Mit der heimtückischen Lungenkrankheit hat dies freilich nichts zu tun. Bevor kranzförmige Viren die Welt lahmlegten, war der Name Corona (übersetzt „Kranz“ oder „Krone“) bestenfalls Biertrinkern und Kirchenhistorikern geläufig.
Die heilige Corona, eine frühchristliche Märtyrerin aus dem zweiten Jahrhundert, ist die Patronin der Holzfäller, Fleischer, Geschäftsleute und Goldgräber, weswegen die österreichische Währung Krone nach ihr benannt wurde. Ihren Gedenktag, den 14. Mai, teilt sie mit dem Eisheiligen Bonifatius, in dessen Schatten sie stets stand. Ihre Geschichte ist ähnlich rätselhaft und brutal wie das Virus selbst.
Auf dem Gemälde in der Kirche von St. Corona ist die Heilige als junge Frau dargestellt, deren Hände an zwei Palmen gebunden sind. „Heilige Corona, bitte für uns!“ steht über dem Altar. Ihr Schicksal ist selbst für christliche Verhältnisse grausam: Corona – lateinisch „die Gekrönte“ – war erst 16, als sie im Jahr 177 in der heutigen Türkei unter Kaiser Antonius Verus zu Tode gefoltert wurde.
Als Frau eines Soldaten soll sie das Martyrium des Offiziers Victor mitangesehen haben (in anderen Quellen wird sie als Victors Frau angeführt). Währenddessen erschienen Corona, so die Überlieferung, zwei Kronen am Himmel – eine für ihn, eine für sie. Beeindruckt vom Mut Victors hielt auch sie an ihrem Glauben fest und wurde kurz danach hingerichtet. Man band sie an zwei niedergebogene Palmen, sodass ihr Körper beim Zurückschnellen entzweigerissen gerissen wurde.
Heute wird sie justament im vom Virus stark gebeutelten nördlichen Italien verehrt; ein Teil ihrer Reliquien liegt im Aachener Dom. Wie kam die heilige Corona in den Wienerwald? „Die Benediktiner haben sie von Oberitalien in die Gegend gebracht. Durch ihr Attribut, die Palmen, galt sie als Schutzpatronin der Holzarbeiter“, sagt Pater Alois.
Im 80 Kilometer südlich gelegenen und bekannteren St. Corona am Wechsel wurde 1504 in einer hohlen Linde eine Statue der Schutzheiligen gefunden. „Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Verehrung der heiligen Corona einen blühenden Aufschwung“, heißt es auf der Website der Gemeinde. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand die heutige Kirche; dreißig Jahre später wurde auch das Gotteshaus am Schöpfl der heiligen Corona geweiht. Nummer drei im Bunde der heimischen Coronakirchen ist die Filialkirche Leiben im Bezirk Melk.
Dass sie bei Seuchen um Hilfe gebeten wird, ist keine satirische Erfindung der jüngsten Monate, sagt Joachim Schäfer, Theologe und Betreiber des ökumenischen Heiligenlexikons. Auch bei einem anderen brandaktuellen Problem, drohendem Ernteausfall, ist die heilige Corona Anlaufstelle für gläubige Christen. „Von ihr können wir Standhaftigkeit und geistige Stärke lernen“, sagt Pater Alois.
Am 14. Mai 2021 ist in seiner Pfarre eine Dank-Wallfahrt geplant. Bis dahin denkt man bei Corona hoffentlich wieder in erster Linie an die Schutzpatronin – und Biermarke. So es die Seuchen-Heilige und eine Heerschar von Spitzenforschern will.
Namen-Los: Corona und Covid, räumt eure Zimmer auf!
Sechs Österreicherinnen, die seit dem Jahr 1984 geboren wurden, darf man heute gratulieren: Sie heißen laut Statistik Austria Corona oder Korona und feiern am 14. Mai – zumindest theoretisch – Namenstag.
Dass eines Tages gleichnamige Viren Unheil über den Globus bringen würden, ahnten ihre Eltern nicht. Eine Ausrede, die ein indisches Paar nicht gelten lassen kann: Am Höhepunkt der Pandemie nannten sie ihre Zwillinge – Bub und Mädchen – Corona und Covid. Die Idee soll vom Krankenhauspersonal stammen, doch die Eltern behielten die Namen bei, um an die positiven Folgen des Virus zu erinnern: „Sein Ausbruch sorgt dafür, dass die Menschen mehr auf sanitäre Einrichtungen, Hygiene und andere gute Eigenschaften achten“, zitierte die Daily Mail.
Trotz seiner Bedeutung – „die Gekrönte“ – und einer besonderen Namenspatronin (siehe oben) konnte sich „Corona“ in den Hitlisten der Babynamen nie durchsetzen. Am ehesten ist er noch in Bayern geläufig. Der Pastoralreferent Andreas Häring verteidigte kürzlich in einem Blogbeitrag den Namen seiner Tochter Korona (5): „Sie steht unter einem guten Patronat, für das sie sich nicht schämen braucht. Das habe ich ihr erklärt, mit einem Heiligenbild ihrer Namensgeberin. Seitdem ist sie wieder stolz auf ihren Namen.“
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