Corona-Held: Milde Gabe vom "Karotten-Sigi"
Welch Gewieher, Geschnatter, Gebell, welch Freude! Wenn Gunther Siegmund aus seinem Wagen auf einer großen Wiese in Wiener Neudorf steigt und die sechs 25-Kilogramm-Karotten-Säcke vom Anhänger hebt, geht der Zirkus im Zirkus so richtig los.
Jeden Dienstag und Freitag wiederholt sich dieses Spektakel bei den hier lagernden Schaustellern und ihren Tieren. Der rüstige Jung-Pensionist hilft seit dem Lockdown dem „Circus Safari“.
Dem geht es den Umständen entsprechend: schlecht. Für seinen Zirkus hat es nach dem Lockdown im März keine Überbrückungshilfe vom Staat gegeben.
Gesunde Bonbons
„Keine Aufführungen, keine Einnahmen“, klagt Benjamin Spindler, der seinen Familienbetrieb in fünfter Generation führt. Doch seine derzeit 62 Tiere – Araber-Hengste, Mini-Ponys, Kamele, Lamas, Esel, Hunde, Hasen, Gänse, Hühner und Enten – interessiert die aktuell schwierige Lage des Zirkusdirektors nicht. Sie wollen fressen. Jetzt!
„Die Karotten vom Herrn Siegmund sind gesunde Bonbons für unsere Tiere“, freut sich Spindler. Zudem helfen die regelmäßigen Besuche des freiwilligen Unterstützers auch ihm, seiner Familie und den freiberuflich tätigen Artisten über manche Angst und Sorge hinweg: „Durch ihn sehen wir, dass man nicht auf uns vergessen hat.“
Auch die achtjährige Tochter des Zirkusdirektors hat Gunther Siegmund längst in ihr Herz geschlossen. Ihr verdankt er auch seinen Kosenamen: „Karotten-Sigi“.
Der Nämliche trägt diesen Namen mit Stolz. Er ist einer der vielen stillen, sympathischen Helden der Corona-Krise: „Als ich gehört habe, wie dramatisch schlecht es dem Zirkus geht, bin ich mal mit 100 Kilogramm Karotten hingefahren. Die Stielaugen vom Benni werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Da 100 Kilogramm Karotten für nicht einmal einen Tag ausreichen, hat der gelernte Tierpräparator und langjährige Verkäufer in einem Baumarkt für sich eine neue Aufgabe entdeckt: In Mauerbach, wo er zu Hause ist, begann er, Geld für die Karotten zu sammeln. Mit Erfolg: „Meine Nachbarn haben mich bisher wirklich super unterstützt.“
Präzise wie Menschen, die so wie er in Niedersachsen sozialisiert wurden, sind, legt der „Karotten-Sigi“ Rechenschaft ab: Die 1.622 Euro, die er gesammelt hat, hat er in 268 Säcke mit 6,7 Tonnen Karotten investiert. Mit seinem Wagen und dem Anhänger legte er seit dem Frühjahr 1.527 Kilometer zurück. Es versteht sich von selbst, dass der Helfer das Benzin aus der eigenen Tasche bezahlt.
Durch sein Engagement durfte Gunther Siegmund auch eine für ihn bisher unbekannte Welt kennenlernen. Mit den dort tätigen Menschen verbindet ihn heute eine Freundschaft. Dass es das Coronavirus war, das sie zusammenfinden ließ, kann er nicht ändern. Dankbar ist er, dass ihn auch der Bäcker in Mauerbach unterstützt: „Er spendet regelmäßig nicht verkauftes Brot und Gebäck.“
Gedrückte Daumen
Jetzt drückt der Helfer beide Daumen, dass dem „Circus Safari“ der Neustart heute (ab 16 Uhr) auf dem Alten Landgut in Wien-Favoriten gelingt: „Das wäre so wichtig, denn irgendwie müssen ja die Zirkusleute und ihre Tiere auch über den Winter kommen.“
Im Vorjahr sind Benjamin Spindler und sein Team in den meisten Wochen vier Mal aufgetreten, heuer kaum – und das vor fast leeren Rängen. Der Zirkusdirektor ist dennoch optimistisch. Muss er auch sein. Er kann seinen Familienbetrieb nicht einfach zusperren. Zwei Gäste darf er bei der Premiere heute fix begrüßen: den „Karotten-Sigi“ und seine liebe Frau.
