Seit das Homeoffice nun für viele zum Alltag wurde, ist der Faltschirm allerdings zum Wohnmöbel der Stunde avanciert. Denn so ansprechend offene Wohnräume aussehen und wirken mögen, als Büro mit Privatsphäre sind sie nur bedingt geeignet.
„Nicht jeder hat eine Wohnung mit 100 und eigenem Büro. Im schlechtesten Fall muss man am Esstisch arbeiten“, erklärt Simon Ladner vom Planungs- und Ausstattungsbüro Area das Problem. Dadurch wird die Trennung von Job und Privatleben im Homeoffice um vieles schwerer.
Neue Lösungen
Dieses Phänomen beschäftigt auch Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern, die gegenüber dem KURIER schon einmal erklärte: „Unsere Wohnbereiche je nach Funktion zu differenzieren, kann dabei helfen, Grenzen zu setzen. Je mehr Zeit wir zu Hause verbringen, desto mehr lernen wir unsere Wohnräume wieder in eindeutige Bereiche mit klaren, eigenständigen Funktionen zu unterteilen.“
Auch auf kleinem Raum braucht es Abgrenzungsmöglichkeiten – um Hintergrundgeräusche bei beruflichen Telefonaten zu minimieren und nicht von der Hausarbeit, die einem ins Auge springt, unterbrochen zu werden.
Das wissen auch Designfirmen, die an neuen Lösungen arbeiten. Auf den aktuellsten Möbelmessen waren bereits vermehrt schicke Schallabsorbierer und tragbare Wände zu sehen.
Neben den Paravent-Designklassikern wie jene von Alvar Aalto, hat Vitra die neue Dancing Wall am Markt. Sie fungiert als Raumtrenner, hat Rollen, um schnell bewegt zu werden, und austauschbare Wandsysteme wie matte Glasflächen, auf denen auch geschrieben werden kann. Denn: „Kunden fragen nach Hintergrund-Wänden für Videokonferenzen. Nicht jeder will sein privates Wohnzimmer herzeigen und sein Heimbüro professioneller machen“, so Ladner. Die neuen Paravents schützen also auch die eigene Privatsphäre in Zeiten von virtuellen Sitzungsmarathons.
Umgekehrt können dann auch Ordner und Laptop nach getaner Arbeit hinter einer Wand verschwinden, um in der Freizeit nicht zu oft an die berufliche To-do-Liste erinnert zu werden.
Horx-Strathern geht noch weiter und glaubt durch die neuen Gegebenheiten an ein generelles Umdenken in der Architektur: „Wo jetzt noch ein offener Wohnraum dominiert, wird es bald mehr Ecken, Büro-Winkel oder Schiebetüren geben, um sich beim Arbeiten abgrenzen zu können.“
Trotz der neuen Problemstellungen führte die Pandemie laut einer Umfrage zumindest bei österreichischen Haus- und Wohnungsbesitzern zu mehr Wohlbefinden. Wohl auch, weil man sich den eigenen vier Wänden mehr gewidmet hat. Wenn man das Leben draußen schon nicht kontrollieren kann, dann wenigstens daheim.
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