Wenn Menschen die Würfel rollen lassen, Karten ziehen oder Spielzüge durchdenken, dann erleben sie eine Auszeit vom Alltag.
Spielen hat eine entspannende Wirkung, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt: Mehr als ein Drittel der Befragten sagten dort, dass ihnen Spielen geholfen hätte, besser durch die Corona-Pandemie zu kommen.
Diese Woche verlieh die Österreichische Spiele-Akademie ihre Jury-Preise. „Gewonnen hat das Spiel Smart 10“, sagt Organisator Thomas Bareder (siehe unten). Keine Überraschung: Mit-Autor ist der österreichische Erfolgsspielentwickler Arno Steinwender, bekannt etwa für „Make’N’Break“. Mit seinem preisgekrönten Spiel setzt er seine Quiz-Erfolge fort.
„Es heißt doch Smart, also wo ist das Phone?“, amüsierte sich die Spielepreis-Jury. „Nein, Knöpfe kann man nicht drücken und sie leuchten auch nicht. Smart10 beweist, dass Haptik auch bei Quiz-Spielen richtig was hergibt. Ein Quiz-Hit, der neue Maßstäbe setzt und die Törtchen von einst vergessen lässt“, meinten die Juroren in ihrer Begründung.
Spiel des Jahres
Auch das deutsche „Spiel des Jahres 2020“ ist ein gutes Beispiel für die Rückbesinnung auf das Einfache: „Pictures“ ist ein bildhaftes Kreativspiel für alle Sinne. Man baut mit Material wie Bauklötzen, farbigen Würfeln, Schnürsenkeln, Steinen/Stöcken oder Symbolkarten die realistischen Fotos möglichst treffend nach und die anderen erraten, was gemeint ist.
Im ersten Lockdown war das exzessive Puzzeln das Symbol der neuen Geruhsamkeit, jetzt ist es die entspannte Art der Spiele. „Die Neuerscheinungen boomen, besonders Familienspiele. Manche Verlage haben auch Spiele vorgezogen. Vieles davon sind Generationenspiele, die für die ganze Familie geeignet sind“, weiß Bareder.
Das Wiener Spielefest, bei dem sonst Tausende Besucher im November neue Spiele ausprobieren, ist wegen Corona ausgefallen, aber das Spielen boomt mehr denn je. 20 Prozent mehr Umsatz meldete der deutsche Spielwarenhandel. „Corona-Zeit ist Familienzeit“, betont man dort.
Gute Gesellschaft(spiele)
Der KURIER hat daher 23 passende Spiele für diese Zeit – und für Weihnachten – ausgesucht.
Jetzt haben viele Junge und Ältere wieder Geduld für die alten Klassiker, besonders wenn man sie zeitgemäß adaptieren kann. Trivial Pursuit etwa lässt sich im Lockdown sogar per Videokonferenz spielen: Apps wie Zoom und House-Party waren bei seiner Erfindung vor 40 Jahren zwar noch nicht auf dem Markt, aber auf diese Weise lässt es sich gut mit Freunden in verschiedenen Haushalten spielen. Selten zuvor hat man deren Gesellschaft so hoch geschätzt.
Es gibt sogar ein Spiel zum derzeitigen Thema Nummer 1: „Pandemie. Die Seuche“ aus dem Jahr 2016 passt inhaltlich. Aber eigentlich will man beim Spielen lieber vom Alltag abgelenkt werden.
Frisch gekürt: Das sind die Spiele des Jahres
Der Sieger
Smart 10. Die Jury des österreichischen Spiele-Preises „Spiel der Spiele“ wählte das Quizspiel des österreichischen Autorenduos Arno Steinwender und Christoph Reiser zum Gewinner. Der Spielmechanismus erlaubt es, manches nicht zu wissen, und trotzdem im Rennen um den Sieg zu bleiben (Piatnik)
Für Freunde
Die Crew. Dieses kooperative Stichspiel für 3 bis 5 Spieler ab 10 Jahren wurde auch in Deutschland ausgezeichnet (Kosmos).
Daddy Winchester: Das Erbe eines Wildwest-Helden wird versteigert (Huch).
Truth Bombs: Party-Kracher um Wahrheiten und Provokationen ab 14 (HCM Kinzel).
Für Familien
Bermuda Pirates: Geschicklichkeitsspiel mit Magneteffekt (Huch).
Krasserfall: Hier stürzen Boote samt Insassen einen Wasserfall hinunter. Taktieren nötig (Ravensburger).
Tiny Towns: Es entsteht eine Stadt mit Land-, Gast- und Gewächshäusern und vielem anderen (Pegasus).
Für Trendsetter
Escape Room Jumanji: Basierend auf dem Film mit Spannungsmoment (Noris).
Invasion of the Cow Snatchers: Logik-Rätsel für einen Spieler mit Magneten und skurriler Story (Thinkfun).
Man muss auch Gönnen können: Tüfteln mit Karten und Würfel-Wahrscheinlichkeiten (Schmidt).
Für Experten
Airship City: Ein komplexes Stadtbauspiel für 3 bis 4 Spieler (Spielefaible).
Aufbruch nach Newdale: Man stattet eine Expedition aus und leitet sie (Lookout).
