Lilian Klebow über grüne Weihnachten

Lilian Klebow über grüne Weihnachten
Als Kommissarin Penny Lanz hat es Lilian Klebow, 34, in „SOKO Donau“ zum Serien-Liebling gebracht. Nun wird es Zeit für eine neue Rolle. Im März wird sie zum ersten Mal Mutter. Ein Gespräch über Veränderung, Nacktauftritte im TV und das Leben als schöne Frau.

freizeit: Frau Klebow, in drei Tagen ist Heiliger Abend. Gehören Sie zu jenen, die Weihnachten hassen oder lieben?

Lilian Klebow: Ich bin ein totaler Weihnachtsfan. Was mich aber stört, ist, dass es zu einem Konsumrausch-Fest geworden ist. Es fängt schon damit an, dass sich viele fragen, welche Farbe der Schmuck am Baum heuer haben soll. Es ist zur Mode geworden, jedes Jahr neuen Weihnachtsschmuck in der Farbe der Saison zu kaufen. Dagegen spreche ich mich aus. Es ist auch verrückt, was Kugeln heutzutage kosten.

Womit behängen Sie dann Ihren Baum?

Mit dem selbstgemachten Christbaumschmuck von meinem Opa. Er konnte so schön zeichnen. Nach dem Krieg, als es nicht viel gab, hat er Sterne und Schaukelpferde aus Papier gemacht. Meine Mutter hat das alles aufgehoben. Außerdem habe ich alten Weihnachtsschmuck geschenkt bekommen. Ich binde auch gerne Maschen auf den Baum, weil man sie wiederverwenden kann. Aber ich weiß noch gar nicht, ob wir heuer einen Baum haben werden. Der Garten von meinem Schwiegervater ist leider schon voll mit lebenden Tannen aus der Vergangenheit. Es kann also sein, dass wir heuer verzichten und ich stattdessen ein Gesteck umstyle. Unseren Türkranz zum Beispiel recycle ich heuer schon zum vierten Mal.

Was schenken Sie überhaupt, wenn Sie die Konsumwut nicht fördern wollen?

Von meinem Vater kann ich es verraten, weil er in Deutschland lebt und das Interview nicht sieht. Er bekommt einen mit Wasser betriebenen Wecker, der keinen Strom braucht.

Sonst verschenke ich Selbstgemachtes wie „Mincemeat“, für das ich Obst und Nüsse einlege. Da bin ich zwei Tage am Schnippeln. Einige bekommen auch Weihnachtsmarmelade oder Chutney. Das kommt dann in schon vorhandene Gläser, die ich auskoche und mit alten Etiketten verziere. Sie stammen noch aus einer Zeit, wo ich als Schauspielerin Videokassetten verschickt habe.

Wow! Gut durchdacht. Woher kommt ihr Umweltbewusstsein?

Von meinen Eltern. Meine Mutter hat zu mir gesagt: „Du, wir waren für die anderen damals Idioten, weil wir im Reformhaus unser Getreide selbst gemahlen haben und Rad gefahren sind.“ Heute gilt das als hip. Meine Mutter ist da ein großes Vorbild für mich. Sie hat schon damals altes Geschenkpapier aufgehoben. Deshalb reiße ich auch kein Packerl auf, sondern öffne alles vorsichtig.

Sie wirken nicht materiell. Gibt es überhaupt etwas, womit man Ihnen eine Freude machen kann?

Mit Selbstgemachtem. Heute habe ich eine Haube auf, die mir eine Freundin gestrickt hat. So etwas freut mich eigentlich am meisten.

Sie tragen auch sehr viel Schmuck. Wie stehen Sie dazu?

Schmuck mag ich schon, aber das ist bei mir nichts Großes. Für mich muss er eine Geschichte haben. Meistens bringe ich ihn von irgendeiner Reise mit.

Und Ihr Ehering? Viele Frauen wollen doch für die Ewigkeit etwas von Tiffany.

Ich möchte nicht behaupten, dass das damals keine Überlegung war. Aber ich hatte ehrlich gesagt zu viel Angst davor, ihn zu verlieren. Deshalb ist es dann ein einfacher Silberring geworden.

Irgendwo habe ich auch gelesen, dass Ihr Hochzeitskleid 80 Euro gekostet hat.

Das stimmt. Das Kleid 65 € und der Schleier 15 €. Ich habe es in einem Secondhandladen entdeckt, angezogen, zugemacht – und es hat wie angegossen gepasst. Ein sehr schönes, einfaches Kleid aus den 1970er-Jahren. Ich hatte ja die Vorstellung, als Braut so auszusehen, wie Uma Thurmann in „Kill Bill“. Mittlerweile schaue ich wirklich so aus, weil ich jetzt, wie Thurmann im Film, schwanger bin.

- Lilian Klebow

Beruflich erfolgreiche Frauen fragen sich nach dem richtigen Zeitpunkt. Bei Ihnen läuft es mit „SOKO Donau“ sehr gut. War die Entscheidung für ein Kind schwierig für Sie?

Ich habe mir darüber viele Gedanken gemacht und Angst und Panik gehabt. Aber ich hatte in den vergangenen Jahren so viel Glück, hatte tolle Rollen, bin viel gereist, war in Talkshows eingeladen, habe Fotostrecken gemacht – die Rampenlichtfrau ist genug bedient worden. Jetzt ist das Kind einmal wichtig. Auch weil man ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr arbeiten kann. Ich bekomme Kontraktionen, wenn ich länger stehe. Da muss man aufpassen. Vier Stunden am Tag zu arbeiten, geht in meinem Job nicht. Deshalb habe ich schon drei Angebote abgesagt.

