Einmal in Bewegung gekommen, brauchte etwa Anastasius Grün nicht lange darüber grübeln, was er zu Papier bringen will. „Sieh, da nahmen die Gedanken ihren leichten Wanderstab“ heißt es etwa in den Versen der „Frühlingsgedanken“.
Niedergeschrieben hat Grün dieses Gedicht direkt „auf dem Cobenzlberge“, wie es im Untertitel des Poems lautet. Inspirationen für den Rest seiner „Spaziergänge eines Wiener Poeten“ fand er darüber hinaus in Asperner Fluren, Gartenlauben von Gasthäusern und dem Turm des Stephansdoms.
Wer sich auf seine Spuren begeben will, nimmt vom Cobenzl weg den Rundwanderweg auf den Kahlenberg. Die schöne Wienerwaldrunde garantiert nette Ausblicke auf die Stadt Wien. Hinweise auf Anastasius Grün finden sich auf dieser Route zwar kaum, dafür hat diese Runde einen großen Vorteil: Wer sie vorzeitig abbrechen will, hat nicht weit zu einer Öffi-Haltestelle.
Für Sieben-Meilen-Stiefel
Ein anderes Kaliber ist der Beethoven-Wanderweg. Mehr als 40 Kilometer lang, richtet er sich eher an Wanderer denn an Spaziergänger. Eine Variante davon erstreckt sich sogar über 70 Kilometer! Scheint fast so, als wäre der Titan der Töne im Besitz von Sieben-Meilen-Stiefel gewesen.
Der Beethoven-Wanderweg ist jedenfalls rot-weiß-rot markiert, zusätzlich mit der Zahl 40 gekennzeichnet und stellt die üblichen Spaziergänge des Komponisten weit in den Schatten. Auf den Wegen zwischen seinen sommerlichen Wohnsitzen in Baden und Mödling traf man den Musiker, der im Dezember vor 250 Jahren in Bonn geboren wurde, nicht selten mit Notenpapier und Bleistift an.
Anlässlich des Beethoven-Jahres erwartet Wanderer und Spaziergänger bei einem Ausflug zum Cobenzl jedenfalls ein Klangerlebnis der wirklich besonderen Art: Besucher des Lebensbaumbaumkreises Am Himmel können über 46 dort verteilte Lautsprecher das Gesamtwerk des Komponisten hören. "Ludwig am Himmel" nennt sich die Veranstaltungsreihe, die bis Dezember dauert. https://www.himmel.at
Für Beethoven war das Wandern in der Natur eindeutig inspirierend. Als etwa der Wiener Musikverleger Anton Diabelli 1819 Musiker wie Schubert, Liszt oder eben Beethoven um eine kleine Komposition bat, reichten alle jeweils ein Werk ein, Ludwig van aber gleich 33 – einige davon mit ziemlicher Sicherheit im Helenental ersonnen.
Franz Liszt, der Klaviervirtuose aus Raiding im Burgenland, schrieb seinen Beitrag dafür als elfjähriger Bub. Viel Zeit zum Wandern blieb ihm damals nicht. Als Siebenjähriger brachte er sich selbst das Notenschreiben bei, später trat er auch ein paar Mal als Wunderkind am Klavier auf Schloss Deutschkreutz auf. Schon mit elf Jahren zog es ihn hinaus in die Welt. In seinem Geburtsort aber lebt er nach wie vor. Als Erinnerung an das Genie aus dem Blaufränkischland.
Früh zog es das Wunderkind des Klaviers fort aus dem heimatlichen Raiding im heutigen Burgenland. Ein Liszt-Festival erinnert seit ein paar Jahren an den Showman der Tasten (1811-1886). Die Veranstaltungen im heurigen Juni sind zwar alle abgesagt, aber Manfred Fuchs vom Liszt-Verein freut sich darauf, KURIER-Lesern auf dem Klavier und der https://www.raiding-online.at eben renovierten Liszt-Orgel etwas vorzuspielen und auch auf die vielen Wanderwege im Blaufränkischland zu verweisen.
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