Catwoman

Gefühle hat man, zeigt man aber nicht. Zumindest wenn man Karl Lagerfeld heißt. Seit jedoch die kleine Choupette in sein Leben getreten ist, gelingt dem Herrscher der Mode die gefühlskalte Pose immer seltener ... Rückblende: Weihnachten 2011 bekam er das damals vier Monate alte Red-Point-Birma-Kätzchen von seinem damaligen Lieblingsmodel, Baptiste Giabiconi, aus Urlaubsgründen zur Aufbewahrung. Verliebte sich sofort unsterblich in die blauäugige Schönheit, bekam sie schließlich geschenkt und bedauerte bald darauf öffentlich, dass Menschen Tiere nicht heiraten können. Seither wohnt Choupette, auf Deutsch „die Süße“, mit dem Designer in dessen Pariser Wohnung. Sie weckt ihn nach siebenstündigem Schlaf, indem sie sein Gesicht beschnuppert. Isst aus silbernen Schüsselchen auf dem Tisch mit ihm. Und wird nur in exklusiv für sie angefertigten Goyard- und Vuitton-Taschen sowie im Privatjet transportiert. Zwei eigene Angestellte, Françoise und Marjorie, sind nahe der Lagerfeld’schen Residenz einquartiert und kümmern sich abwechselnd um die Mieze, wenn der Mode-Zar abwesend ist. Und damit der vielbeschäftigte Daddy jederzeit weiß, wie es seiner Diva geht, führen die Cat-Sitter über jede Pfotenbewegung Buch.

Künstler Benoît Leroux setzte Karl Lagerfeld sehr vielsagend die Katze auf den Kopf.

Nachdem eine gewisse Ashley Tschudin unter Twitter.com/ChoupettesDiary einen Choupette-Account eröffnete, autorisierte Karl Lagerfeld diesen im Juni 2012. In der Zwischenzeit hat die Mieze fast 40.000 Follower – die am 19. August, dem Geburtstag von Coco Chanel, zum Beispiel lesen konnten: Joyeux Anniversaire Mommy #CocoChanel! Am 20.: 11 Photos of „Mommy“ #CocoChanel You’ve Never Seen Before (B/c I’ve been hiding them in our family album.) Ende 2013 brachte der Modekaiser zudem eine „Choupette Capsule Collection“ in seine Geschäfte. Mit Begeisterung kauften Fans stilisierte Katzen-Taschen, -Kappen oder -iPad-Hüllen. Die neue Kollektion kommt im November. Choupette schmückte auch schon die Titelseiten bekannter Modemagazine: In den Armen von Linda Evangelista die Vogue, mit einem katzenohrverzierten Daddy Lagerfeld Harper’s Bazaar. Bald wird sie auch als Testimonial einer Make-up-Kooperation von Shu Uemura mit Karl Lagerfeld, „Shupette“ genannt, auftauchen. Motto: Katzenaugen sind hip. Wer noch mehr über Lagerfelds tierische Tochter wissen will, kann sich auf den 22. September freuen. Da kommt „Choupette – The Private Life of a High-Flying Fashion Cat“ mit hinreißenden Fotos von Karl Lagerfeld (vorerst leider nur auf Englisch) auf den Markt. Blickt man ihr darin auf Seite 5 in die Augen, wird man von der Papierversion schon schwach und kann Daddy Lagerfelds Ergebenheit nur zu gut verstehen. Man erfährt, was Choupette mag (ihrem Daddy die Bleistifte vom Tisch werfen) und was sie nicht mag (Parfum, Opern). Man kann Rezepte, die in bekannten Pariser Lokalen für sie zubereitet werden („Deconstructed ,Choupette’ Club Sandwich“ vom Café de Flore) nachkochen und huldigende KL-Zitate nachlesen. Man begegnet zudem berühmten Künstlern (Jean Cocteau, Doris Lessing) und deren Katzenaffinität und taucht zwischendurch immer wieder in diese tiefblauen Augen ein ...