Modern Statement: Farbige Wände, runde, feminine Formen und ein Möbelmix aus Klassikern und Moderne. Die New Yorker Designerin Young Huh entwirft internationale Interiors vom Privathaus bis zu Hotels und Restaurants. Hier ein Beispiel zu einem Apartment in Manhattan, https://www.teneues.com
Wohnlich ist der Dachs-Bau, der Bienen-Korb, der Ameisen-Haufen, aber nicht die modernen Wohnungen“, sagte der österreichische Schriftsteller Peter Altenberg einmal vor 100 Jahren. Zum Glück hat sich der moderne Wohnstil im letzten Jahrhundert komplett gewandelt. Dank internationaler Möbelmessen und findigen Interiordesignern können wir es uns jetzt im Herbst zu Hause so richtig gemütlich machen. Aber das weltweite Angebot an Möbeln und Wohnaccessoires ist groß und unübersichtlich. Also was tun, wo beginnen, wenn man sich neu einrichten will? Bei einer Reise durch zahlreiche Wohnmagazine oder noch besser Interior-Bücher, findet man wunderbare internationale Wohntrends. Wie etwa in der neuen „Bibel des Interior Design“ des renommierten Londoner Designers Andrew Martin. Er wählte für sein Buch die interessantesten Wohntrends der weltbesten Designer aus. Darin zu sehen sind etwa auch das Chalet des österreichischen Designbüros von Bernd Gruber, das weiter unten zu sehen ist, wie auch das fröhlich bunte New Yorker Wohnzimmer (Foto oben).
Die neuen Räume
Im Rahmen der heurigen Vienna Design Week stellte das Designduo Nicolas Gold und Markus Schaffer bei Gottfried & Söhne erstmals seine brandneuen Accessoires für den Interior-Bereich vor: Vasen aus Maisprodukten aus dem 3D-Drucker, https://www.sheyn.at, https://gottfriedundsoehne.com
Gerade heuer freuen sich viele Möbelhersteller, Designer und Möbelhändler über Neukunden. Das kommt auch daher, dass sie flexibles Design anbieten, das den neuen Anforderungen von Wohn- und Arbeitsmustern entspricht. Warum das so ist, erklärt etwa Nora Fehlbaum, CEO des traditionellen Möbelherstellers Vitra so: „Nie zuvor war die Umgestaltung der Orte an denen wir arbeiten, leben und einander begegnen, so zwingend nötig wie jetzt. Zuhause ist der Ort, an dem wir arbeiten, Zeit mit der Familie verbringen, lernen, feiern, essen und das alles zur gleichen Zeit“.
Das Vitra Haus von Herzog & de Meuron feiert mit neuen Möbel Editionen seinen 10. Geburtstag: mit fröhlichen Farben und neu interpretierten Klassikern, https://www.vitra.com
Schon deshalb wird eine Einrichtung immer wichtiger, in der wir uns wohl fühlen. Innenarchitektur und Raumausstattung können unser Wohlbefinden beeinflussen, die Stimmung heben oder drücken und sich auf unser Wohlbefinden auswirken. Auch deshalb denken immer mehr Designer während ihrer Planung über die Bedeutung von Design nach. „Heute wollen die Kunden einen Mehrwert mit Design erwerben. Wer mehr Zeit zu Hause verbringt, baut auch eine engere Beziehung zu seinen eigenen vier Wänden auf und entwickelt ein besseres Gefühl dafür“, sagt der Wiener Designer Stephan Vary von „Labvert“, der heuer den „Best of Interior Award 2020“ für eine neu gestaltete Wiener Privatwohnung im Midcentury-Stil gewonnen hat.
„Zur Zeit ist vor allem ein individueller Mix aus Vintage-Möbeln und Wohnaccessoires heimischer Handwerksbetriebe gefragt,“ so der Designer.
Wohntrends die bleiben
„Keine Profilierungen, alle Kanten abgerundet, die Beschläge alle in das Holz eingebettet, sodass die Hand glatt darüberfährt“, sagte Adolf Loos über die wesentlichen Elemente seiner Möbel um 1900. Das klingt nach solidem Handwerk. Davon können wir auch diese Saison noch immer nicht genug bekommen.