Zwei Angebote
Der Zirkus kommt in die Stadt: Ab heute (Premiere ab 16 Uhr) gastiert der „Circus Safari“ zwei Monate lang auf dem Alten Landgut in Wien-Favoriten. Alle Infos hier.
Spenden für den Zirkus: Langsam geht dem „Karotten-Sigi“ das Geld für die Karotten aus. Über Spenden freut er sich:
AT48 1200 0009 6400 0053, Kennwort „Circus Safari“
Gesunde Bonbons
„Keine Aufführungen, keine Einnahmen“, klagt Benjamin Spindler, der seinen Familienbetrieb in fünfter Generation führt. Doch seine derzeit 62 Tiere – Araber-Hengste, Mini-Ponys, Kamele, Lamas, Esel, Hunde, Hasen, Gänse, Hühner und Enten – interessiert die aktuell schwierige Lage des Zirkusdirektors nicht. Sie wollen fressen. Jetzt!
„Die Karotten vom Herrn Siegmund sind gesunde Bonbons für unsere Tiere“, freut sich Spindler. Zudem helfen die regelmäßigen Besuche des freiwilligen Unterstützers auch ihm, seiner Familie und den freiberuflich tätigen Artisten über manche Angst und Sorge hinweg: „Durch ihn sehen wir, dass man nicht auf uns vergessen hat.“
Auch die achtjährige Tochter des Zirkusdirektors hat Gunther Siegmund längst in ihr Herz geschlossen. Ihr verdankt er auch seinen Kosenamen: „Karotten-Sigi“.
Der Nämliche trägt diesen Namen mit Stolz. Er ist einer der vielen stillen, sympathischen Helden der Corona-Krise: „Als ich gehört habe, wie dramatisch schlecht es dem Zirkus geht, bin ich mal mit 100 Kilogramm Karotten hingefahren. Die Stielaugen vom Benni werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Da 100 Kilogramm Karotten für nicht einmal einen Tag ausreichen, hat der gelernte Tierpräparator und langjährige Verkäufer in einem Baumarkt für sich eine neue Aufgabe entdeckt: In Mauerbach, wo er zu Hause ist, begann er, Geld für die Karotten zu sammeln. Mit Erfolg: „Meine Nachbarn haben mich bisher wirklich super unterstützt.“
Präzise wie Menschen, die so wie er in Niedersachsen sozialisiert wurden, sind, legt der „Karotten-Sigi“ Rechenschaft ab: Die 1.622 Euro, die er gesammelt hat, hat er in 268 Säcke mit 6,7 Tonnen Karotten investiert. Mit seinem Wagen und dem Anhänger legte er seit dem Frühjahr 1.527 Kilometer zurück. Es versteht sich von selbst, dass der Helfer das Benzin aus der eigenen Tasche bezahlt.
Durch sein Engagement durfte Gunther Siegmund auch eine für ihn bisher unbekannte Welt kennenlernen. Mit den dort tätigen Menschen verbindet ihn heute eine Freundschaft. Dass es das Coronavirus war, das sie zusammenfinden ließ, kann er nicht ändern. Dankbar ist er, dass ihn auch der Bäcker in Mauerbach unterstützt: „Er spendet regelmäßig nicht verkauftes Brot und Gebäck.“
Gedrückte Daumen
Jetzt drückt der Helfer beide Daumen, dass dem „Circus Safari“ der Neustart heute (ab 16 Uhr) auf dem Alten Landgut in Wien-Favoriten gelingt: „Das wäre so wichtig, denn irgendwie müssen ja die Zirkusleute und ihre Tiere auch über den Winter kommen.“
Im Vorjahr sind Benjamin Spindler und sein Team in den meisten Wochen vier Mal aufgetreten, heuer kaum – und das vor fast leeren Rängen. Der Zirkusdirektor ist dennoch optimistisch. Muss er auch sein. Er kann seinen Familienbetrieb nicht einfach zusperren. Zwei Gäste darf er bei der Premiere heute fix begrüßen: den „Karotten-Sigi“ und seine liebe Frau.
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