Langeweile und Lagerkoller? Österreichs Prominente haben die ultimativen Strategien, wie es sich daheim am besten aushalten lässt. Von Alexander Kern
21.03.20, 05:00
Zuhause sein, um gesund zu bleiben: Selten klang ein medizinischer Rat simpler. Und doch birgt er seine Tücken: Wer es nicht gewohnt ist, so viel Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, dem können die Tage lang werden.
Jetzt heißt es, das Beste daraus zu machen. Immerhin ist eine Auszeit auch ein Abenteuer. Eine Chance, neue Hobbys zu entdecken – warum nicht per Fernkurs in Acryl, Pastell oder Aquarell malen lernen? Aufgeschobenes, für das bisher keine Zeit blieb, in Angriff zu nehmen – etwa endlich den Kleiderkasten ausmisten. Und die Verschnaufpause zu nutzen, um kreativ zu sein (Tagebuch führen) oder sich etwas zu gönnen (etwa einen Wellness-Tag oder ohne schlechtes Gewissen Serien zu schauen). Das gilt auch für Künstler, deren Dreharbeiten verschoben sind und Auftritte abgesagt wurden. Sie geben uns private Einblicke, wie sie sich die Zeit vertreiben – und zeigen vor, wie es geht!
Schauspieler Manuel Rubey, der ordnungsliebende Gärtner setzt auf Gärtnern, Frühjahrsputz und Italienisch
Zeit für Gartenarbeit! Absurd – noch vor ein paar Jahren war aufs Land zu ziehen undenkbar für mich. Doch seitdem meine Frau und ich ein Haus im Waldviertel gekauft haben, bin ich dem Gärtnern verfallen. Das ist archaisch, sinnvoll und ein wunderbarer Ausgleich. Reingekippt in die Pflanzerei bin ich, als ein Filmdreh abgesagt wurde und ich lange Zeit am Land verbracht habe. Dadurch wird mir jetzt auch in Quarantäne nie langweilig. Ich komme endlich dazu, Pflänzchen selber zu ziehen – etwa Basilikum, Oregano und mein großes Ziel: Melanzani. Was nicht einfach ist, denn sie brauchen viel Licht und Wärme. Aber für irgendwas muss der Klimawandel ja gut sein. Und sonst?
Ich komme endlich dazu, Pflänzchen selber zu ziehen. (Manuel Rubey)
Vormittags lerne ich mit meinen zwei Töchtern Ronja (13) und Luise (9). Meine Frau legt großen Wert auf einen geregelten Tagesablauf. Einzig in Mathematik kann ich ihnen beim besten Willen nicht helfen. Ich versuche auch, Weltliteratur zu lesen – her mit den 900 Seiten dicken Wälzern! Und das Italienisch-Lernen kann ich wieder anfangen. Ansonsten widme ich mich mit Inbrunst dem großen Frühjahrsputz. Gestern habe ich vier Stunden lang gebügelt. Ich kann nicht anders, ich muss Ordnung schaffen. Meine Familie ist ziemlich chaotisch, also bin ich ständig am Hinterherräumen. Ich koche auch für alle. Endlich habe ich Zeit, mich den aufwendigen Gerichten von Yotam Ottolenghi zu widmen – und dazu wird ein guter Tropfen serviert.
Ursula Strauss kommt mit Yoga in den Flow und vergisst nicht, täglich mit ihrer Mutter zu skypen
Vor zwei Jahren habe ich Yoga für mich entdeckt. Als ich bei den Nibelungen-Festspielen in Worms als Brunhild auf der Bühne stand, war Yoga perfekt: die ideale Kombination aus Anstrengung und Entspannung. Und vor allem – ich konnte drinnen trainieren.
Auch jetzt hilft es mir, die viele Zeit, die mir zuhause mit meinem Mann zur Verfügung steht, positiv zu nutzen. Am liebsten rolle ich die Yoga-Matte morgens aus. Also starte ich nach dem Frühstück auf YouTube den Kanal von Mady Morrison. In ihren Videos zeigt sie, wie die Übungen Schritt für Schritt gelingen. Das bringt mich in einen guten Flow. Ich mache aber auch Workouts, am liebsten mit dem eigenen Körpergewicht!
Davon abgesehen skype ich zwei- bis dreimal täglich mit meiner Mutter. Ich lese viel, im Moment „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger. Und ich backe Torten und Zimtschnecken, weil es mich herrlich entspannt. Allerdings müssen die Köstlichkeiten auch gegessen werden – womit wir wieder beim Sport wären!
Und ich backe Torten und Zimtschnecken, weil es mich herrlich entspannt. (Ursula Strauss)
Miriam Klebow will diese Auszeit mit ihren Kindern genießen. Mit Basteln, aber auch mit Nachdenken über das Leben
Langweilig? Sicher nicht! Zurzeit überlege ich, wie ich daheim eine spannende Schnitzeljagd auf die Beine stellen kann. Ein Ersatzprogramm, zum Geburtstag meiner Tochter Charlie (6) hatten wir ursprünglich einen Besuch am Bauernhof mit Oma, Tante, Cousine und Freunden geplant. Das holen wir nach. Inzwischen habe ich für Charlie und Sonny Alessio (3) buntes Papier, Kleber, Perlen und andere Utensilien gekauft. Daraus basteln wir zum Beispiel verzierte Osternester aus alten Getränkekartons. Wir gestalten auch ständig das Kinderzimmer um. Aus dem Kasten haben wir eine Tür entfernt und mit Lichterketten und Polstern in eine lustige Kuschelhöhle verwandelt. Wir hören uns Hörspiele an, basteln mit Ton, schminken uns gegenseitig oder kochen gemeinsam.
Wir versuchen, diese Auszeit zu genießen und konzentrieren uns auf uns als Familie. Und ich nutze sie, um mich zu besinnen, dass es so nicht weitergehen kann mit unserer Ego-Fabriken-Gesellschaft! Beginne bei mir selbst und überdenke mein Leben. Und was wir aus dem Miteinander lernen, das gerade entsteht! Wenn Zeit bleibt, meditiere ich jeden Morgen 30 Minuten lang. Und ich verfolge meine Fernstudien via Computer weiter, etwa über bewusste Elternschaft!
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