Jetzt wird's heiß: Abenteuer auf dem Vulkan
Es ist heiß, ziemlich heiß, bis zu 1.200 Grad Celsius. Und es ist gefährlich, beinahe lebensgefährlich. Wenn man bis an den Rand des Vulkans gerät, versengt einem die Hitze glatt die Augenbrauen. Und dann erst das Lava.
Die Gase schnüren einem die Kehle ab. Warum in aller Welt würde man sich also diesem Schauspiel aussetzen? Weil einen das Virus gepackt hat, das Vulkan-Virus. So wie Adrian Rohnfelder. Der Landschafts- und Reisefotograf aus Bad Homburg ist seit seiner Kindheit nie ohne Kamera unterwegs. Und nie ohne den Antrieb, Unmögliches zu wagen. Und zu schaffen.
Rohnfelder ist einer vor jenen Menschen, die sich ganz nah an jene Berge herantrauen, die Besucher durchaus mit einem Grollen besuchen können. Die Bezeichnung "Berge" ist dabei schlicht untertrieben. Diese Gesteinsformationen gleichen mitunter feuerspeienden Riesen, spektakulären Zeugen der Milliarden Jahre alten Geschichte der Erde.
Respekt ist angesagt, wenn man in ihre Nähe kommt. Wenn einmal einer ausbricht, hilft nur mehr die Flucht. Adrian Rohnfelder, dreifacher Familienvater und beileibe kein Hasardeur, blieb das erspart. Zum Glück. Aber die selbstauferlegte Mission, die sieben höchsten Vulkane der Welt zu besteigen, glich trotzdem eher einer Tortur als einem Spaziergang. Für diesen Fotoband war er mit dem Fahrrad – einem E-Bike von Scott – hoch über den dampfenden Regenwäldern im Kilimandscharo-Massiv unterwegs; er durchquerte die drückende Hitze der Atacama-Wüste in Chile, wagte sich unter dramatischen Umständen auf den Gipfel des Orizaba in Mexiko und setzte sich der klirrenden Kälte im Niemandsland der Antarktis aus.
Freizeit: Für einen Amateurbergsteiger war dieses Programm ja schier unmöglich. Wie haben Sie sich auf diese Extremreisen vorbereitet?
Adrian Rohnfelder: Als ich auf das „Volcanic Seven Summits“ Projekt gestoßen bin, war mir sofort klar, das ist genau MEIN Projekt, mein Traum vom Unerforschten. Ich habe dann ehrlicherweise gar nicht groß weiter darüber nachgedacht, sondern einfach gemacht und geschaut wohin das führt und wie weit ich komme :-) Zudem bin ich grundsätzlich mit einer positiven Grundeinstellung unterwegs und gehe erst einmal immer davon aus, dass die Dinge schon irgendwie klappen werden.
Training in den Alpen
Das heißt nicht, dass ich völlig unvorbereitet in diese anstrengenden und definitiv nicht ungefährlichen Expeditionen „gestolpert“ bin. Ich absolvierte im Vorfeld mehrere Trainings in den Alpen rund um das Bergsteigen, insbesondere in Eis und Schnee wie auch einige Technikkurse mit dem e-MTB im Hinblick auf die Kilimandscharo-Befahrung. Eine extreme Herausforderung waren natürlich auch die Höhen um 6.000 Meter, für die ich mich vor jeder Tour in einem entsprechenden Höhenzelt vorakklimatisiert habe.
Und ganz wichtig, ich war nie alleine sondern immer nur mit Profis unterwegs. Bei den meisten Touren habe ich mich sogar in die schützenden Hände eines zertifizierten europäischen Bergführers begeben - unter der Regie der österreichischen Agentur „Furtenbach Adventures“.
Dazu kenne ich meine persönlichen physischen wie auch psychischen Grenzen sehr gut und gehe niemals aus falschem Ehrgeiz über diese hinaus. Ich breche lieber ab, wenn es für einen „Amateur“ zu gefährlich wird
Wie haben Sie überhaupt diese Hitze angesichts der Lava ausgehalten?