Wasserkraft: Entwicklungsspektakel rund um den Fortschritt beim Wasserkraftwerksbau, ab 14 Jahren (Feuerland).
Spiele auf Distanz - via Internet
Ein Spieleabend in großer Runde geht derzeit nur online über Zoom, Skype und Co. Diese Spiele gehen auf Distanz.
Black Stories: Lauter schräge Geschichten – und die Spieler fragen, bis sie die Lösung finden. Entweder beantwortet nur einer die Fragen oder verschickt die Geschichten elektronisch (Moses).
Trivial Pursuit: Die Mutter aller Quiz-Spiele: Für eine Videokonferenz muss einer das Fragen und Ziehen übernehmen und das Brett in die Kamera zeigen. Dann können bis zu sechs Personen oder Teams mitspielen (Hasbro).
Stadt-Land-Vollpfosten: Von dem Klassiker gibt es viele Varianten. Man kann sich auch einfach mit einem Blatt Papier einen lustigen Abend machen – und kreativere Rubriken aussuchen (Denkriesen Verlag).
Activity: Mit etwas Kreativität kann man sich mit diesem Dauerbrenner jetzt auch vor dem Bildschirm lächerlich machen (Piatnik).
Mord in der Villa Mafiosa: Bei den „Krimi-Spielen“ schlüpft man in eine Rolle und redet so lange miteinander, bis der Fall gelöst ist – idealerweise bereitet man im Lockdown dieselbe Speisenfolge vor (Gmeiner Verlag, ab 14 Jahre).
Spiele gegen das Fernweh
Wegfahren geht nicht, aber mit den Gedanken in die Ferne schweifen sehr wohl. Diese Spiele helfen dabei:
Azul: Die wunderschönen Fliesen, die hier aufgelegt werden, erinnern an die Urlaube am Mittelmeer, die heuer ausgefallen sind (Pegasus).
Exit Games: Sie fühlen sich zu Hause eingesperrt? Mit dieser Spieleserie hat man 60 Minuten Zeit, um sich zu befreien – allerdings kann man das Spiel nur einmal spielen. (Kosmos)
Rund um die Welt: Bei dem Spiel aus der beliebten „Brain-Box-Serie“ für Kinder ab 8 geht es um witzige Länderinfos (Carletto).
Kunstbox: Die internationalen Museen sind unerreichbar – zumindest sperren unsere wieder auf –, aber man sucht Fälschungen unter den großen Werken der Kunstgeschichte (Prestel).
My City:Bei dem Städtepuzzle für 2 bis 4 Personen ab 10 Jahren baut man eine Stadt und reist in der Zeit. Entwickelt wurde es vom berühmten Spieleerfinder Reiner Knizia. (Kosmos)
Die Wiedergeburt der Klassiker
Seit Langem verstauben die Spiele im Kasten? Wann hat man Zeit dafür, wenn nicht jetzt? Heraus mit den alten Schachteln!
Catan: Das Siedler-Spiel wurde vor wenigen Jahren modernisiert – inzwischen gibt es dies auch schon als App (Kosmos).
Risiko: Jetzt haben alle wieder so viel Zeit wie früher – da geht sich sogar ein Endlos-Strategiespiel von damals aus (Hasbro).
Scrabble: Statt in der Schule erarbeitet man sich den Wortschatz am Spielbrett. (Mattel)
Tabu: Begriffe erklären, ohne die verbotenen Wörter zu benutzen: Am leichtesten geht das mit Menschen, mit denen man ganz andere Themen bespricht als die Tabu-Wörter (Hasbro).
Ubongo: Das Prinzip des Spiels gleicht dem Klassiker Tetris, nur hält man hier die Teile in der Hand. Das Spiel fördert die räumliche Vorstellungskraft (Kosmos).
Monopoly: Das Generationenspiel gibt es für 70 Metropolen und führt uns in die weite Welt hinaus (Hasbro).
Für Einsame: Solitaire-Spiele
Keine Geschwister, Freunde oder Eltern, manchmal hat man nur sich selbst – für diese Spiele braucht es keine Gesellschaft.
Nova Luna: Nominiert zum Spiel des Jahres 2020 hat dieses farbenfrohe Spiel im Zeichen des Mondes auch eine Solo-Regel für einsame Stunden (Pegasus).
Rushhour: Bei dem Logikspiel für eine Person ab acht Jahren geht es darum, ein Auto aus einem Parkplatz herauszufahren (Thinkfun).
Fritzo Cube: Schweres Holz und fein anzugreifen: Knobelspiel mit 27 Würfeln (Fritzo).
Flex-Puzzler: Ein minimalistisches Logikspiel, das sich gut zum Verreisen eignet, weil man es fast in die Hosentasche stecken kann (Logicus).
Solitaire: 32 Holzstifte aus dem Brett heraus, dass nur einer in der Mitte bleibt (Schmidt).
Tip-Toi: Das Konzept mit dem sprechenden gelben Stift für Kinder boomt trotz Handy-App-Konkurrenz (Ravensburger).
Rubik-Würfel: Unverwüstlich und immer wieder neu – YouTube ist voller Anleitungen (Drumond Park).
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