Jetset: Total versaut

Jetset: Total versaut

Skandalfilme als Publikumsmagneten: Kaum haben die Kinobesucher Lars von Triers „Nymphomanic“ verdaut, fällt der Startschuss für „Schoßgebete“. Grund genug, sich die anrüchigsten Filme von gestern, heute und morgen anzusehen.

Kommenden Freitag ist es so weit. Kultautorin Charlotte Roches zweites semi-biografisches Werk kommt in die Kinos. In „Schoßgebete“ geht es um ein Ehepaar (Foto), das sich als Gegenstrategie für Untreue gemeinsame Bordellbesuche verordnet hat. Der Kunstgriff, Tabus zu beschreiben, erwies sich beim Buch mit mehr als einer Million verkaufter Exemplare als Erfolgsgarant. Das erhofft man sich auch vom Film, wo die Ansteckung mit Fadenwürmern innerhalb der Familie nicht ausgespart wird. Das verhindert zwar ein „Auswärtsvögeln“ – allerdings nur vorerst.

Jetset: Total versaut
Filmszene Schoßgebete

Jürgen Vogel und Lavinia Wilson spielen in „Schoßgebete“ ein Ehepaar, das sich zum Ziel gesetzt hat, das Liebesleben frisch zu halten – mit ungewöhnlichen Methoden

Das Motto für die Verfilmung des Millionen-Bestsellers von E. L. James: Lassen Sie sich fesseln! Die erotische Beziehung von Christian Grey und Anastasia Steele taumelt zwischen Kitsch und Sadomaso. Am Valentinstag 2015 werden auch Kinobesucher wissen, ob aus sexueller Obsession Liebe werden kann.

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Im August 2013 kam Charlotte Roches erstes Skandalbuch auf die Leinwand. Eine junge Frau und ihr offener Umgang mit dem eigenen Körper, Sexualpraktiken und eher private Themen wie Eiter, Sperma, Hämorrhoiden, Menstruation und Selbstbefriedigung. Wer will so etwas sehen? Eine Million Besucher. Darüber lesen wollten sogar noch um 300.000 mehr.

Sadomaso als Dauerbrenner: Auf Basis des gleichnamigen Romans von Dominique Aury schildert „Die Geschichte der O“ die freiwillige Unterwerfung einer Pariser Modefotografin (Corinne Clery). Aus Liebe zu ihrem Freund René (Udo Kier) lässt sie sich in der Kunst der „Disziplinierung“ ausbilden. Der Film löste 1975 in mehreren Ländern heftige Kontroversen aus. In Neuseeland soll er noch heute verboten sein.

Soft-Sex at it’s best aus dem Jahr 1974: Emmanuelle (Sylvia Kristel, die in fünf von sieben Filmen die Hauptrolle spielte) reist zu ihrem Ehemann Jean, der in Thailand als Diplomat tätig ist. Aufkommende Langeweile und sexuelle Unerfahrenheit bilden den Ausgangspunkt für jede Menge erotische Abenteuer mit Mann und Frau. Die Buchreihe, die 1959 unter dem Pseudonym Emmanuelle Arsan veröffentlicht wurde, hatte einen intellektuellen Touch: Zumindest im ersten Band wurde jedem Kapitel das Zitat eines Philosophen von Ovid bis Nietzsche vorangestellt und eine spezielle Philosophie des Erotismus propagiert: Ein freisinniger Umgang der Geschlechter miteinander, bei dem Eifersucht, Monogamie oder sexuelle Tabus als Schwäche ausgelegt wurden.

So ändern sich die Zeiten. Die Verfilmung des Romans „Erinnerungen an eine Liebesaffäre“ von Elizabeth McNeill floppte 1986 in Amerika, während sie weltweit 100 Millionen Dollar einspielte. Dabei erinnert die Story stark an „50 Shades of Grey“, das mit ähnlichem Inhalt von den mittlerweile offenbar weniger prüden Amis als Buch millionenfach gelesen wurde und als Film sehnlichst erwartet wird. 9 1/2 Wochen schildert die sexuelle, teils sadomasochistische Affäre zwischen dem reichen Börsenmakler John (Mickey Rourke) und der Kunstgaleristin Elizabeth (Kim Basinger). Unvergesslich die Szene, in der sich Elizabeth auf Johns Wunsch von einer Prostituierten verwöhnen lassen soll. Der Anfang vom Ende.

Der 45-jährige Amerikaner Paul (Marlon Brando) versucht gerade den Selbstmord seiner Frau zu verarbeiten, als er der 20-jährigen Französin Jeanne (Maria Schneider) begegnet. Von nun an treffen sie einander regelmäßig in einer Wohnung, um miteinander zu schlafen (und ein bisschen zu reden). Der Skandal um die drastischen Sexszenen blieb 1972 nicht aus. Regisseur Bernardo Bertolucci bescherte der Erotik-Streifen nach der Klage eines Zuschauers eine zweimonatige Haftstrafe auf Bewährung. Das Schmerzens- geld: 50 Millionen Dollar Einspielergebnis.

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