-Generation die mediale Bühne und poliert das Image der krisengebeutelten Monarchien: In fünf Familien – Niederlande, Spanien, Norwegen, Belgien, Schweden – stehen Frauen an der Spitze der Thronfolge, bis auf Victoria von Schweden (43) sind alle Kronprinzessinnen im Teenager-Alter. Leonor von Spanien könnte theoretisch noch von einem jüngeren Bruder „überholt“ werden, ansonsten haben in den vergangenen 30 Jahren alle Monarchien Buben und Mädchen in der Thronfolge gleichgestellt. Regieren darf – muss –, wer zuerst zur Welt kam.

Die Teenie-Thronfolgerinnen als neue Lifestyle-Idole

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So lange wie möglich durften die zukünftigen Königinnen privat und ohne öffentlichen Druck aufwachsen, jetzt übernehmen die Teenie-Thronfolgerinnen langsam erste offizielle Aufgaben – und ziehen dabei alle Blicke auf sich. Wie denken, leben und kleiden sich die Prinzessinnen, die Europas Königshäuser in eine neue Zeit führen sollen?

Botschafterinnen des Zeitgeists

Laut den offiziellen Biografien eint Amalia, Elisabeth, Ingrid und Leonor die Liebe zu Natur, Musik und Outdoor-Sport, sie gelten als nahbar, verantwortungsvoll und bodenständig. Das mag daran liegen, dass ihre Mütter – außer Königin Mathilde – vor ihrer Hochzeit Bürgerliche waren und verhindern wollten, dass ihre Kinder in royalen Blasen und goldenen Käfigen groß werden. „Die jungen Prinzessinnen wachsen in dem Bewusstsein auf, dass sie Vorbilder sind für ihre Generation und alles, was sie tun, nachgeahmt wird“, sagt die Adelsexpertin Julia Melchior. Berichte über Partyexzesse à la Harry oder Carl Philip sucht man im Leben der royalen Teenies (bis jetzt?) vergeblich – ganz so, wie es der Generation Z im Allgemeinen nachgesagt wird.

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Das gilt auch für das Kernthema ihrer Generation, den Kampf gegen den Klimawandel: In einer Rede anlässlich ihres 18. Geburtstages lobte König Philippe den kritischen Geist und das Öko-Bewusstsein seiner Tochter Elisabeth, die seit Kurzem die Militärakademie besucht. Haakon und Mette-Marit beschrieben ihre Tochter Ingrid in einer Rede anlässlich ihrer Konfirmation als weise, wissbegierig und weltoffen, mit einem starken Sinn für soziale Gerechtigkeit und schwarzen Humor. Die norwegische Natur sei ihre Kraftquelle.

Modischer Einfluss

Auch stilistisch treten die jungen Royals langsam in die Fußstapfen von Meghan, Kate & Co.: Die gelbe Sonnenbrille, mit der die niederländische Kronprinzessin Catharina-Amalia, genannt Amalia, zum obligatorischen Fototermin in Lech erschien, war binnen weniger Stunden ausverkauft. Es handelte sich dabei um ein Design der „Pretty Little Liars“-Schauspielerin Ashley Benson, deren Fan Amalia sein soll (ja, auch Prinzessinnen schauen abends Netflix). Die 16-jährige Thronanwärterin gilt als besonders selbstbewusst, charismatisch und modeaffin wie ihre argentinische Mutter Máxima, die das Herz der Niederländer einst im Sturm erobert hat. „Ich glaube nicht, dass Prinzessin Beatrix oder Königin Elizabeth jemals solche Vorbilder waren. Die jungen Prinzessinnen beschäftigen sich viel mehr mit Stil“, kommentierte die holländische Kulturwissenschafterin Anneke Smelik in einem Interview mit dem Sender NPO Radio 1.

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Im Partnerlook: Die Infantinnen Leonor (oben r., unten l.) und Sofia sind ein Lichtblick für die spanische Monarchie

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Ein ähnlicher Effekt zeigt sich bei Spaniens Kronprinzessin Leonor, die seit ihrem 14. Geburtstag in Repräsentationspflichten eingebunden wird und dabei ihrer Mutter Letizia immer öfter die Show stiehlt: Trägt die bald 15-Jährige – oder ihre jüngere Schwester Sofia – ein Kleid von Zara, ist dieses garantiert bald ausverkauft.

In Belgien wird Kronprinzessin Elisabeth als modisches Vorbild ihrer Generation gehandelt, eine optische Wohltat nach dem etwas farblosen König Philippe, frohlocken Boulevardblätter. Der Modeschöpfer Edouard Vermeulen vom Label Natan schwärmte jüngst vom Stil der 18-Jährigen, die er für den Nationalfeiertag einkleiden durfte: „Prinzessin Elisabeth ist sehr entschlossen. Sie weiß genau, was sie will.“

Neue Herausforderungen

Obwohl ihr Bekanntheitsgrad noch nicht an den einer Meghan heranreicht, mussten auch die Junior-Regentinnen bereits Erfahrungen mit den Schattenseiten der Aufmerksamkeit machen. Prinzessin Amalia wird nach jedem Fotoshooting für ihre Figur angefeindet, ein spanisches Boulevardblatt berichtete unlängst über die angebliche erste Liebe von Infantin Leonor, mit der ihre Eltern so gar keine Freude haben sollen.

„Die größte Herausforderung dieser Royal-Generation sind die sozialen Medien“, weiß Julia Melchior. „Felipe, Haakon oder Willem-Alexander konnten sich in ihrer Jugend noch relativ unbeobachtet bewegen, heute gibt es für alles Fotobeweise. Auf den Prinzessinnen lastet ein großer Druck.“ Ihre Mütter, die untereinander eng befreundet sind, würden sich in einer Art WhatsApp-Gruppe regelmäßig über den richtigen Umgang mit Cybermobbing und Social Media austauschen, weiß die Royal-Insiderin. Denn eines ist ihnen klar: Der Hype um ihre Töchter geht jetzt erst so richtig los.

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