Dead Men Walking

Serienschocker: "The Walking Dead", die von Charlie Adlard gezeichnete Graphic Novel, umfasst schon mehr als 1.000 Seiten. Der TV-Hit zum Comic hält bei immerhin fünf Staffeln.
Quotenrenner im TV, Bestseller in der Comic-Ecke: Seit dem Serienhit "The Walking Dead" sind Zombies lebendig wie nie. Charlie Adlard ist der Zeichner hinter diesem Phänomen. Zur "Vienna COMIX" kommt er nach Wien, zuvor sprach er mit der freizeit.

Es ist ein Kreuz mit den Untoten. Selbst 118 Jahre nach Erscheinen von Bram Stokers "Dracula" und fast 50 Jahre nach George A. Romeros Filmschocker "Die Nacht der lebenden Toten" sind sie nicht und nicht umzubringen.

Was heißt, seit 2003 Mel-Brooks-Sohn Max den humorigen "Zombie Survival Guide" herausbrachte, sind die gruseligen Kreaturen lebendiger denn je. Nicht zuletzt, weil im selben Jahr Robert Kirkman und Tony Moore die mittlerweile 139 Ausgaben umfassende Comicreihe "The Walking Dead" starteten. Zu Halloween natürlich. Der Kult war aber erst perfekt, als sich vor fünf Jahren AMC, die TV-Heimat von "Breaking Bad", anschickte, das Genre generalzuüberholen – eben mit der TV-Serie zu "The Walking Dead".

Keine Kost für sensible Naturen. Hier wird geängstigt, gefürchtet und gemeuchelt, was die Special Effects hergeben. Und das kommt offenbar an. In den USA erreichte die erste Episode der fünften Staffel mehr als 17 Millionen Zuseher. Bei uns ist die Serie rund um eine Gruppe von Menschen, die nach der Apokalypse als Überlebende in einer Welt voller Zombies bestehen muss, via RTL2 und FOX zu empfangen. Die Sender schürten von Anfang an das Interesse – mit Marathons zu Halloween oder mit Merchandising-Artikeln wie T-Shirts, Action-Figuren, Sandalen und Poster.

Einer der Hauptverantwortlichen für diesen Erfolg ist der 48-jährige Comic-Künstler Charlie Adlard. Der in Shrewsbury bei Birmingham lebende Brite zeichnet seit zehn Jahren an dem so komplex wie virtuos erzählten Düsterdrama. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Der erzählte der Stargast der "Vienna COMIX" – dem wichtigsten Fan-Event in Wien für Comics, Figuren, Manga, Star Wars & Co – was sein nächstes Projekt wird.

freizeit: Sie zeichnen seit zehn Jahren an der Zombie-Reihe „The Walking Dead“. Arbeiten Sie jetzt auch gerade an einem neuen Albtraum?

Charlie Adlard (lacht): Ich kriege dadurch keine Albträume. Für mich sind es nur Striche auf Papier.

Es heißt, Sie stießen zu „Walking Dead“, als sie dessen Autor Robert Kirkman einmal fragte, ob Sie schnell einen „small zombie comic“ übernehmen könnten. Und jetzt haben Sie schon tausend Seiten gezeichnet!

Ich hätte auch nie daran gedacht, wie umfangreich das wird. Aber das denkt man nie.

Es geht hier darum, dass eine Gruppe von Menschen gegen Heerscharen von Zombies ums Überleben kämpft. Lässt sich das auch auf weiteren 1.000 Seiten erzählen?

Keine Ahnung. Amerikaner nennen das die „64.000 Dollar-Frage“. Derzeit ist jedenfalls kein Ende abzusehen.

Sie sind Engländer. Zombies aber sind eher ein amerikanisches Ding. Haben Sie auch mit der TV-Serie zu tun?

Nein, das würde gar nicht gehen. Ich lebe und arbeite in England, gedreht wird in Georgia, USA. Ich lasse sie mit meinem Segen arbeiten und tue das, was ich kann: zeichnen.

Gibt es Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Comics?

Nicht zwischen England und den USA. Wir greifen all das auf, was in den States geschieht. Das ist ja das Seltsame: Vom europäischen Kontinent trennt uns nur ein 21 Meilen schmaler Kanal, von den USA immerhin der Atlantik. Doch was sich in den Comic-Hochburgen Belgien und Frankreich tut, ist in England relativ unbekannt.

Nach dem Attentat auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ haben auch Sie eine Karikatur im Andenken an die Ermordeten beigesteuert. Warum?

„Walking Dead“ beschäftigt sich mit Toten, besser gesagt Untoten. Aber wichtiger noch, es handelt weniger von Gewalt als von Menschen und der ständigen Entwicklung ihrer unterschiedlichen Charaktere. Es gibt darin zwar keine politischen Anspielungen und Verweise. Aber ich bin strikt gegen Zensur. Daher berührte mich auch der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ sehr.

Falls „Walking Dead“ doch einmal ein Ende finden sollte: Haben Sie Pläne für eine weitere Graphic Novel?

Robert (Kirkman) und ich sprachen über eine Story, die wir im Stil französischer Graphic Novels machen wollten. Hardcover, großformatig, 48 bis 64 Seiten dick. Arbeitstitel: „The Passenger“. Ein Sci-Fi-Thriller, der vorwiegend auf einem Raumschiff spielt. Für mich absolutes Neuland. Robert ist noch am Schreiben.

Graphic Novel und eBook, geht das?

Ja. Als das iPad kam, dachte ich, genau das ist es! „Walking Dead“ verkauft sich auch als eBook echt gut.

Vienna COMIX: Der Kult-Event für Comicfans findet von 18. bis 19. April in der MGC-Halle, Wien 3, Modecenterstr. 22 statt. www.viennacomix.at

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