Scandi Nature: Philipp Hoflehner vom Interior-Designbüro Bernd Gruber, will mit diesem Kitzbühler Chalet bleibende Werte vermitteln, https://www.teneues.com
Scandi Nature: Helles Holz trifft auf Leder. Hocker Lilly von KARE passt überall dazu, 109 €, https://www.kare.at
Die neue Natürlichkeit zeigt sich in hellem Holz handgefertigter Möbel, nachhaltigen Materialien und vor allem am wachsenden Interesse der Menschen über Produktionsweise und Herkunft des Interiors, sowie faire Arbeitsbedingungen.
Solides Handwerk: Ein Armsessel als Trademark. Architekt und Designer Martin Mostböck entwarf mit Koop-Partner Konstantin Filippou diesen Fine-Dining-Stuhl für dessen Restaurant, https://www.martin-mostboeck.com
Junge Designer setzen Trends
Auch zeitlose Designklassiker kommen in neuen Reeditionen auf den Markt, wie etwa der bunte Proust-Fauteuille bei Magis.
Modern Statement: Der erste Proust-Chair von Mendini für Memphis-Design erzielte bei der Artcurial-Auktion kürzlich 54.000 €. Diese neue Serie von Magis ist in sämtlichen Farben erhältlich und wesentlich günstiger, https://www.magisdesign.com
Postmoderne Stile der 1980er-Jahre werden neu interpretiert, wie die Neo-Modernist-Küche des Wiener Designer-Duos Ania Rosinke und Maciej Chmara zeigt.
Und die Natur spiegelt sich in kunstvollen Lampen wieder, wie bei der Schmetterlingsleuchte des Wiener Designbüros mischer-traxler.
Scandi Nature: Ein Schmetterling am Schreibtisch. Unter dem Namen entomarium extinct entwarfen die Wiener Designer mischer‘ traxler studio diese Lampe für eine Londoner Galerie, https://www.mischertraxler.com
Auch das Thema Upcycling wird im Möbelbau aufgegriffen, etwa beim Pokal-Luster von Industrial-Designer Patrick Rampelotto.
Upcycling: Designer Patrick Rampelotto macht aus ausrangierten Pokalen alle Arten von Leuchten. Hier ein Deckenluster, https://www.patrickrampelotto.com
„Ich achte vor allem auf Nachhaltigkeit, rezyklierte Materialien und kurze Produktionswege bei der Herstellung meiner Produkte. Wir müssen es schaffen die heimischen Betriebe zu marktfähigen Produktionsweisen zu bringen“, sagt der Designer und spricht damit an, was auch in der Mode längst debattiert wird: die Wertschätzung für etwas höherpreisige Produkte.
Recycling: Patrick Rampelotto reinterpretiert den Entwurf des berühmten „Knieschwimmer“- Sessels von Adolf Loos aus recyceltem Schaumstoff, https://www.patrickrampelotto.com
„Der Trend geht dazu, lieber ein wertvolleres Stück zu kaufen, das langlebig ist, als mehrere, die kurzlebig sind“, sagt Rampelotto.
Farben machen gute Laune
Modern Vintage: Petrolblaue Wände, Vintage-Möbel und neu interpretierte Klassiker. Die Interior-Designer Humbert & Poyet bringen Luxus und gute Handwerkskunst in diesen Wohnbau in Monaco, https://www.teneues.com
Modern Vintage: Holz und Stahl. das ehemalige „Dänische Bettenlager“ produziert jetzt unter dem Label Jysk schöne Möbel und Wohnaccessoires. Regal Treppedal, https://jysk.at
Die neue Lust am Wohnen zeigt sich diese Saison stilistisch mit farbigen Wänden die Stimmung machen, grünen Zimmerpflanzen, smarten Beleuchtungssystemen, multifunktionalen Möbeln und extravaganten Eye-Catchern.
Blue Elegance: Außergewöhnlich, sophisticated, mit einem Touch von Unerwartetem – so wollen die Designer Drake/Anderson aus New York ihre Räume entwerfen, https://www.teneues.com
Modern Vintage: Der goldene Armchair erinnert an vergangene Zeiten. Von TkMaxx, 189,99 €, https://www.tkmaxx.at
Weiche Stoffe, runde, feminine Formen sind in und auch die Haptik spielt eine immer größere Rolle. Fazit: es geht um Wohlfühlen und Gemütlichkeit.
Buchtipp: Andrew Martin Interior Design Review Vol. 24 The Definitive Guide to the World's Top 100 Designers erschienen bei teNeues , 23,5 x 31,7 cm 512 Seiten, Hardcover ca. 1.000 Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien, Texte in Englisch, 50 €, https://www.teneues.com
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