Ist Ihnen das schwer gefallen?

Man kann nicht ewig 20 sein. Irgendwann holt dich das Leben ein. Das ist auch okay, weil es sonst langweilig wird. Schwieriger ist der Druck von außen. Es wird oft erwartet, dass man morgen wieder schön sein muss. Cool fand ich, dass die Schwangerschaft von Cynthia Nixon bei „Sex and the City“ nicht verheimlicht wurde. Da hatte sie halt ein paar Kilos mehr. Das wird sich bei mir auch nicht vermeiden lassen, weil ich im nächsten Jahr weitermache. Ich habe bisher nicht extrem zugenommen, aber ein bisschen schon. Für mich ist es auch ein Lernprozess, mich selbst in einer neuen Form zu akzeptieren und zu sagen: Es geht jetzt nicht nur um mich!

Weil wir gerade vom Körper reden: Sie waren im Oktober in der Krimikomödie „Schon wieder Henriette“ im ORF nackt zu sehen. War das eine Überwindung?

Eigentlich war das ein völliger Blödsinn. Es wurden aus dramaturgischen Gründen für meine Rolle Fotos produziert, die dann im Film eingeblendet wurden. Bewegte Nacktbilder hat es nicht gegeben, was gewisse Medien aber so geschrieben haben. Ich habe die Rolle auch angenommen, weil sie spannend war und eine andere, strauchelnde Lilian gezeigt hat.

Ich habe einmal ein Doppel-Interview mit Fritz Muliar und Hilde Dalik geführt, die schon nackt auf der Bühne zu sehen war. Fritz Muliar hat ihr damals geraten, mit den Nacktrollen vorsichtig zu sein.

Hilde Dalik ist vor allem ein wunderbarer Mensch und eine tolle Schauspielerin. Wenn man sie nur danach beurteilt, ist man oberflächlich. Aber ich verstehe schon, was Herr Muliar gemeint hat. Auch bei Romy Schneider wurde ihre Nacktheit fehlinterpretiert. Eigentlich ging es in den französischen Filmen mit ihr ja um die seelische Nacktheit, aber die Zeitungen haben geschrieben: „Romy Schneider nackt in Frankreich“. Ich frage mich, ob das bei einem Mann passieren würde?

Was hat Sie an der Rolle so fasziniert?

Ich wollte etwas Verletzliches, Weibliches spielen – eine Dame aus gutem Hause, was ich sonst nicht tue. Dafür habe ich mit einem Coach auch sehr lange daran gearbeitet. Als meine Agentin dann gesagt, hat, „da hast du einmal etwas ganz anderes gezeigt. Das ist dir und deinem Coach gut gelungen“, hat mich das sehr aufgebaut.

Wer Sie aus „Soko Donau“ kennt, weiß, dass Sie nicht das „Mädchen im Blumenkleid“ sind, sondern eher der Kumpeltyp. Ungewöhnlich für eine schöne Frau. Warum fällt Ihnen diese Rolle leichter?

Eine gute Frage. Ich kann mich noch genau an meinen ersten Tag in der Schauspielschule erinnern. Ich hatte eine Lederhose und Bikerboots an, meine Haare waren dunkelrot. Schon damals hieß es, ich sollte etwas weiblicher werden. Aber aus meiner Schwäche wurde später eine Stärke. Warum funktioniert es bei „SOKO Donau“ so gut? Weil ich die Rolle des Kumpels beherrsche. Mein Mann hat dann einmal gesagt: „Hör auf, den vierten Kerl zu spielen.“ Da habe ich mich schon gefragt: Was verweigere ich da? Was liegt hinter der Schutzschicht des männlichen Humors und der Pragmatik, die ich besitze?

Vielleicht ist es die Angst, als gutaussehende Schauspielerin nur auf das Äußere reduziert zu werden?

Das ist möglich. Ich kann schon die Tendenz dazu feststellen, dass für manche gut und schön ein Widerspruch ist. Ich denke aber, das ist nicht nur bei Schauspielerinnen so. Obwohl das Schönsein oft verlangt wird. Ich habe schon von Regisseuren gehört: „Bitte weine nicht so viel, weil dann bist du nicht so schön.“ Da habe ich mir gedacht: „Fuck off, so eine Aussage ist wirklich blöd. Du reduzierst mich.“ Es muss möglich sein, Hirn zu haben, sexy zu sein und trotzdem ernst genommen zu werden. Das darf sich nicht widersprechen.

In nächster Zeit ist aber nur eine Rolle angesagt – die der Mutter. Wie werden Sie sie anlegen?

Ich weiß nur, dass ich nichts planen kann. Es kommt immer anders, als man denkt. Deshalb sind mein Mann und ich wie immer in der Nichtplanungsphase. Ich weiß auch, dass ich nicht nur Mutter sein werde, mein Leben geht weiter. Mit Kind. Jetzt kommt mal Weihnachten. Wir werden nur im engen Familienkreis feiern oder uns ganz zurückziehen. Das steht noch nicht fest.

Und was wünschen Sie sich für 2014?

Gelassenheit und dass ich dazu fähig bin, mein neues Leben anzunehmen. Und dass mein Kind schnell durchschläft und wir zu dritt viel lachen!

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