Lagerfelds Muse: "Ich bin eine sanfte Rebellin"
Irgendwann kam man an Alexa Chung nicht mehr vorbei. Sie war Karl Lagerfelds Muse, zierte x-mal das Cover der Vogue und für die „Alexa Bag“ einer Luxus-Marke, gab es eine ewig lange Warteliste. Jetzt sitzt mir die 35-Jährige, die 3, 2 Millionen Follower auf Instagram hat und damit ein Werbeliebling ist, in einem Wohnwagen mit Friseursesseln gegenüber und wirkt, als wäre sie eine gute Freundin, vielleicht auch meine kleine Schwester. Hier, unweit des Praters, wurde sie vor einigen Stunden schön gemacht, um einen Werbespot für Vöslauer zu drehen. „Vienna is so lovely“, schwärmt sie und nimmt einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. „Es ist das Erste, was ich in der Früh und das Letzte, was ich am Abend mache.“ So hübsch wie die junge Britin ist, denkt man: Da ist was dran!
Frau Chung, kleine Mädchen träumen davon, irgendwann einmal berühmt zu werden. Wovon haben Sie geträumt?
Ich bin wirklich auf dem Land aufgewachsen (Anm.: Privett in Südengland). Tatsächlich hatte ich als kleines Mädchen nur den Traum, schnell nach London zu ziehen. Ich wusste nie, was ich später einmal machen wollte.Das ist so geblieben. Ich überlege immer noch, was mich interessieren könnte.
Sie sind doch schon Stilikone. Fühlen Sie sich auch so?
Ich renne nicht rum und denke mir: „Mein Gott, bin ich gut angezogen! Ich umgebe mich auch nicht mit Leuten, die mein Ego füttern, sondern mit Freunden. Was meinen Stil betrifft waren wir trotz Landleben oft in London, um Ausstellungen zu sehen. Vielleicht hat sich mein Stil dort entwickelt.
Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Das ist schwierig, weil mir Menschen seit langem sagen, welchen Stil ich habe. Aber mir war immer wichtig, mich wohlzufühlen und das Gegenteil von dem zu tun, was erwartet wurde. Wenn ich etwa zu einer exklusiven Abend-Einladung gehe, trage ich gerne flache Schuhe und zerzauste Haare. Beim Sonntagsbrunch mit Freunden ziehe ich ein hübsches Kleid an und trage roten Lippenstift auf. Ich würde sagen: Ich bin eine sanfte Rebellin!
Sie schauen auch mit zerzausten Harren gut aus. Kommt das von innen?
Ich glaube, ich hatte Glück, weil meine Eltern mir nie vermittelt haben, dass es wichtig ist, wie man auszusehen hat. Belohnt wurde ich, wenn ich ein schönes Bild gemalt oder ein tolles Foto geschossen hatte.
Wie konnten Sie, so bodenständig erzogen, überhaupt in der scheinbar oberflächlichen „High Society“ überleben?
Einer der vornehmsten Menschen, die ich kenne, hatte mich einmal zu einem Abend-Essen eingeladen. Das Salat-Dressing war wirklich gut und ich habe gesagt: Oh, wie hast du es gemacht?" Die Antwort war: „Das ist Take-away vom Chinesen, aber ich lasse dir die Verpackung bringen.“ Die meisten schicken Leute sind sehr entspannt und freundlich - weil sie sich nichts mehr beweisen müssen.
Sie sind Britin, wurden aber in den USA berühmt. Wie ist Ihre Karriere eigentlich ins Rollen gekommen?
Ich hatte zuvor schon vier Jahre für verschiedene Sender in England moderiert. MTV wollte ein Format für seinen USA-Ableger machen. Da bin ich übersiedelt. Als meine Show dann gecancelt wurde, bin ich zurück nach London gezogen – und ein halbes Jahr später wieder zurück nach New York. Ich bin nachts ständig aufgewacht und hatte das Gefühl, dass ich mit New York noch nicht fertig bin. Ich glaube, das kommt daher, dass ich keine Niederlagen einstecken will. Daraus wurden sechs erfolgreiche Jahre.
