Süße Früchtchen

Weiß und üppig: Obst und Wein gedeihen im Burgenland besonders gut: Donnerskirchen ist der Ausgangspunkt des Kirschblütenweges
Die Obstgärten am Fuß des Leithagebirges verwandeln sich in diesen Tagen in ein weißes Meer: Die Kirschblüte verzaubert eine Region. Lesen Sie, was das Besondere an Kirschen ist und warum die ersten Früchte des Jahres hier einfach die besten sind.

Wenn Simon Tötschinger, der junge Imker aus Jois, in den nächsten Tagen seine Bienenstöcke besucht, wird es summen und brummen. Sie stehen inmitten von riesigen Kirschgärten zwischen Leithagebirge und Neusiedler See. Wenn der lange Winter endlich vorbei ist und die Bäume sich in Vollblüte befinden, beginnt für Tötschinger die arbeitsreiche Zeit. Für seine Bienen sowieso. Und das, obwohl sie es nicht weit zu ihrer Nahrungsquelle, den zart duftenden Kirschblüten haben. Um ein Kilo Honig zu produzieren, müssen die Bienen 14 Millionen Blüten besuchen und eine Flugstrecke in der Länge von sechs Erdumrundungen zurücklegen. Für gut zwei Wochen verwandeln sich Teile des Burgenlandes in ein weißes Blütenmeer. „Bienen sind blütentreu“, sagt Tötschinger. Das bedeutet, dass die Insekten, so lange sie ausreichend Nahrung finden, immer die gleiche Pflanze anfliegen. Erst wenn die Kirschen verblüht sind, wechseln sie zu Akazie und Raps, später zu den Sonnenblumen. Drei Kilometer reicht der Flugradius einer Biene. Und wenn der Imker gleich nach der Blütezeit schleudert, erhält er sortenreinen Honig. Ab Mai kann dieser dann bereits ins Glas gefüllt werden. Der Frühlingsblütenhonig ist sehr traubenzuckerreich und kristallisiert zu einem hellen Cremehonig mit zartem Aroma. „Ein schüchterner, feiner Gentleman“, meint der Imker. Im Gegensatz dazu sind die „Sommerhonige“ fruchtzuckerreich und flüssig.

Die Kirschsorten tragen seltsame Namen. Sie heißen Kleine Schwarze, Dönissens Gelbe, Knackige aus Purbach, Blaue Donnerskirchner, Die Zarte, Blitzling und Schwarze Joiser Herzkirsche. Insgesamt 18 Kirschsorten gibt es hier, acht davon sind typisch für die Region. Fünf Ortschaften sind es, in denen die Kirschblüte besonders üppig ist: Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn, Winden und Jois. „Früher gab es in dieser Gegend noch 50.000 Bäume. Heute sind es nur noch rund 8.000“, sagt Rosmarie Strohmayer vom Verein Leithaberger Edelkirsche. Früher standen in jeder Weingartenreihe -zig Kirschbäume. Doch als man begann, die Rebzeilen mit dem Traktor zu befahren, um sich Arbeit zu erleichtern, waren die Bäume im Weg und wurden gefällt. Und das, obwohl bis zum Zweiten Weltkrieg kleine Gemeinden wie Jois der süßen, roten Frucht ihren Wohlstand verdankten. Die „Schwarze Joiser Edelkirsche“ findet sich heute noch im Wappen des 1.500-Einwohner-Ortes am Fuß des Leithagebirges.

Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann auf dem „Kirschblütenweg“, durch Obst- und Weingärten die Schönheit der pannonischen Landschaft genießen. Der 48 Kilometer lange Rundkurs beginnt in Donnerskirchen und verbindet die fünf Kirschengemeinden. Jetzt, zur Blütezeit, aber nicht minder reizvoll, wenn die Früchte rot und reif sind. Auch hier liegen die Burgenländer vorne: Die ersten Kirschen gibt es in aller Regel schon in der letzten Maiwoche, früher als anderswo in Österreich. Schuld daran ist das spezielle Klima, das der Neusiedler See schafft: Tagsüber erwärmt die Sonne den See, in den kühlen Nächten gibt er die Wärme wieder ab. Das tut dem Wein gut – und den Kirschen.
Alle, die gern Kirschen essen, sollten sich nicht zu lange Zeit lassen. Die frühreifen Früchtchen sind nämlich die besten. Da die Fruchtfliegen erst später ausschwärmen, sind die Kirschen Ende Mai garantiert wurmfrei. Und das ohne chemische Hilfsmittel.

  • Der Kirschblütenweg zwischen Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn, Winden und Jois bietet einen herrlichen Rundblick und ist mit dem Rad in 2,5 bis 3 Stunden zu bewältigen. Der Einstieg ist in jedem Ort möglich. Beim Naturparkwandertag nach Breitenbrunn werden schon blühende Adonisröschen, Schwertlilien und Kuhschellen zu sehen sein. Start: Sonntag, 12. April (8.30h Jois, 9h Donnerskirchen, 10h Purbach und Winden).
  • Die Kirschblüte lässt sich auch in Oberösterreich bewundern, etwa auf dem 11,5 km langen Kirschblütenweg im Naturpark Obst-Hügel-Land. (Gehzeit 4 Stunden, Ausgangspunkt Parkplatz Schartener Höhe oder Ortszentrum Scharten).
  • Ob es sich noch auszahlt, wegen der Marillenblüte in die Wachau zu fahren, lässt sich mithilfe der Webcam auf www.donau.com feststellen. Die ersten rosa Knospen sind schon zu Ostern aufgesprungen. Auch in Österreichs größter Marillengemeinde, Kittsee im Burgenland, blüht es bereits.
  • Für die Apfelblüte ist es sicher noch nicht zu spät: In Südtirol wird der Beginn für Mitte April erwartet und in der Steiermark eher gegen Ende April. Das Apfelblütenfest in Puch/Steiermark startet am Sonntag, dem 26. April um 9h.
  • Wo der Honig herkommt: Erlebnisführung mit Imker Simon Tötschinger am Samstag, dem 18. April um 15h, Jois, Obere Hauptstr. 17. www.lylys.at
  • Alles Gute von der Kirsche: Sämtliche Produkte von der Leithaberger Edelkirsche – vom Chutney über Konfekt und Saft bis zum Schnaps – gibt es in Purbach im Haus am Kellerplatz (täglich von 9-19h). www.haus-am-kellerplatz.at

    www.genuss-region.at

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