Multimedia: Star der Woche
"Ich mag Soul und ich mag Electronics und ich mag Pop - warum sollte man sich für das eine oder andere entscheiden?", sagt Jessie Ware, wenn man sie darauf anspricht, wie sie, die doch aus der Londoner Underground-Electronics-Szene kommt, wo der fette Bass mehr zählt als ein radiotauglicher Song, den Spagat zwischen "hip" und "mainstream" schafft.
Sie sagt das ohne Trotz oder auch Genervtheit. Als ernstgemeinte Info, weil es halt so ist. Recht hat sie. Und so kommt es, dass sie sie mit SBTRKT oder Disclosure genau so glaubwürdig die angesagtesten Clubs rockt, wie sie die zartesten und dramatischsten Balladen für ein Millionenpublikum singt.
Dabei hatte Jessie eigentlich ganz andere Pläne...
Ursprünglich wollte die Londonerin, die gemeinsam mit Florence Welch (Florence and the Machine) auf einem Elite-Gymnasium die Schulbank drückte, und auf der Sussex University ihren Abschluss in Englischer Literatur machte, Journalist werden. Wie ihr Papa. "Aber das ist ja viel kompetitiver als Musik zu machen. Das war einfach nichts für mich. Wahrscheinlich war ich auch einfach nicht gut..." Dass (Musik-)Journalisten oft selbst gescheiterte Musiker sind hört man ja oft und gerne. Und ich kann es selbst auch tatsächlich nicht völlig abstreiten. Aber dass eine gescheiterte Journalistin Musikerin wird, ist dann doch eher selten...
Davor mühte sich Jessie allerdings noch einige Zeit durchs harte Reporterleben. Bei einer jüdischen Stadtzeitung, als Sportjournalistin - und landete schließlich bei der TV-Produktionsfirma "Love Productions". Dort teilte sie sich den Schreibtisch mit einer Kollegin, die ein Die-Hard-Twilight-Fan wurde. "Sie war wirklich nett und ich machte mir Sorgen, weil sie irgendwann immmer dünner und dünner wurde. Twilight, Twilight, sie konnte einfach nicht aufhören, nahm sich nicht einmal Zeit, etwas zu essen." Jessies Kollegin schrieb sich in jeder Minute ihrer Freizeit die Finger in sämtlichen Fanforen wund - und erfand schließlich selbst eine Story. "Sie gab mir oft ein paar Seiten zum Lesen. Ich wurde jedes Mal rot - es war sooo..." Eines Tages kündigte die Kollegin. Das nächste Mal sah Jessie sie in einer Talkshow im Fernsehen. Als Autorin von "50 Shades of Grey". Es war Erika Leonard. "Ich hab mich so für sie gefreut! Das ist doch eine unglaubliche Story, sie schreibt einfach einen Bestseller, direkt neben mir."
Durch Zufall rutschte Jessie Ware schließlich ins Musikbusiness. Schulfreund Jack Penate fragte, ob sie bei einer seiner Aufnahmen Background singen möchte. Das hörte dessen Labelkollege Aarone Jerome, besser bekannt als SBTRKT. Und wollte ebenfalls mit ihr arbeiten. So wie der geniale Sampha. "Von mir aus hätte ich gerne Studiomusikerin bleiben können. Ich mochte das, es ist so anonym." Das Plattenlabel sah in ihr allerdings schon die Diva, die sie tatsächlich werden würde. Nur mit den Songwritern und Producern klappte es vorerst überhaupt nicht. "Ich weiß nicht, die Situation machte mich einfach zu nervös. Mit einem wirklich netten Typen sprach ich ewig über unsere gemeinsame Liebe zu Sade und Soul II Soul, weil ich Angst hatte, anzufangen. Als er sich dann ans Klavier setzte und meinte ,Los geht's' lief ich ins andere Zimmer und heulte wie ein Schlosshund."
Erst mit Dave Okumu von "The Invisible" änderte sich alles. "Er ist su unglaublich warm und freundlich und einfühlsam." Mit ihm produzierte Jessie Ware ihr gefeiertes Debüt-Album "Devotion". Mit ihm, Benzel, Julio Bashmore, Miguel, Dev Hynes und einigen anderen Kapazundern schrieb und produzierte sie ihr neues Album "Tough Love", mit dem sie endgültig zum britischen Superstar werden solte. Und das völlig zu Recht.
5.11. Wiener Neustadt, 18.30 Uhr
Sub , Singergasse 6-8, www.sub.at
Renato Unterberg, Le Toy, My Glorious, The Makemakes, Phoebe Violet, Sara Köll, Sequoia La Deil, Celina Ann, Samira Dadashi, Hadu, Wiener Blond.
6.11., Graz, 18.30 Uhr
Generalmusikdirektion Grieskai 74a, www.generalmusikdirektion.at
Hoda, Marina Zettl, Mika Vember, Martin Klein, Chili da Mur, Lisa Aberer, Lena Mentschel, Die!, Coy, Calim, Folkshilfe, Lisa Klammer
7.11., Wiener Neustadt, 18.30 Uhr
Sub, Singergasse 6-8, www.sub.at
ag:ness, Propella, Mizgebonez, Jessie Goldsmith, Let's Go Radio, At Pavillon, Oh I Taste The Queen, Yasmani, Wende Punkt, Su'sis, Zoe, Vitruv, Fishing For Brains, Bob Robinson
KOMMANDO ELEFANT: Ich find’ dich seltsam – Die neue Single unserer anarchischen Melancholiker und romantischen Partytiger. Fetzt.
MIKA VEMBER: Easy As Pie – Ein Song wie einer dieser Sommer, die’s nur in unserer Erinnerung gibt.
KARUAN: Chocolate Distance – Perfekter Pop.
Mit einer Prise magischer Gewürze aus dem Orient.
MY NAME IS MUSIC: Straight And Simple – Der lässigste von vielen lässigen Songs des Powerpärchens.
VIECH: Steuermann – Kraftvoll, hymnisch, pathetisch. Und ganz einfach irre gut. Pop aus der Steiermark.
FRANCIS INTERNATIONAL AIRPORT: Pitch Paired – Elektronischer Rock am Puls der Zeit. Besser geht’s nicht.
WENDE PUNKT: Freude, du Zicke – „Halt“, „Verkaufte Zeit“, „3 x täglich“, alle City-Chansons dieser Band sind großartig. Muss man sich wirklich entscheiden?
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