Nach Ihrem Erfolg im Fernsehen wurden Sie Designerin mit eigenem Label. Kann man das einfach so werden?
Ich 2010 zum ersten Mal mit einem Mode-Unternehmen kooperiert.Damals habe ich mir angesehen, wie Werbekampagnen gemacht werden und was rund um ein Fotoshooting passiert. Da kam mir die Idee, alles, was ich bis dahin gelernt hatte, zu nützen, um ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Sie leben wieder in Europa. Warum sind Sie eigentlich nicht in New York geblieben?
In meinem Herzen bin ich wirklich britisch und ich dachte, es wäre ehrlicher, wenn meine Mode auch in Großbritannien hergestellt wird. Nur so kannst du echten Stil vermitteln. Außerdem werden meine Eltern nicht jünger – ich habe mich nach meiner Familie gesehnt.
Was ist das Geheimnis Ihrer Schönheit?
Vielleicht, dass ich zwei Ethnien in mir vereine. Meine Mutter kommt aus England, mein Vater hat chinesische Wurzeln. Sonst gibt es kein Geheimnis und keine Beauty-Routine. Ich sitze nirgendwo mit Gesichtsmaske, aber ich mag diese blaue Creme aus Deutschland (Anm.: Nivea). Möchten Sie mein Schönheitsgeheimnis wirklich wissen?
Bitte verraten Sie es uns.
Die innere Einstellung sagt mehr über das Alter aus, als körperliche Attribute. Meine Mama ist 73 und fühlt sich sehr jung. Sie ist der Popkultur verbunden, ein Bücherwurm und jedem Trend voraus, weil sie an allem interessiert ist. Neugier und Offenheit für Spaß und Blödheiten, hält Menschen jung. Man altert, wenn man eine gewisse Leichtigkeit verliert, über Dinge zu lachen. Für mich ist Jugend ganz klar mit Humor und einer positiven Einstellung verbunden.
Eine Stilikone muss man natürlich auch fragen, was derzeit im Kleiderschrank einer Frau hängen sollte.
Da geb ich immer dieselbe Antwort. Wenn wir uns von dem Gedanken verabschieden, Sachen haben zu müssen, nur weil sie gerade in sind, ist das bestimmt der gesündere Ansatz. Ich kann zwar einen Kaschmirpulli empfehlen, aber ich weiß ja nicht, ob du vielleicht eine eigenartige Allergie darauf hast. Deshalb glaube ich eigentlich, dass man nichts anderes braucht als Freunde, mit denen du lachen kannst.
Welchen Eindruck haben Sie vom Kleiderstil der Österreicher?
Die Österreicher tragen doch Dirndl, oder? Das ist ein guter Look. Ich habe mir ein Dirndl in München gekauft. Es war für mich Inspiration für ein Kleid meiner Kollektion. Ich wollte unbedingt so aussehen wie im Film „Sound of Music“.
Was ist für Sie der Sinn des Lebens?
Eigentlich bin ich nur an Dingen interessiert, die lustig sind. Ich versuche selbst das trockensten Szenario ein bisschen verspielt zu sehen. Denn wenn du Sinn für Humor hast, verstehst du auch die ernsthaften Dinge des Lebens besser.
ALEXA GANZ PRIVAT
Lieblings-Urlaubsorte:
Ich mag Berlin. Und Tokio war unglaublich, dort bin ich vergangenes Jahr gewesen. Da hab ich auch Hakone mit seinen vielen heißen Quellen besucht.
Lieblingssong:
1985 von Paul McCartney & Wings.
Lieblingsfilm:
I mag „The Lobster“ von Yorgos Lanthimos.
Lieblingsdrink:
Whiskey Cola. Dazu stilles Mineralwasser von Vöslauer.
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