Demografie: Warum mehr Babys im Sommer geboren werden

Unrecognizable mother with newborn baby son, legs and hands
Forscher diskutieren eine Vielzahl von Theorien. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht.

Noch bis in die 1970er-Jahre waren Februar, März und April die Monate, in denen die meisten Babys geboren wurden. Jetzt kommen in der westlichen Welt rund 20 Prozent mehr Kinder zwischen Juli und September zur Welt.

Warum das so ist, gibt Forschern Rätsel auf. Eine mögliche Antwort: In der bäuerlichen Gesellschaft war der Zeitpunkt der Geburt auch von der Erntesaison beeinflusst, meint Sebastian Klüsener, der Leiter des Forschungsbereichs Wandel und Alterung am deutschen Institut für Bevölkerungsforschung. War eine gute Ernte in Sicht, konnte man sich ein weiteres Kind leisten, das dann im Frühjahr geboren wurde. Und auch Sex vor der Ehe war lange Zeit tabuisiert. Meist wurde im Sommer geheiratet – erst danach wurden die Kinder gezeugt.

Andere Hypothesen sehen biologische Faktoren wie die Spermaqualität oder Umwelteinflüsse wie Tageslänge und Sonnenstrahlung. Demografieforscher Joshua Wilde untersucht den Einfluss des Klimawandels auf die saisonale Geburtenverteilung. Er sagt: Wenn es in den Tagen um die Zeugung besonders heiß sei, gebe es mehr Fehlgeburten.

Hitzewellen

In einer immer wärmeren Welt mit mehr Hitzewellen gebe es daher tendenziell weniger erfolgreiche Schwangerschaften im Sommer und damit weniger Geburten im Frühjahr.

Was die Forscher weiter beschäftigt: Obwohl der Anteil ungewollter Schwangerschaften abnimmt und sich die meisten Eltern eine Geburt ihres Kindes im Frühjahr oder Frühsommer wünschen, geht der Trend in die Gegenrichtung.

Laut einer Studie norwegischer Wissenschafter tun sich Sommerkinder tendenziell schwerer in der Schule, weil sie jünger eingeschult werden. Dafür leben Herbstkinder eine Spur länger als Frühlingskinder.

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