Boom am Parkett: Jugendliche und Touristen wollen Walzer lernen

Boom am Parkett: Jugendliche und Touristen wollen Walzer lernen
Tanzkurse florieren – vor allem Männer, Touristen und Jugendliche wagen sich öfter aufs Parkett.

Genauso elegant übers Tanzparkett schweben wie die Promis in „Dancing Stars“: Mit diesem Wunsch ist Anita Lentsch ihrem Mann schon länger in den Ohren gelegen – bis vor drei Jahren ein Gutschein für einen Tanzkurs unter m Christbaum lag.„Die Freude war wirklich groß. Mittlerweile habe ich mich an der TV-Show etwas sattgesehen, aber damals war ich natürlich von der Sendung beeinflusst.“ Besonders talentiert war das Paar dann allerdings nicht, wie es selbst amüsiert zugibt. „Die zehn Einheiten waren überraschend anstrengend. Mein Mann hätte zwar sogar den Folgekurs absolviert, aber ich wollte nicht mehr wirklich“, gesteht die 50-Jährige.

Vorbild Tanz-Shows

Dass sich Paare mittleren Alters nach TV-Sendungen wie „Dancing Stars“ oder dem deutschen Pendant „Let’s Dance“ vermehrt in Kurse einschreiben, bemerkt auch die ehemalige Profitänzerin und Tanzschul-Besitzerin Yvonne Rueff. Dabei geht die ORF-Show heuer schon in ihr vierzehntes Jahr – im März startet die neue Staffel.

Boom am Parkett: Jugendliche und Touristen wollen Walzer lernen

Tanzschul-Inhaberin Yvonne Rueff kennt das Geschäft.

 

„Während die Show läuft, gibt es auf jeden Fall mehr Anfragen. Zum einen sind weniger gute Promis ein Ansporn. Die Leute denken sich, dass sie doch besser tanzen können als ein Stefan Petzner zum Beispiel. Und zum anderen sehen sie, wie toll es sein kann und dass es ein perfektes Training für Körper als auch Geist ist.“

Männer wollen tanzen

Außerdem lässt die Tatsache, dass Wien mit seinen vielen Bällen weltweit einzigartig ist, die Tanzkurse florieren. Im späten Herbst starten ambitionierte Ball-Besucher ihre Walzer-Lehre, manche Kurzentschlossene besuchen aber auch erst jetzt einen Crashkurs.

„Die Österreicher sind sehr ball- und tanzaffin. Das gibt es so in keinem anderen Land“, analysiert Benimmpapst und Tanzschulen-Besitzer Thomas Schäfer-Elmayer. Immer mehr Touristen wissen das auch zu schätzen. Rueff hat an den Weihnachtsfeiertagen durchgearbeitet, weil die Nachfrage so groß war. „Die Tanz-Touristen sind nicht zu unterschätzen. Seit etwa drei Jahren wächst dieses Geschäft sehr stark. Anfangs sind es vor allem Frauen gewesen, die ihre Männer im Urlaub zum Walzertanzen geschleppt haben. Jetzt kommen immer mehr Männer aber auch alleine.“

Tanzschule statt Disco

Und noch eine neue Freiwilligkeit bemerkt die „Dancer against Cancer“-Initiatorin: Junge Burschen wollen das Tanzen lernen und sind dabei sehr motiviert. Früher seien die Teenies oft von ihren Eltern dazu gezwungen worden, dementsprechend verhalten war die Stimmung dann meist. „In manchen Kursen haben wir heute sogar einen Männerüberschuss. Vor zehn Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.“

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Thomas Schäfer-Elmayer gibt auch Benimmregeln weiter.

Das hohe Interesse an Traditionstänzen ortet Rueff als willkommenes Kontrastprogramm zu Disco und Nachtclubs, die für Jugendliche „ja auch irgendwann langweilig werden“. Einen Mangel an jungen Tänzern kann auch Schäfer-Elmayer nicht beklagen. „In der Ballsaison sind wir oft total ausgebucht. Im Mai gibt es die jährliche Anmeldung für die Herbsttanzkurse. Hier stellen sich unsere Kunden schon frühmorgens an, um dann beim Start um 15 Uhr noch einen der Kursplätze zu bekommen.“

Benimmregeln gefragt

Darüber hinaus ist der Benimmunterricht äußerst beliebt, den Elmayer in jeder Tanzeinheit gibt. Es sei ein großer Unterhaltungseffekt dabei, auch weil die meisten Schüler von der richtigen Etikette noch nie etwas gehört haben: Wie begrüße ich jemanden richtig, wer reicht als Erstes die Hand, wie starte ich eine Konversation?

„Das ist etwas, das sie im Leben brauchen können und sonst fast nirgends mehr gelehrt wird. Wir vermitteln soziale Kompetenz in Theorie und Praxis.“ Statt in Clubs zu Technobeats zu tanzen, liegt man jetzt mit Walzer und gepflegten Unterhaltungen offenbar stärker im Trend denn je.

In keiner anderen Stadt der Welt finden mehr Bälle statt als in  Wien. Neben dem viel beachteten Wiener Opernball am 20.2. 2020 gibt es unzählige weitere Veranstaltungen, um das (ungeschulte oder Profi-)Tanzbein zu schwingen. Eine Auswahl der größten und bekanntesten Bälle, die in den  nächsten Wochen stattfinden:

  • Zuckerbäckerball (16. Jänner),
  • Philharmonikerball (23. Jänner)
  • Ball der Wissenschaften (25. Jänner)
  • Jägerball (27. Jänner)
  • Ball der Wirtschaft (8. Februar)
  • Ball der Kaffeesieder (14. Februar)
  • Bonbon Ball (21. Februar)
  • Rudolfina - Redoute (24. Februar)
  • Elmayer- Kränzchen (25. Februar)
  • Dancer against Cancer (7. März).

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