Die sieben Vulkane der „Volcanic 7 Summits“ sind zum Glück - oder auch leider - nicht aktiv. Trotzdem war es auch dort, vor allem aufgrund der Höhe, sehr wichtig jeweils ausreichend überlebensnotwendige Wasservorräte mitzuschleppen. Lieber hatte ich daher auch schon einmal ein Objektiv weniger mit im Gepäck als an einer Trinkflasche zu sparen. Auf aktiven Vulkanen komme ich aus Sicherheitsgründen sehr selten so nah an die frische und heiße Lava heran, dass ich diese Hitze tatsächlich spüren kann - bisher eigentlich nur ein einziges Mal am Lavasee Erta Ale in Äthiopien mit seinen von uns gemessenen brodelnden 1.200 Grad. In der Regel ist es auf diesen meist hohen Bergen eher kühl, und nur die feurige Show lässt es mich warm um mein Herz werden.
Für dieses Projekt waren Sie in der weiten Welt unterwegs. Kommen Sie überhaupt noch auf Touren, wenn der Ätna wieder einmal bebt? Oder ist so ein kleiner Vulkan mittlerweile unter Ihrer Würde?
Es fällt mir immer wieder sehr schwer von größeren Ausbrüchen - nicht nur am Ätna - zu lesen und nicht sofort losziehen zu können. Ich ertrage es manchmal sogar kaum, mir die jeweiligen Bilder anzuschauen - wie z.B. neulich von dem faszinierenden, leider aber auch tödlichen, Ausbruch des Anak Krakatau auf Indonesien. Aktive Vulkane werden definitiv nie „unter meiner Würde“ sein. Aber auch bei nicht aktiven Vulkanen faszinieren mich eher die Form, Lage und Historie denn die Höhe. Wie bereits erwähnt, mir geht es um heiße Bilder und nicht um sportliche Höchstleistungen.
Wie viele Minuten brauchten Sie jeweils, um die Kamera zu positionieren?
Ich bin mit einer leichten und sehr robusten Olympus-Ausrüstung unterwegs, damit ich bei „Action“ jederzeit schussbereit sein kann. Wenn ich in Richtung natürliches Feuerwerk unterwegs bin, stelle ich die Kamera bereits im Vorfeld entsprechend ein und packe Stativ und weitere Ausrüstung in Griffweite, um direkt nach der Ankunft bei einem feurigen Motiv sofort abdrücken zu können. Bisher ist es mir erst ein einziges Mal - in Kamtschatka in Ost-Russland am Shiveluch Vulkan - passiert, dass mich eine Eruption noch im Aufbau erwischt hat und meine ersten Fotos daher leider nicht ganz scharf geworden sind.
Was ist Ihr nächstes Projekt? Angesichts dieser Bilder möchte man glauben, der Mars?
Das ist gar nicht so abwegig. Mein großer Traum ist in der Tat ein Flug ins Weltall - zwar nicht sehr realistisch, aber trotzdem habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Deutlich näher liegend ist das Projekt „Himmel und Hölle“. Gemeinsam mit dem Landschafts- und Wetterfotografen Dennis Oswald möchten wir unsere Leidenschaften für die Naturgewalten und extreme Landstriche in einem Vortrag, in Ausstellungen und hoffentlich auch wieder einem einmaligen Bildband vereinen. Also Vulkane in Kombination mit Tornados und Gewittern, dazu einsame Wüsten und eisige Gipfel. Ich selber werde dazu zum einen voraussichtlich im Juni für ein paar Tage in die USA reisen, zum anderen werde ich nach jetzt zwei Jahren ohne Feuerwerk wieder häufiger als „Lavajäger“ unterwegs sein.
Vielen Dank für das Gespräch. Und viel Glück!
„Volcanic 7 Summits, Mein Traum vom Unerforschten“, von Adrian Rohnfelder, Verlag te Neues, 200 Seiten, 60 Farbfotografien, 41,20 €.
Ab 15. April im Buchhandel
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